Wenn das Stadtbad Schöneberg am 20. Januar nach zweieinhalbjähriger Sanierung wieder seine Tore öffnet, geht für die Schwimmbegeisterten nicht nur des Bezirks Schöneberg eine ungeplant lange Wartezeit zu Ende. Denn eigentlich waren nur eineinhalb Jahre Schließzeit angedacht. Wegen undichter Fliesen sickerte Wasser aus den Becken, das wiederum das Mauerwerk gefährdete und für Kurzschlussgefahr sorgte. Doch während man die Schäden beseitigte, traten weitere zutage: Das Außenbecken war abgesunken, die Rohre und Fensterrahmen verrostet, das Dach hatte undichte Stellen. Kurz: Das 1930 erstmals eröffnete und 1999 noch unter Aufsicht des Bezirks modernisierte und erweiterte Stadtbad Schöneberg musste komplett zurückgebaut und erneuert werden. Die Besucher, die ab dem Wiedereröffnungstag in Berlins zweitmeist genutztes Schwimmbad (rund 400 000 Nutzer pro Jahr) strömen, werden die vorangegangen, massiven Baumaßnahmen allerdings kaum bemerken: Bis auf technische Verbesserungen hinter den Kulissen sowie dem Verbau haltbareren Materials ist das Stadtbad unverändert. Nur der Name wurde erweitert. Das Schwimmbad ist nun dem vor 25 Jahren verstorbenen, jüdischen Quizmaster Hans Rosenthal gewidmet. Der hatte hier – als Erwachsener – Schwimmen gelernt. Denn in seiner Kindheit, unter den Nazis, war ihm das Betreten öffentlicher Schwimmbäder verwehrt gewesen.
Text: Eva Apraku
Foto: Oliver Wolff
Stadtbad Schöneberg Hauptstraße 39, Schöneberg, Wiedereröffnung: 20.1., 14—21 Uhr, Eintritt frei, Spende für die Hans-Rosenthal-Stiftung erbeten