Seit 2002 behandelt die Ambulanz für Integrierte Drogenhilfe (A.I.D) vom Berliner Drogennotdienst Suchterkrankte in der Kreuzberger Kochstraße. Es ist Berlins älteste Einrichtung dieser Art. Am 31. Dezember 2021, nach 19 Jahren, droht das Ende. Der Mietvertrag läuft aus, eine Verlängerung ist nicht in Sicht. Auch neue Räumlichkeiten stehen noch nicht fest. Rund 350 Menschen verlieren dadurch eine Anlaufstelle für psychische Betreuung, medizinische Leistungen, schlicht für eine vernünftige Versorgung. Um auf die Notsituation aufmerksam zu machen, wollen die Verantwortlichen der Drogenambulanz am 8. November die Kreuzung Friedrichstraße/Kochstraße blockieren.
Keine Hilfe für die Drogenambulanz A.I.D.
Suchterkrankungen gehen häufig mit Wohnungslosigkeit, Schulden, psychischen Problemen und einer sozialen Verelendung einher. Sie zerstören Existenzen, wirken sich dabei auch auf das Umfeld Betroffener aus. Leicht zugängliche Hilfe ist wichtig, schon allein, um die Lebenssituation suchtkranker Menschen zu verbessern. Die Kreuzberger Drogenambulanz kam dieser Aufgabe lange nach. Ein Teil ihrer Arbeit besteht etwa darin, legale Ersatzstoffe anzubieten, was psychische und physische Besserung verspricht.
Beschaffungskriminalität fällt weg, das Risiko für Infektionskrankheiten und die horrenden Kosten für „den Stoff“ ebenfalls. Betroffenen ermöglicht das einen Wiedereinstieg ins Berufsleben, ergo stabilisierte Verhältnisse. „Ohne Räume können wir diese wichtigen Aufgaben aber nicht weiterführen“, heißt es vom Drogennotdienst Berlin. Betroffene könnte so wieder in die Sucht rutschen. Zwar betreibt der Drogennotdienst weitere Einrichtungen, jedoch können Patient:innen nicht einfach umverteilt werden. „Wir brauchen Räume. Zentral und bezahlbar, um unseren Patient:innen auch weiterhin helfen zu können“, lautet der Appell an die Berliner Politik.
Kundgebung am 8. November
Getan hat sich bisher nichts. So schreibt der Notdienst, dass er Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci und Staatssekretär zwar informiert habe, Reaktionen jedoch ausblieben. Andere Politiker:innen haben wohl Verständnis gezeigt, nicht aber Interventionswillen. Keine:r fühle sich für die Drogenambulanz in der Kochstraße verantwortlich, und der „äußerst angespannte Immobilienmarkt“ erschwere das Problem.
Am 8. November planen die Mitarbeiter:innen der Drogenambulanz A.I.D. die Blockade der Kreuzung Friedrichstraße/Kochstraße, um ein Zeichen zu setzen. Denn rund 350 Menschen sind auf diese Einrichtung angewiesen. Die Schließung könnte für sie einen Rückschlag bedeuten.
- Kundgebung und Straßenblockade der A.I.D Friedrichstraße/Kochstraße, Kreuzberg, 8. November, 11.30 Uhr-13 Uhr (12 Uhr startet die Blockade), weitere Infos findet ihr hier
Wie die Arbeit in der Drogenhilfe aussieht, hat uns eine Suchthelferin in einem Interview erzählt. Von Cannabis versprechen sich viele einen medizinischen Nutzen. Wir haben uns einen Betrieb für medizinisches Cannabis angeschaut und gefragt, was es damit auf sich hat. Warum sich die Drogenpolitik ändern muss, zeigt unser Autor am Beispiel der Cannabislegalisierung.