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Abschied

Der Corona-Sommer ist vorbei – Diese 12 Dinge vermissen wir schon jetzt

Ein bisschen Herbst-Schmerz ist ja um diese Zeit im Jahr normal. Das Wetter schlägt um, wir vermissen die Wärme, die Freiheit des Sommers. Wobei – der Corona-Sommer 2020 war ja irgendwie anders, gewöhnungsbedürftig. Es war trotzdem nicht alles schlecht. Uns fallen jetzt schon mindestens 12 Dinge ein, die wir am Sommer 2020 vermissen.


Laufen oder Rad fahren und dabei trinken, ohne schief angeguckt zu werden

Corona-Sommer Berliner feiern zuviel? I wo! Spätestens seit dem Corona-Sommer 2020 gehört ein Wegbier zum guten Ton.
Corona-Sommer: Und Berliner feiern zuviel? I wo! Spätestens seit dem Corona-Sommer 2020 gehört ein Wegbier zum guten Ton. Foto: imago images/Kremming

Der Corona-Sommer 2020 hat das Bier unterwegs salonfähig gemacht. Auch wir haben ein Loblied aufs Wegbier gesungen. Endlich galt man nicht mehr als verzweifelter Alkoholiker, wenn man den zehnminütigen Weg von der U-Bahn bis zuhause nicht schaffte, ohne beim Späti Halt zu machen, um sich ein Kindl zu holen.

Genauso wenig wurde man schief angeguckt, wenn man einhändig auf dem Fahrrad fuhr, während man mit der Rechten entschlossen einen Gin Fizz im Pappbecher umklammerte. Trinken to go wurde während des Corona-Sommers solidarisch. Zum einzig Richtigen! Hinsetzen, anstoßen, im schlimmsten Fall noch „Prost“ ausrufen – unverantwortlich. Wenn man keine Maske trägt, könnten im Moment des Mundöffnens Aerosole durch die Luft gewirbelt werden und zu einer Ansteckung führen. Der Pandemie-Frühling und Corona-Sommer war nur mit leicht einem in der Krone durchzustehen.


Knisternden Augenkontakt auf der Open-Air-Party im Corona-Sommer

Corona-Sommer Schau mir in Augen, Kleines: Mundschutze können beim Flirten sogar zuträglich sein.
Schau mir in Augen, Kleines: Mundschutze können beim Flirten sogar zuträglich sein. Foto: imago images/Lorenz

Der viel verhasste Mundschutz richtet unseren Blick unweigerlich auf die Augen unseres Gegenübers. Wir überlegen nicht: Wie sieht sein/ihr Mund aus? Passt die Nase zum Rest? Wir schauen durch die Augen, direkt in die Seele, und stellen so vielleicht unsere Oberflächlichkeit ein bisschen hinten an. Und wenn der erste Schritt getan ist, und irgendwann die Masken fallen, mit 1,5 Metern Abstand versteht sich, kann man nur noch hoffen, dass das Lächeln unter dem Mundschutz uns genauso gut gefällt.

Ja, Mundschutze nerven. Immer noch. Sogar, nachdem wir uns schon fast an sie gewöhnt haben. Aber während des Corona-Sommers durften einige von uns feststellen, dass das Tragen einer Maske beim Flirten sogar zuträglich sein kann. Ob wir jemanden mögen, entscheidet sich häufig daran, ob wir seinen Blick erwidern können, ob dieser uns angenehm ist.


Mit feuchtem Haar auf dem Teufelsberg der Sonne beim Untergehen zuschauen

Unbezahlbare Momente gibt es in jedem Berliner Sommer – ob Corona oder nicht.
Unbezahlbare Momente gibt es in jedem Berliner Sommer – ob Corona oder nicht. Foto: imago images/Contini

Irgendwie war alles anders in diesem Jahr. Und trotzdem gab es einige unbezahlbare Momente – wie in jedem Berliner Sommer. Dieses Gefühl, wenn man mit noch leicht feuchtem Haar auf dem Teufelsberg im Gras saß. Die Luft war warm, eine leichte Brise kitzelte uns wie ein extrem angenehmer, kostenloser Air-Conditioner im Gesicht.

Die Sonne verschwand in Aperol-Spritz-Orange langsam über dem Teufelsberg. Ein Tag am See lag hinter uns. Das Körpergefühl nach dem Schwimmen – einfach unbezahlbar. Gleich erstmal in den Biergarten radeln. Freunde treffen und lachen. Hach, nur noch knapp neun Monate bis zum Sommeranfang.


Das Gefühl, mit seinem fünften Cocktail to go eine gute Tat vollbracht zu haben

Trinken für den Weltfrieden: Support your locals lautete die Devise während des Corona-Sommers 2020.
Trinken für den Weltfrieden: „Support your locals“ lautete die Devise während des Corona-Sommers 2020. Foto: imago images/Xinhua

#Supportyourlocals – das war mehr als nur ein Hashtag, der im Frühling und Sommer 2020 durch die sozialen Medien geisterte. Es war eine gemeinsame Bekenntnis zur Solidarität. Zur gegenseitigen, aufopfernden Unterstützung. Für viele Unternehmer*innen, auch in Berlin, war und ist die Corona-Krise eine existenzielle Bedrohung. Besonders hart traf es das Gastgewerbe. Der Cocktail to go war für viele Berliner Bar-Besitzer also mehr als ein Verzweiflungsakt, die notwendige Konsequenz zur Sicherung ihrer Lebensgrundlage.

Und für uns? War es nie leichter, sich solidarisch zu zeigen! Was gegen die fünfte Weinschorle am Mittwochabend spricht? Verdammt noch eins, nichts! Während man selbst die Corona-Sonderzahlung eingestrichen und seit Beginn der Kurzarbeit mehr oder minder nur auf der faulen Haut gelegen hatte, konnte man wenigstens einmal die Woche etwas Sinnvolles tun. Und wenn es so angenehm ist, jemandem beim Überleben zu helfen: „Einen Moscow Mule to go bitte.“


Im Corona-Sommer das Home-Office in die Sonne zu verlegen

Corona-Sommer Homeoffice in der Sonne machen zu können war einer der größten Vorteile während des Corona-Lockdowns 2020.
Home-Office in der Sonne machen zu können war einer der größten Vorteile während des Corona-Lockdowns 2020. Foto: imago images/Westend61

Es gab von Anfang an diejenigen, die an der Idee des Home Office nur das Negative sahen: Der fehlende, menschliche Kontakt mit den Kolleg*innen könnte zu psychischen Beeinträchtigungen führen, und wie sollte man, ohne den täglichen Weg zur Arbeit, nicht innert Wochen unglaublich dick werden?

Und es gab diejenigen, die sich einen Strohhut aufsetzten, um sich mit einem Eiskaffee und dem Laptop in den eigenen Garten und auf den Balkon zu setzen. Endlich konnte man in Jogginghose oder barfuß arbeiten. Zoomen, Meetings machen und sich dabei die Sonne auf den Pelz scheinen lassen. Bei über 30 Grad ins Büro zu fahren, macht einfach keinen Spaß. Dafür werden wir den Corona-Sommer 2020 vermissen.


Endlich eine Ausrede zu haben – egal für was

Corona-Sommer In Zeiten einer Pandemie hat man fast immer eine gute Ausrede.
In Zeiten einer Pandemie hat man fast immer eine gute Ausrede. Foto: imago images/Panthermedia

Die Grillparty mit unangenehmen Cousine stand an, der Stammtisch mit den Kolleg*innen, die man eigentlich mag. Aber wenn man sich traute, ehrlich zu sich selbst zu sein, wollte man einfach nur in der Hängematte liegen, Trash-TV schauen und einen Vino auf Eis leeren. Der Ausnahmezustand während der Hochzeit der Corona-Krise 2020 konnte glücklicherweise als Ausrede für – fast – alles herhalten.

„Tut mir leid, aber der R-Wert liegt ja schon wieder bei knapp 2. Und überhaupt: Meine Tante Uschi hat mit der Lunge zu tun und ich sehe sie nächste Woche zum Kaffeeklatsch. Ich glaube, es ist im Interesse aller, wenn ich heute nicht komme. Auch, wenn ich sehr, sehr gerne gekommen wäre.“ Und danach hieß es: Zurücklehnen und erstmal Fünfe gerade sein lassen.


Zeit zu haben

Corona-Sommer Heute mach ick nüscht: Während der Kurzarbeit hatten einige von uns ungewollt viel Zeit zur Verfügung – auch ein Luxus.
Heute mach ick: nüscht. Während der Kurzarbeit hatten einige von uns ungewollt viel Zeit zur Verfügung – auch ein Luxus. Foto: imago images/Rothermel

Zugegeben, irgendwann fehlte die körperliche und geistige Betätigung dann auch. Und für die allermeisten Unternehmen war die Kurzarbeit keine Luxus-Entscheidung, sondern eine Maßnahme, die das wirtschaftliche Überleben sicherte. Für manche*n Arbeitnehmer*in jedoch, vorausgesetzt, es gab keine ernstzunehmenden finanziellen Sorgen, war die Portion extra Zeit, die uns in diesem Corona-Sommer geschenkt wurde, alles andere als unangenehm.

Einige von uns fingen aus Nervosität damit an sich neue Hobbys zu suchen. Andere sortierten, archivierten, filetierten. Und andere nutzen die neu gewonnene Zeit einfach nur, um sich zu entspannen und die Gunst der Stunde zu genießen. Eine Ausnahmesituation, wie wir sie im Frühling und Sommer 2020 erlebt haben, im Rahmen des Lockdowns, wird hoffentlich nicht so schnell wiederkommen. Trotzdem: Erstmal eine Runde schlafen und danach ins Bett, das hatte schon was.


Sich der ganzen Schönheit des Berliner Sommers umso mehr bewusst zu sein

Corona-Sommer Der Berliner Sommer wirkte umso schöner, nachdem im Frühling einige Wochen in einsamer Quarantäne verbracht hatte.
Der Berliner Sommer wirkte umso schöner, nachdem im Frühling einige Wochen in einsamer Quarantäne verbracht hatte. Foto: imago images/Hoch Zwei Stock/Angerer

Ausgangssperre. Ist ein fieses Wort, wenn die Sonne es endlich geschafft hat den unbarmherzig grauen Berliner Winter zu verschlucken. Wenn man nur noch raus will, aber nicht darf. Bein zeigen, Kaltgetränke kaufen, umher schawenzeln, alle Gerüche des Frühlings und Sommers inhalieren. Als die Corona-Regeln im Frühsommer nach und nach gelockert wurden, wussten wir Berliner*innen es umso mehr zu schätzen.

Die Stadt verwandelte sich, wie in jedem Jahr, zwischen Januar und Mai, von einem grauen Haufen in ein bunten Berg, auf dessen Gipfel man stehen wollte, in der Linken ein Eis, in der rechten einen eisgekühlten Drink. Aber in diesem Jahr war alles, nach Wochen der einsamen Quarantäne, noch viel schöner. Verzicht ist manchmal so etwas Gutes.


Leere U-Bahnen

Corona-Sommer Die leeren U-Bahnen (Sorry, BVG) waren eine der wenigen positiven Begleiterscheinungen der Corona-Krise.
Die leeren U-Bahnen (Sorry, BVG) waren eine der wenigen positiven Begleiterscheinungen der Corona-Krise. Foto: imago images/Spicker

Es gab in diesem Berliner Sommer natürlich viele Momente, in denen die AHA-Regeln unsere Geduld und Laune auf die Probe stellten. Momente, in denen der Sicherheitsabstand uns überhaupt nicht in den Kram passte. Während man in den Öffis durch die Stadt fuhr, war es jedoch eine Offenbarung, dass einem nicht jede*r, wie sonst, auf die Pelle rückte.

Alle waren paranoid, die Bahnen viel leerer als sonst. Keine fremden Augen auf dem Handybildschirm, keinen feuchten Atem im Nacken. Corona entzerrte das Berliner Nahverkehr-Gedränge auf erfreuliche Art und Weise. Und in den nicht-klimatisierten Verkehrsmitteln der Berliner BVG war das an warmen Sommertagen umso angenehmer. Trotzdem wünschen wir uns keine zweite Welle. Wir sollten einfach alle mehr Rad fahren.


Das Gefühl, mit allen in einem Boot zu sitzen

Corona-Sommer Das Gefühl, mit allen in einem Boot zu sitzen, ist irgendwie schön. Aber Berlin hat es im Sommer 2020 leider übertrienben...
Das Gefühl, mit allen in einem Boot zu sitzen, ist irgendwie schön. Aber Berlin hat es im Sommer 2020 leider übertrieben… Foto: imago images/Travel-Stock-Image

Im Falle Berlins war das wohl ein Schlauchboot. Nein, Spaß beiseite: In einer Großstadt wie Berlin lebt man ziemlich anonym. Je mehr Menschen man um sich herum hat, desto einsamer und isolierter kann man sich fühlen. Was verbindet mich mit den anderen? In einer Millionen-Stadt wie Berlin ist diese Frage manchmal nicht leicht zu beantworten.

Und im Zuge der Corona-Krise war da plötzlich ein Band, eine Verbindung. Sorgen und Ängste, die man teilte. Ungewisse Zukunftsszenarien, die man sich ausmalte. Ein Feindbild verbindet. Und Corona war, nein ist, unser aller Feind. Und nicht nur berlinweit wuchs das #weareinthistogether-Gefühl, sondern global. Verrückt und zugleich irgendwie schön. Vielleicht bleibt davon etwas im – hoffentlich normalen – Berliner Sommer 2021 erhalten.


Unser Lieblingsessen to go

Corona-Sommer Das Restaurant Lode & Stijn verwandelte sich wegen des Coronavirus in eine Bäckerei mit Verkauf von frischen regionalen Produkten.
Das Kreuzberger Restaurant Lode & Stijn verwandelte sich wegen des Coronavirus in eine Bäckerei mit Verkauf von frischen regionalen Produkten. Foto: imago images/Contini

Not macht erfinderisch. Und die Not wurde im Zuge des Corona-Lockdowns für Kulturschaffende und Gastronom*innen besonders groß. Letztere reagierten – wie für Berlin gewöhnlich – kreativ und verkauften die Produkte, die sie sonst selbst verarbeitet hätten, einfach zum Mitnehmen. So kam es, dass wir uns in diesem Frühling und Sommer, zum Beispiel mit den erlesenen Produkten vom Kreuzberger Restaurant Lode & Stijn, eine leckere Brotzeit zuhause gönnen konnten. Was auch mal schön war.

Gut natürlich, dass es vielen Gastronomiebetrieben in Berlin wieder besser geht. Auch wenn Corona immer noch einen Schatten über die langsam steigenden Zahlen wirft. Aber eure Kreativität werden wir vermissen. Und das phänomenal leckere Essen, den Pizza-Teig, die Kochboxen, zum Mitnehmen, erst recht.


Berlin im Corona-Sommer ohne Touris zu genießen

Corona-Sommer Weniger Touristen in der Stadt – das war für Berliner*innen 2020 auch mal eine entspannte Erfahrung.
Weniger Touristen in der Stadt – das war für Berliner*innen 2020 auch mal eine entspannte Erfahrung. Foto: imago images/Joko

Der menschenleere Pariser Platz in Berlin war im Frühling 2020 schon ein skurriles Bild. Ein paar Wochen später ging der Reiseverkehr langsam wieder los. Die Berliner Hotels durften wieder öffnen, es kamen wieder ein paar Touristen. Aber nichts im Vergleich zu sonst, zum Leid der Tourismusbranche. Trotzdem: Die Stadt einmal weniger vollgestopft zu erleben, hatte auch etwas.

Wie lang wären die Warteschlangen gewesen, wenn auch noch jede*r Zweite ein*e Berlin-Besucher*in gewesen wäre? Nicht auszudenken. Aber langsam obsiegt die Sehnsucht nach Normalität. Menschen von überall, ihr dürft wieder kommen. Wir haben unsere Auszeit genossen.


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