Wer sich in der Schule oder im Studium intensiver mit altdeutscher Lyrik auseinandersetzen musste, weiß: Die deutsche Sprache hat sich in den vergangenen Jahrhunderten stark verändert. Nur die allerwenigsten können heutzutage wohl etwas mit Wörtern wie “Anfurt” (Hafen), “Buttervogel” (Schmetterling”), “Hagestolz” (älterer männlicher Junggeselle) oder “Eidam” (Schwiegersohn) anfangen.
Überhaupt stand die deutsche Sprache und wie sie sich verändert in den vergangenen Jahren vielleicht mehr denn je im Mittelpunkt der öffentlichen Debatte. Sei es die 1996 verabschiedete und nach mehrfachen Änderungen zuletzt 2018 überarbeitete Rechtschreibreform oder auch die öffentliche Debatte um gendergerechte Sprache: Änderungen an der deutschen Sprache sorgen immer wieder für Diskussionsstoff.
Doch nicht nur für (selbsternannte) Sprachhüter:innen stellen die immer wieder auftretenden Änderungen an der deutschen Sprache ein Problem dar. Auch für Menschen aus aller Welt, die die deutsche Sprache lernen wollen und zu diesem Zweck einen Deutschkurs oder Deutsch-Nachhilfe in Berlin besuchen, könnten diese zum Problem werden.
Grund genug, einen genaueren Blick auf die Veränderungen in der deutschen Sprache zu werfen.
Wie verändert sich die deutsche Sprache?
Man kann es gut oder schlecht finden, aber Fakt ist: Die deutsche Sprache unterliegt nicht nur in den vergangenen Jahren, sondern im Grunde seit jeher einem konstanten Wandel. Das kann sich zum einen so äußern, dass bestimmte Wörter aus dem Wortschatz verschwinden und durch neue ersetzt werden. Aber auch so, dass Wörter im Wortschatz erhalten bleiben, ihre Bedeutung sich aber ändert.
So war zum Beispiel “Schlüpfer” früher eine ganz neutrale Bezeichnung für ein Wäschestück. Nachdem aber mit dem “Slip” ein Anglizismus den Weg in die Alltagssprache gefunden hat, verbindet man den Begriff “Schlüpfer” heutzutage eher mit Altbackenheit. Überhaupt sind es Anglizismen wie eben “Slip”, die von selbsternannten Sprachschützern und Sprachschützerinnen besonders oft und gerne kritisiert werden. Doch für alle, die sich längst an Anglizismen in der Alltagssprache gewöhnt haben, klingen Gegenvorschläge wie “Aufprallsack” statt Airbag oder “Säuglingsangestellte:r” statt Babysitter eher wie ein Scherz.
Ein anderer Aspekt, an dem man den Wandel der deutschen Sprache sehr gut beobachten kann, ist die Grammatik. Den Vorwurf, dass die Jugend die Sprache nicht mehr achten und “schlechter” reden würde als die vorherige Generation, die diese Kritik äußert, gibt es wohl schon seit Hunderten von Jahren. Auf den Punkt gebracht wurde diese Kritik in der von dem gleichnamigen Bestseller geprägten Aussage “Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod”.
Dabei befindet sich der vermeintlich “ermordete” Genitiv in guter Gesellschaft. Denn vier der sechs Fälle, die es einst in germanischen Sprachen gab, werden in der modernen deutschen Sprache nicht mehr verwendet: Vokativ (Fall für Anreden und Anrufe), Instrumental (Fall für Mittel und Werkzeuge), Ablativ (Fall des Grundes) und Lokativ (Fall des Ortes und der Zeitangabe).
Apropos Grammatik: Wirkt sich der ständige Wandel des Sprachbilds eigentlich auf all jene aus, die Deutsch als Fremdsprache erlernen wollen?
Deutsche Sprache im Wandel: Ein Problem für alle, die die Sprache lernen wollen?
Die deutsche Sprache befindet sich also in einem konstanten Wandel. Müssen sich deswegen also alle, die gerade einen Deutschkurs in Berlin in Anspruch nehmen, auf erschwerte Bedingungen einstellen? Wenn man bedenkt, dass sich die oben beschriebenen Veränderungen der deutschen Sprache jeweils über einen sehr langen Zeitraum eingestellt haben, sind solche Sorgen eher unbegründet.
Im Gegenteil darf vielmehr davon ausgegangen werden, dass zum Beispiel der Trend zu immer mehr Anglizismen in der Alltagssprache dazu führen könnte, dass sich die deutsche Sprache – oder zumindest die Vokabeln – durch eben diese Anglizismen einfacher erlernen lässt.
Doch die Tatsache, dass sich Änderungen in der Sprache nur langsam durchsetzen, gilt nicht immer – wie das folgende aktuelle Beispiel zeigt.
Aktuelles Beispiel: So wirkt sich die Corona-Pandemie auf die deutsche Sprache aus
Dass die Corona-Pandemie unseren Alltag und auch Berlin als Stadt verändert hat, ist keine allzu steile These. Doch auch die Alltagssprache wurde durch die Pandemie beeinflusst.
Konkret geht es um sogenannte Neologismen – also Wortneuschöpfungen, die den Einzug in die Alltagssprache gefunden haben. Anbei eine kleine Auswahl dieser Wortneuschöpfungen, die man einer Liste des Instituts für deutsche Sprache entnehmen kann.
Beispiele für Corona-Neologismen
- Coronafrisur: Im Zuge der Friseur-Schließungen verwilderte oder von Laien verunstaltete Frisuren
- Coronascham: Das Gefühl, sich während der Pandemie nicht genug einzuschränken
- Lockdownspeck: Über die Pandemie angesetzte Pfunde
- Öffnungsdiskussionsorgie: Die Diskussionen um Lockerungen der Maßnahmen
- Nacktnase: Jemand, der die Maske nur über dem Mund trägt
- Wellenbrecherteillockdown: Teilweise Einschränkungen des öffentlichen Lebens, um eine mögliche neue Infektionswelle zu verhindern
So sehr man als Muttersprachler:in über diese Wortneuschöpfungen mitunter schmunzeln kann: Für alle, die gerade Deutschunterricht oder Deutsch-Nachhilfe in Berlin in Anspruch nehmen, könnten diese Wortungetüme im Gegensatz zu Anglizismen tatsächlich schwer zu erlernen sein – zum Glück handelt es sich bei diesen Wörtern mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nur um ein temporäres Phänomen, das sich im Post-Coronazän (noch so ein Neologismus) nach hoffentlich bald überstandener Pandemie von selbst lösen wird.