tip Herr Roth, mit Ihrem Blog greifen Sie vor allem einen Style an, den viele gerade für sehr angesagt halten. In der Videoserie „My Fashion Victims“ erschießen Sie jemanden, weil er eine Sporttasche von American Apparel dabei hat. Ein Ray-Ban-Sonnenbrillenträger wird brutal von Ihnen überfahren. Wieso eine derart krasse Kritik?
David Roth Je krasser die Kritik, desto eher wird man gehört. Videos, in denen Leute mit den falschen Klamotten und Accessoires erschossen werden, polarisieren. Mit meinem Blog will ich auf modische Fauxpas aufmerksam machen. Ich will zeigen, was nicht mehr geht. Und zwar unmissverständlich. Für ein Foto hat mir einer meiner Freunde ins Gesicht gepinkelt, weil ich eine dieser großen Nerdbrillen trage.
tip Was regt Sie so auf an diesen Leuten, die sich Ihrer Meinung nach falsch anziehen?
Roth Leute, die Trends zu spät entdecken, sich aber trotzdem für obercool halten, finde ich total daneben. So wie die ganzen Styler in Mitte mit ihren bunten Sonnenbrillen. Diesen Nachzüglern schreie ich über meinen Blog ein lautes „Nein!“ entgegen.
tip Also würden Sie dem Satz „Man muss nicht jeden Trend mitmachen“ zustimmen?
Roth Nein. Ich plädiere sogar dafür, jeden Trend mitzumachen, aber eben nur, wenn man ganz vorne mit dabei ist. Alles, was ich auf die Out-Liste setze, habe ich selbst einmal getragen. Es geht eben um den richtigen Zeitpunkt.
tip Dandy Diary ist einer der wenigen Modeblogs für Männer. Was sollte sich der stilbewusste Mann dringend zulegen?
Roth Bundfaltenhosen, die sind wieder ganz stark im Kommen.
tip Ist Dandy Diary auch für Frauen interessant?
Roth Ja, natürlich. Mein Blog wird von ebenso vielen Frauen wie Männern gelesen. Ich denke, Frauen holen sich bei mir Anregungen. Umgekehrt sollten Männer auch öfter mal schauen, was Frauen so tragen. Frauen pushen die Mode eher als Männer.
Interview: Katharina Wagner
Foto: Kaja Smith
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