Um darauf aufmerksam zu machen, dass Energiekonzerne wie RWE und LEAG durch Kohleförderung Trinkwasser und andere Gewässer verschmutzen, haben Aktivist*innen von Extinction Rebellion Berlin heute die Spree grün gefärbt. Damit wollen sie Politik und Konzerne unter Druck setzen. Bis zum 20. Juni sollen weitere Aktionen folgen.
Die Umweltaktivist*innen von Extinction Rebellion (XR) sind bekannt für ungewöhnlichen Protest und zivilen Ungehorsam. Im letzten Herbst blockierten Mitglieder von XR den Potsdamer Platz und die Oberbaumbrücke, im Frühling 2019 stellten sie sich auf dem Gendarmenmarkt tot, um zu zeigen, dass sie den Klimawandel für lebensbedrohlich halten. Jetzt haben sie die Spree im Regierungsviertel laut eigener Aussage mit dem ökologisch unbedenklichen Farbstoff Uranin grün gefärbt.
Farbstoff Uranin ist unbedenklich
Damit wollen sie auf Umweltverschmutzung und Klimawandel aufmerksam machen, sowie Politik und Energiekonzerne unter Druck setzen. Forscher*innen benutzen den Stoff, um zum Beispiel herauszufinden, welchen Weg Wasser in Höhlensystemen nimmt. Techniker*innen hilft er, um Lecks in Rohrleitungen zu orten.
Extinction Rebellion hat für den Zeitraum vom 12. bis zum 20. Juni eine Reihe an Protesten angekündigt — unter Wahrung der Corona-Regeln und mit Maske. Wie die Proteste aussehen werden, verraten die Aktivist*innen vorher nicht. Auch die Aktion am heutigen Donnerstag hatten sie nicht vorher angekündigt.
Adressaten der Aktion sind die Politik — wie immer — und die Energiekonzerne RWE im Westen und LEAG im Osten. „Die Kohlegruben der LEAG vergiften das Grund- und Trinkwasser der Menschen von der Lausitz bis in die Hauptstadt“, heißt es in einer Erklärung der Gruppe auf Facebook. „Jetzt soll der Konzern aus Steuergeldern, also den Taschen dieser Menschen, über eine Milliarde an Ersatzzahlungen erhalten, ohne dass entsprechende Gegenleistungen erbracht werden. Das darf nicht sein.“
Angst vor Konsequenzen gehört nicht zum Konzept von XR
Die Wasserschutzpolizei war vor Ort und hat Proben vom Wasser und dem Farbstoff entnommen. Bestätige sich der Verdacht einer Wasserverunreinigung, würde ermittelt, heißt es seitens der Polizei. Handelt es sich bei dem Farbstoff tatsächlich um das unbedenkliche Uranin, dürften die XR-Aktivist*innen im Gegensatz zu den Greenpeace-Aktivist*innen, die den Großen Stern im Sommer 2018 gelb gefärbt hatten, ungeschoren davon kommen. Greenpeace musste nach der Aktion 14.000 Euro an die BSR zahlen.
Selbst wenn es Konsequenzen gäbe: Davor haben die Aktivist*innen laut der Berliner Pressebeauftragten Jana Söller keine Angst. „Erstens handelt es sich dabei um eine symbolische Darstellung. Wir machen mit der Aktion nur deutlich, welche Gifte die Energiekonzerne regelmäßig in Flüsse und andere Gewässer leiten, wie dreckig unsere Gewässer also sind.“
Außerdem gehöre es zur Philosophie von Extinction Rebellion, keine Angst vor Repressionen zu haben, eben weil der Klimawandel die größere Bedrohung sei. Dabei hoffen die Aktivist*innen auf die Solidarität der Mitbürger*innen: „Wenn viele Leute dafür bestraft werden, dass sie etwas Logisches tun, also die Menschen auf die Verschmutzung unseres Trinkwassers hinweisen, dann löst das vielleicht ein Ungerechtigkeitsbewusstsein bei den Menschen aus und fördert das Verständnis für uns.“
Möglichst viel Sichtbarkeit erzeugen
Dass nun ausgerechnet die Spree am Regierungsviertel grün leuchtet, ist natürlich kein Zufall. „Die Idee ist, alles, was wir lokal machen können, so zu machen, dass es möglichst sichtbar ist und die richtigen Leute erreicht“, sagt Söller. Neben der Spree in Berlin haben die Aktivist*innen außerdem die Rur bei Düren (NRW) und die Spree in Zerre (Lausitz) grün gefärbt.
Diese und nächste Woche sollen eine Reihe an weiteren Aktionen folgen. Am Wochenende veranstaltet Extinction Rebellion ein Online-Klimacamp: Dort soll es Webinare und Workshops sowie Diskussionen zum Beispiel zu Bürger*innenversammlungen geben. Außerdem soll es am Montag eine Demo mit Kundgebungen und am Samstag, den 20. Juni, eine Bootsdemo geben. Und am Mittwoch beteiligt sich Extinction Rebellion an den Sternfahrten von Critical Mass.
Auch die Clubs kämpfen einen Kampf, nämlich den ums Überleben. Jetzt öffnet das About Blank seinen „About Sektgarten.“ Corona ist noch nicht vorbei. Auch Theater muss sich gerade neu erfinden. Das Radar Ost wird jetzt auch Digital: Das Festival am Deutschen Theater streamt herausragende Produktionen. Übrigens: Berlin informiert regelmäßig über alle Entwicklungen im Zusammenhang mit dem Corona-Virus.