Am Montag, den 22. Februar, um 8:05 Uhr war es soweit. Als der letzte Flieger nach Kiew losflog, wurden die Abflug- und Ankunftshalle im Flughafen Schönefeld geschlossen. Nun machen sich die letzten Airlines rüber zum Terminal 1 im BER.
Die Schließung des Flughafens ist erst mal temporär. „Ende des Jahres prüfen wir, ob wir Schönefeld wieder eröffnen“, erklärt Airport-Chef Engelbert Lütke Daldrup gegenüber der Berliner Zeitung, „aber dafür bräuchten wir deutlich mehr als 20 Millionen Passagiere.“ Das Allzeithoch beim Passagier-Aufkommens lag 2017 bei gut 13 Millionen. Klingt also, als ob es für die fast bankrotte Flughafengesellschaft nicht mehr weitergehen wird.
Die Schließung des Flughafen Schönefeld – bitter nur für die Mitarbeiter*innen
Als emphatischer Mitbürger wünsche ich dem Flughafenpersonal alles Gute und hoffe, dass der Abschied nicht zu sehr wehtut. Als Ex-Passagier wünsche ich diesem Flughafen einen kompletten Zerfall durch betonzerfressende Killer-Termiten.
Flughäfen sind grundsätzlich ganz schreckliche Orte. Man hat das Gefühl, wie eine Sardine in der Büchse von einer Abfertigungsstation durch die nächste gejagt zu werden. In jedem anderen internationalen Flughafen wird einem diese sehr unnatürliche Erfahrung halbwegs angenehm gemacht mit viel Platz, Steckdosen und einer Vielzahl an Countern.
Der Flughafen Schönefeld aber ist vom Ankommen bis zum Abflug eine einzige Tortur. Das begann schon bei der Ankunft. Wer mit dem Bus anreiste, der stieg beim ersten Mal ziemlich sicher eine Station zu früh aus. Wie kann man auch so blöd sein, beim „Flughafen Berlin-Schönefeld“ und nicht beim „Schönefeld SXF“ auszusteigen?
Beim Terminal angekommen, erwartete einen nicht mal der rostige Betoncharme des immerhin 45 Jahre alten DDR-Flughafens, sondern einfach nur Nachwende-Tristesse. Man konnte über Tegel sagen, was man wollte, aber der Flughafen fühlte sich wenigstens nach alter Siebziger-Jahre-Bundesrepublik an. Man konnte sich bestens vorstellen wie Uschi Glas oder Andreas Baader mit Pelzmantel und Fluppe in der Hand am Gepäckband warteten. Der SXF hatte dagegen null Kultfaktor, er war einfach nur grausam mit seinem viel zu engen Dienstleistungsgebäude (Terminal A und B) mit angelegtem Gewächshaus (Terminal C) und Lagerhalle (Terminal D).
Der Flughafen Schönefeld – erste und letzte Station eines billigen Pub crawls
Seit Easyjet 2004 Schönefeld beflog, war dieser Flughafen nicht mehr als die erste und letzte Station eines billigen Pub crawls. Irgendwie mit der Berlin-Experience Geld machen, ohne dass irgendwas geboten wird. Dass die Toiletten häufig dreckig und kaputt waren — geschenkt. Dass man für die Pass-Kontrollen auf irgendwelchen Seitengängen warten musste — auch ok. Dass er auf dem Reiseportal eDreams unter weltweit 65.000 Kundenbewertungen als schlechtester Flughafen der Welt gekürt wurde — ebenfalls verkraftbar.
Was allerdings allen Verantwortlichen die Schamesröte ins Gesicht treiben sollte, ist diese lächerliche Almhütte, die schräg vor dem Eingang hochgezogen wurde. Als ob man gleich sagen wollte: „Welcome to Berlin, der kulturelle Ausverkauf beginnt bei uns gleich nach dem Gepäckband.“ Hauptsache, die australischen Touristen bekommen nach dem Oktoberfest keinen Kulturschock.
Schönefeld hat eine lange Geschichte hinter sich. Hier kam es zum Bruderkuss zwischen Honecker und Breschnew. Für die DDR-Bürger war es ein Sehnsuchtsort, ein Tor zur Welt, das den meisten verschlossen blieb.
Umso trauriger war es, dass der Flughafen nach der Wende zu einer seelenlosen Transitstation wurde, die Berlin sicherlich nicht verdient hat.
Ihr findet den Flughafen Schönefeld hässlich? Dann schaut euch mal diese Berliner Bausünden an. Und wer sich immer noch nicht vom Flughafen Tegel verabschieden kann, dem sei eine Foto-Reise durch seine Geschichte ans Herz gelegt.