Zeitreise

12 melancholische Mauerstadt-Fotos aus den 1980er-Jahren

Die Einsamkeit ist in Berlin allgegenwärtig, sie gehört zur Stadt dazu. Diese 12 Fotos zeigen eine melancholische, manchmal traurige Seite des Lebens in einer Metropole. Menschen, die wie verloren durch leere Straßen irren, Kinder, die niemanden zum Spielen haben und düstere Hinterhöfe aus längst vergessenen Tagen.

Die Bilder führen zurück in die 1980er-Jahre, bevor die Mauer fiel, die grauen Fassaden einen frischen Anstrich bekamen und alle unentwegt auf ihr Smartphone starrten. Doch ist heute, bald 40 Jahre später, die Tristesse dadurch verschwunden?


Leerer Parkplatz

Einsamkeit in Berlin: Parkplatz zwischen Schönhauser Allee und Kastanienallee, 1986. Foto: Imago/Rolf Zöllner
Parkplatz zwischen Schönhauser Allee und Kastanienallee, 1986. Foto: Imago/Rolf Zöllner

Zwei Trabanten parken in einem Hinterhof, in einer großen Parklücke kniet ein Mann und scheint etwas zu schreiben oder zu zeichnen. Prenzlauer Berg in den 1980er-Jahren war eine andere Welt.


Hinterhof in Wedding

Einsamkeit in Berlin: Wedding, Mülltonnen im Hinterhof, 1988. Foto: Imago/Jürgen Ritter
Berlin Wedding, Mülltonnen im Hinterhof, 1988. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Doch auch in West-Berlin herrschte eine ähnliche Tristesse. Der goldenen Westen war gar nicht so golden, wie diese Aufnahme von einem Hinterhof in Wedding zeugt. Die Leere und die Einsamkeit waren in Berlin auf beiden Seiten der Mauer spürbar.


Kinder im Regen

Kinder stehen im Gewitter auf der Kastanienallee in Prenzlauer Berg, 1985. Foto: Imago/Christian Thiel
Kinder stehen im Gewitter auf der Kastanienallee in Prenzlauer Berg, 1985. Foto: Imago/Christian Thiel

Die Kastanienallee hat eine wechselvolle Geschichte erlebt und gehört zu den spannendsten Straßen in der Stadt. Einst eine beschauliche Kiezmeile, dann Mekka der Hausbesetzer und später Hauptzentrale des internationalen Hipstertums, gehört sie heute zu den beliebtesten und teuersten Adressen in Berlin.

Mitte der 1980er-Jahre gehörte sie aber noch diesen zwei Kindern, die sich in den Regen stellten und von keiner Helikopter-Mutti aus dem Schwäbischen in die riesige Eigentumswohnung zurückgerufen wurden.


Verfallenes Haus

Einsamkeit in Berlin: Verfallener Hinterhof in der Wichertstraße in Prenzlauer Berg, 1989. Foto: Imago/Seeliger
Verfallener Hinterhof in der Wichertstraße in Prenzlauer Berg, 1989. Foto: Imago/Seeliger

Früher war alles besser? Heute ist alles besser? Schwer zu sagen. Heute ist alles sauber und teuer, früher war es verfallen und grau, aber man kam auch mit weniger Geld durch. Dieser Hof sieht jedenfalls jetzt sehr anders aus.


Schutz vor dem Sturm

Straßenbahnhaltestelle in Weißensee, 1988. Foto: Imago/Rolf Zöllner

Ein gutes Dutzend Menschen drängen sich in einer kleinen Straßenbahnhaltestelle aus Beton. Sie warten und schweigen. Auch so wie in Weißensee im Jahr 1988 kann Einsamkeit in Berlin aussehen. Gemeinsam einsam.


Junge mit Dreirad

Einsamkeit in Berlin: Einsamer Junge fährt Dreirad in einem tristen Berliner Hauseingang, 1989. Foto: Imago/Dieter Matthes
Einsamer Junge fährt Dreirad in einem tristen Berliner Hauseingang, 1989. Foto: Imago/Dieter Matthes

In den 1980er-Jahren durfte man noch einfach so Kinder auf der Straße fotografieren, oder hat der Fotograf Dieter Matthes damals beide Elternteile um eine Genehmigung gebeten, um diesen dreiradfahrenden Jungen auf einem Hinterhof ablichten zu dürfen?

Es ist wohl besser, dass das heute mit dem Jugend- und Datenschutz anders ist, aber solche spontanen Aufnahmen, sind wohl nicht mehr möglich.


Christinenstraße

Christinenstraße in Mitte, 1987. Foto: Imago/Jürgen Ritter
Christinenstraße in Mitte, 1987. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Auch in Mitte tickten die Uhren in den 1980er-Jahren anders. Leere Straßen, verstreut herumstehende Trabis und graue Fassaden. Ein junger Mann fährt freihändig die Christinenstraße hinab.


Unter dem Viadukt

Hochbahn-Viadukt auf der Schönhauser Allee, 1989. Foto: Imago/Seeliger
Hochbahn-Viadukt auf der Schönhauser Allee, 1989. Foto: Imago/Seeliger

Eine Frau im schwarzen Kleid läuft in die Flucht unter dem Hochbahn-Viadukt auf der Schönhauser Allee. Die Geometrie der Einsamkeit in Berlin an einem Sonntagmorgen.


Allein an der Mauer

Einsamkeit in Berlin: Türkischstämmiges Mädchen sitzt vor dem Eingang ihres Wohnhauses direkt vor der Berliner Mauer in Kreuzberg, 1984. Foto: Imago/Sommer
Türkischstämmiges Mädchen sitzt vor dem Eingang ihres Wohnhauses direkt vor der Berliner Mauer in Kreuzberg, 1984. Foto: Imago/Sommer

Auf West-Berliner Seite konnte sich Künstler an der Mauer verewigen und die Kreuzberger Kinder aus der Nachbarschaft blickten auf die besprühten Betonblöcke. So wie dieses Mädchen, die allein vor einem Haus am Todesstreifen sitzt.


Nichts los im Heinepark

Einsamkeit in Berlin - Heinepark am Weinbergsweg, 1987. Foto: Imago/Rolf Zöllner
Einsamkeit in Berlin, Kind im Weinbergsweg, 1987. Foto: Imago/Rolf Zöllner

Geschlossenen Vergnügungsparks wohnt eine natürliche Melancholie inne. Wenn Orten der Freude in den Ruhezustand versetzt werden, tut es etwas mit der eigenen Stimmung.


Gemeinsam hinunter

Einsamkeit in Berlin: Älteres Paar am U-Bahnhof Senefelderplatz, 1989. Foto: Imago/Rolf Zöllner
Älteres Paar am U-Bahnhof Senefelderplatz, 1989. Foto: Imago/Rolf Zöllner

Ein älteres Paar geht hinab zum U-Bahnhof Senefelderplatz. Einsamkeit ist im Alter ein existenzielles Problem. Wenn man das Berufsleben hinter sich gelassen und kein funktionierendes soziales Umfeld hat, kann der Alltag zur Qual werden. Vielleicht sind diese beiden Berliner Senioren aber auch zufrieden mit ihrer Existenz. Wer weiß es schon?


Wohin führt der Weg?

Die Pappelallee in Prenzlauer Berg, 1986. Foto: Imago/Seeliger
Die Pappelallee in Prenzlauer Berg, 1986. Foto: Imago/Seeliger

Die Stadt im Ruhemodus, bevor der Trubel beginnt, herrscht Leere in der Pappelallee. Ein Moment der Besinnung, an dem man sich fragen konnte, wohin das alles führt.


Mehr Berlin und nicht ganz so einsam

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