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Interview

Ein DJ im Corona-Testzentrum: Sein bestbezahlter Nebenjob

Er ist DJ, 26, und jobbt im Corona-Testzentrum: Joshua Liebe vom DJ-Kollektiv Sarasvati. Wir sprachen mit ihm über Beichten von Reisenden, die Liebe zur Musik, den Ekelfaktor in der Testkabine und über Cash.

Joshua Liebe ist DJ. Derzeit arbeitet er im Corona-Testzentrum, wo die Frühschicht um 7.30 Uhr startet. Foto: Malte Zaumseil
Joshua Liebe ist DJ. Derzeit arbeitet er im Corona-Testzentrum, wo die Frühschicht um 7.30 Uhr startet. Foto: Malte Zaumseil

„Helfen, damit wir vorankommen in der ganzen Geschichte“

tipBerlin Du heißt Joshua Liebe. Wie geil ist das?!

Joshua Liebe Joshua ist mein Vorname. Und Liebe? Ja, ich bin schon lang im Berliner Feier-Dings unterwegs, und da fand ich vieles düster. Ich will eine positive Message rüberbringen. Schöner als Liebe geht nicht.

tipBerlin Du legst ja auch Disco auf. Für Berlin ganz schön hell und melodisch. Sag mal, wie kamst du zum Job im Testzentrum?

Joshua Liebe Da sind viele Leute aus der Veranstaltungsbranche um mich herum. Ich hatte vorher schon in einem anderen Testzentrum gearbeitet, weil ich dachte, ich will helfen, damit wir vorankommen in der ganzen Geschichte.  

tipBerlin Wie klappt das mit dem Biorhythmus im Testzentrum? Als DJ geht man ja eher spät schlafen.

Joshua Liebe Man kann als DJ auch tagsüber spielen! (lacht) Und es ist ja schon eine Weile her, dass ich viel aufgelegt hab. Aber stimmt schon: Ich muss jetzt früher aufstehen. Die Frühschicht geht um 7.30 Uhr los. Und ich studiere noch Musikproduktion.

tipBerlin Wie findest du den Kontakt zu den Leuten? Sind die freundlich oder pampig?

Joshua Liebe Ach, das ist ganz unterschiedlich. Es kommt natürlich auch auf die eigene Laune an. In der letzten halben Stunde bin ich auch nicht mehr so gesprächig. Wenn man sechseinhalb Stunden Leuten in der Nase gebohrt hat, ist halt irgendwann auch die Luft raus. Aber die meisten sind sehr nett, bedanken sich auch und erkundigen sich, ob ich genug verdiene. Aber manche Leute finden auch das Testen nicht gut oder finden, dass man zu grob zu ihnen ist; dass das Stäbchen nicht so weit in die Nase gehört, weil sie das zu Hause anders gemacht haben. Sowas.

tipBerlin Diese Nasenrachenabstriche sind schon etwas unangenehm. Kostet dich das Überwindung?

Joshua Liebe Der menschliche Körper ist halt manchmal ein bisschen eklig. Aber irgendjemand muss es ja machen. Meine Eltern sind auch beide Ärzte. Dadurch bin ich vielleicht abgehärtet. Man hat auch immer was zu erzählen. 

Als DJ im Testzentrum? Besserer Lohn als im Gastrobereich

tipBerlin Hand aufs Herz: Wie ist die Bezahlung?

Joshua Liebe Ich will nicht ins Detail gehen, aber es ist der bestbezahlte Nebenjob, den ich je hatte – was aber nicht viel heißt, weil ich davor immer in der Gastro gearbeitet hab.

tipBerlin Werden die Leute beim Testen nervös?

Joshua Liebe Ja, bei Reisen ist das viel so. Leute, die eine Woche Teneriffa oder Mallorca gebucht haben. Die haben oft auch noch ein schlechtes Gewissen. Die kommen meistens schon mit einer Entschuldigung an. Die sagen, sie müssen mal wieder wohin, wo kein Lockdown ist. Mal wieder das Meer sehen. Es gibt Leute, die nach Sri Lanka oder Mexiko fliegen. Da wird man natürlich etwas neidisch, wenn man in seiner kleinen Test-Kabine sitzt.

tipBerlin Was ist deine Hoffnung partymäßig?

Joshua Liebe Dass im Sommer openair was möglich ist. Ich hab gehört, dass es das ein oder andere Festival geben soll. Wenn alles wieder aufgeht, strömen sicher alle hin. Man sieht sich wieder. Da werde ich mal die Fühler ausstrecken, ob die noch jemanden zum Auflegen brauchen.


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