Der Film von Kenneth Bi sucht den ganz großen Bogen, die Universalmetapher, den auditiven Ursprungsmythos: Im Rhythmus der Trommeln finden sich die allerersten Höreindrücke des Individuums, der beruhigende Schlag des mütterlichen Herzens. So nah am Ursprung des Lebens, findet das Bewusstsein im Trommeln ganz zu sich, geht auf in der Einheit von Trommler und Trommel.
Das Ergebnis ist ein engmaschiges Netz von Analogien und Kontrasten, die auf die zugrunde liegende dualistische Philosophie des Taoismus abheben. Doch die Reise als Weg zu sich selbst wirkt oft wie ein panasiatischer Kessel Buntes, der nicht ganz mühelos, aber nachdrücklich Bandenrivalitäten und Vater-Sohn-Konflikt, erotische Obsession und romantische Liebesgeschichte, den Zeichenwirrwarr einer modernen asiatischen Metropole und die Erhabenheit fast unberührter Berglandschaften zusammenbringt. Der Film ächzt merklich unter dieser Last, die Figuren gewinnen kaum Kontur, der Rhythmus wirkt orientierungslos. Für einen Trommler ist das fatal.
Text: Stella Donata Haag
Zwiespältig
Die Reise des chinesischen Trommlers (The Drummer) Hongkong/Taiwan/ Deutschland 2007; Regie: Kenneth Bi; Darsteller: Jaycee Chan (Sid), Tony Leung Ka Fai (Kwan), Roy Cheung (Ah Chiu); Farbe, 118 Minuten