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Survey-Surprise

Digitalisierung in Berlin: Alles super bei den Hauptstadtbehörden?

So richtig sexy ist die Meldung ja nicht, auch nicht gerade glaubhaft: Die Berliner Behörden sind in Sachen Digitalisierung bei einer UN-Auswertung auf Platz eins gelandet. Nehmt den Finger von der F5-Taste, es ist wirklich wahr. Wie es dazu kam, darüber lässt sich nur mutmaßen. Vielleicht war es ein gezielter Angriff hinterhältiger Hacker, die haben ja noch immer Hochkonjunktur. Eventuell aber ist die Umfrage nur lax ausgefallen. Irgendeinen Grund für den Sieg der digitalen Berliner Verwaltung muss es gegeben haben.

Porno oder Berliner Behördenseiten? Vielleicht letztere, immerhin sollen sie ja gut funktionieren. Ein Hoch auf die Digitalisierung. Foto: Imago/Westend61

Woher kommt der erste Platz für Berlins digitale Verwaltung?

Klicken. Warten. Klicken. Warten. Klicken. Seite abgestürzt. Refreshen. Tastatur zerbrechen. Die digitalen Portale der Berliner Behörden sind müßig. Trotzdem schafften es diese Cortisolkatalysatoren, in einer Auswertung der Vereinten Nationen den ersten Platz in Sachen Digitalisierung zu belegen. Irre, gefühlt hinkt Berlin in Sachen Digitalisierung so stark hinterher, man könnte meinen, ehemalige Regierungen hätte ihre Füße in Beton gegossen.

Der UN E-Goverment Survey erfasste in 86 Ja-Nein-Kategorien, wie weit fortgeschritten die Digitalisierung städtischer Behörden ausfällt. Abgeklopft wurde dabei etwa, ob Informationen und Services für die Bürger:innen digital abrufbar sind, ob die Portale Datenschutz berücksichtigen und wie erreichbar die Portale sind. Insgesamt klopfte die UN fünf Bereiche ab.

Aus den Antworten berechneten die Verantwortlich den sogenannten LOSI-Score (Local Online Service Index). Berlin konnte sich in 84 der 86 Kriterien ein „Ja, gibt es“ abholen, bedeutet einen LOSI-Score von 0.97, Madrid kam übrigens auf dasselbe Ergebnis, dicht gefolgt von Tallinn mit 0.95. Untersucht hat die UN die populärsten der 193 Mitgliedsstaaten. Popularität ist zwar etwas subjektiv, aber geschenkt.

Irgendwie doch nicht rosig

Witzig ist, dass Berlin den elften Platz im aktuellen „Smart-City-Ranking“ des Digital-Branchenverbandes Bitkom belegt, eine Verschlechterung im Vergleich zum Vorjahr. Allerdings untersuchte der Spaßclub, pardon, Datensicherheitsgegner, pardon, da ist wohl der Wurm drin…jedenfalls untersuchte Bitkom die Digitalisierung der Städte anhand von mehr als 100 Parametern, die weit über den Online-Auftritt der Behörden hinausgehen. In dem Punkt schlägt sich Berlin im internationalen Vergleich doch bestens, oder?

Nicht ganz. Im Grunde klapperten die Expert:innen der UN lediglich ab, ob es etwas gibt oder nicht. Wie gut die Seiten funktionieren, ließe sich nur anhand eines längeren Feldversuchs evaluieren, nicht aber über einzelne Klicks und kurzes Abnicken. Denn an sich ist der Online Auftritt Berlins in Sachen Informationszugänglichkeit und Aktualität anderen Städten vielleicht weit voraus, immerhin steckt da eine ganze Redaktion hinter und nicht ein armer Tropf mit Lospech. Was die Funktionalität anbelangt, nun, darüber lässt sich hingegen streiten.


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