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Absagen und Ungewissheit

Corona und Feiern: Angst um die Traumhochzeit – Geburtstag verschoben

Corona und Feiern – viele geplante Feste werden abgesagt, auch Privatveranstaltungen sind betroffen. Ein TV-Sternchen, der seinen Geburtstag im Design-Hotel absagt, eine angehende Ehefrau, die ihren Lebenstraum platzen sieht, ein Freundeskreis mit besonderem Jubiläum und ein 60. Geburtstag mit der ganzen Familie. Sie alle sagen: Klar, es gibt deutlich schlimmere Sachen derzeit auf der Welt. Und doch zeigen ihre Geschichten auch, wie schnell sich gerade alles verändert hat.


Julias geplante Hochzeit mit Sven: Die anstrengende Ungewissheit

Corona bedroht die Traumhochzeit: Julia mit Sven. Foto: Privat

Es ist eine sehr schwierige Zeit, wobei wir noch Hoffnung haben können. Ich sehe so viele Bräute auf Instagram, deren Hochzeit definitiv ausfällt. Unser Termin ist am 30. April, bisher ist alles nur bis zum 19. April lahmgelegt. Natürlich haben wir trotzdem Angst und Bedenken, ob sich der Termin halten lässt.

Das Anstrengende ist die Ungewissheit, die Angst, die die Vorfreude ersetzt hat. Unser Probeessen mussten wir schon absagen, die nächste Besprechung mit dem Restaurant, in das wir nach dem Standesamt wollten, steht an. Aber was will man besprechen? Wie viele dürfen dann kommen? Darf überhaupt jemand kommen? Niemand kann das sagen.

Wir haben 80 Gäste eingeladen, mit Fotograf, DJ, Servicepersonal sind es schnell 100. Ich kann auch keine Abstriche bei den Gästen machen – meine Familie ist riesig, kein Scherz. Wo soll man sich jetzt einschränken?

Verschieben ist eine Option, an die wir noch nicht denken wollen

Verschieben ist eine Option, an die wir derzeit noch nicht denken wollen. Die Gäste hätten Verständnis, jeder kennt ja die Situation. Aber was machen wir mit den Hotels, mit dem Shuttle-Service? Überleben überhaupt alle Dienstleiter die Zeit ohne Aufträge? Fangen wir bei Null an?

Wir können auch viele Dinge, die wir noch brauchen, gar nicht besorgen. Die Geschäfte haben zu. Klar, es geht im Internet. Aber bei jeder Bestellung denken wir: Werden wir das Zeug überhaupt brauchen? Der Junggesellinnenabschied wurde abgesagt. Soll zwar nachgeholt werden. Aber hinterher ist nicht dasselbe wie vorher.

Ganz ehrlich: Ich habe immer von der perfekten, der schönsten und tollsten Hochzeit geträumt. Ich sitze hier jeden Tag und heule. Und dann spreche ich mit meinen Großeltern, die davon ausgehen, dass das mit dem Termin nichts wird. Das hilft dann natürlich nicht wirklich. Und ich weiß, dass andere Menschen ganz andere Probleme haben, ich verstehe das. Trotzdem ist es, ganz subjektiv, eine traurige Erfahrung.

Das Datum ist schon in die Ringe graviert

Was wir in jedem Fall durchziehen wollen, so es denn geht, ist die standesamtliche Trauung. Die Unterschriften. Das Datum ist schon in unsere Ringe graviert – wir haben es gewählt, weil es unser Jahrestag ist. Ich will auch nicht noch ein Jahr warten, ich bin ja selbst schon müde von den ganzen Vorbereitungen. Es sollte jetzt einfach passieren.

Das Gute ist, dass Sven optimistisch ist, mir immer wieder sagt: Das wird klappen! Er ist eher traurig, mich jeden Tag bangen zu sehen. Wir hoffen einfach das Beste. Für uns, aber auch für alle anderen.


Mathias bereitete alles für Barbaras 60. Geburtstag vor

Es sollte ein Fest mit Freunden und Familie werden: Nichte Maria wollte mit ihrem Mann und den zwei Kindern aus Bern anreisen, Neffe Johann mit seiner Lebenspartnerin aus Bochum. Die Söhne und deren Freundinnen, Freunde von der Ostsee, aus Potsdam und natürlich aus Berlin hatten ihr Kommen zum 60. Geburtstag von Barbara zugesagt.

Geplant war am 20. März ein ausgelassener, ein besonderer Abend mit zwei Dutzend Gästen bei gutem Essen, Wein und Musik bei einem Italiener in Mitte. Die Einladungen wurden bereits im Januar verschickt, die Vorfreude war groß. Bis Anfang März, als erste Nachrichten über die sich ausbreitende Corona-Pandemie in Deutschland die Runde machten.

Aus Hoffen und Bangen wurde am 10. März Gewissheit: das Fest muss ausfallen, wird auf unbestimmte Zeit verschoben. So wird der 20. März für Barbara vor allem wegen der besonderen Umstände ein außergewöhnlicher Tag, zu Hause, besinnlich, mit Blumen von Boten und Gratulationen per Telefon. Und die Wünsche für gute Gesundheit dürften angesichts der allgemeinen Lage diesmal ganz besonders ernst gemeint sein.


Julian FM Stoeckel, Dschungelcamper und Entertainer: 33 in der Isolation

Corona und Feiern: Julian FM Stoeckel darf seine Promi-Freunde nicht mehr sehen.
Julian FM Stoeckel (Mitte) feiert gern mit Promi- und anderen Freunden – seinen 33. Geburtstag musste er aus dem Design-Hotel ins Wohnzimmer verlegen. Ohne Gäste. Foto: Imago/Future Image

Natürlich wollte ich groß und schön feiern, 50 Gäste, wahrscheinlich mehr. Ich ziehe da meine Energie raus. Ich mag die Öffentlichkeit, ich mag tolle Veranstaltungen, und ich veranstalte sie gern selbst. 33 Jahre werde ich am 20. März, das Wochenende hätte ich tags darauf mit meiner Feier im Kreuzberger Hotel The Yard eingeläutet.

Die Leute vom Hotel und ich waren in stetem Kontakt, zuerst hieß es ja, bis zu 50 Personen, dann hätte ich mich eben wirklich zusammengerissen. Alles war organisiert. Currywurst von Curry36, Florida-Eis, all so nette Dinge für die Gäste.

Dann hieß es, es ginge nur noch von 12 bis 18 Uhr. Und mit Abstand und ohne Anfassen. So macht das dann auch alles keinen Spaß. Also wirklich. Auf Teufel komm raus muss nicht sein. Mein Geburtstag ist auf unbestimmte Zeit verschoben.

Dabei ist das gar nicht mal das Schlimmste. Schlimmer ist, dass ich gar nicht weiß, woraus ich nun meine Energie ziehen kann. Und die Leute da draußen sind so geladen, man merkt das. Ich war spazieren, da sind zwei Autofahrer aneinander geraten. Die haben sich wie irre angeschrien. Und ich selbst merke es auch, dass ich gerade gereizter werde.

Mein Job ist ja nun mal Kontakt zu anderen. Meine Moderations- und Show-Jobs sind alle gecancelt. Sonntag koche ich auf Facebook mit Margot Schlönzke, wenigstens. Ansonsten räume ich den Keller auf und gucke die Wand an. Geburtstag ist das nicht.


Die drei Freunde: Das große Dinner-Jubiläum findet nicht statt

Es war ein launiger Abend. Drei enge Freunde, denen eine Idee kam. Alle drei gingen sie gern essen, alle drei probierten sie gern neue Restaurants aus. Geboren wurde der „Dinner Jour Fixe“. Das Berliner Trio, ein Agenturbesitzer, eine Redaktionsassistentin und ein Videoredakteur, würden ab jetzt einmal im Monat, jeweils am ersten Dienstag, die Berliner Gastronomie erkunden. Und jeder von ihnen würde einen Überraschungsgast mitbringen.

Die Restaurants sollte idealerweise keiner von ihnen kennen, die Begleitungen auch nicht. Ein Freundschafts-Blind-Date mit guter Küche, quasi. Und wenngleich doch so viele Ideen gut sind, aber schnell versanden, sollte diese Bestand haben.

49 Monate Jour Fixe durchgehalten – dann kam Corona

48 Monate lang hatten sie durchgehalten, dann einen kühnen Plan gefasst: Die 50. Ausgabe, das war die, zu der alle kommen sollten. Alle, die sie irgendwann mal an den Tischen dieser Stadt zusammengeführt hatten. Anfang April, die Einladungen gingen zeitig raus. Sind ja alle beschäftigt, da draußen. Oder auch nicht.

Der 49. fand noch statt. Das große Jubiläum im „Kreuzberger Himmel“ wird es nicht. Die drei arbeiten an der Absage. Beziehungsweise an der Verschiebung. Wenn auch auf unbestimmte Zeit. Alles andere wäre fahrlässig.

Denn keiner weiß, was geht und was nicht in Berlin am 7. April. Die Verfügung, dass Restaurants um 18 Uhr schließen, wird dann sicher noch gelten. Wenn sie nicht sogar ausgeweitet wurde. Ein Ende? Derzeit nicht in Sicht. Das Trio muss abwarten. In einer solchen Situation aber eine Selbstverständlichkeit, für alle drei.


Mehr Infos zum Thema Corona in unserem Themen-Spezial mit Tipps und News. tip Berlin hat auch eine Hilfs-Aktion ins Leben gerufen, die jeder unterstützen kann, der möchte: „tip berlin hilft“. Mehr zum Thema Corona-Solidarität auch hier.

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