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Berliner Legende

Frank Zander spielt sein letztes Konzert: Abschied in Blau-Weiß

Frank Zander ist Schlagersänger, Moderator und ein Meister des Klamauk, vor allem aber ist der gebürtige Neuköllner die Seele Berlins. Die gute Seele! Er rettet die alten Eckkneipen, ist prominenter Fan der Currywurst, betreibt sogar eine eigene Currybude in Reinickendorf, singt in der Ostkurve die Hymne von Hertha BSC und organisiert seit 1995 im Estrel Hotel ein gigantisches Weihnachtsessen für Obdachlose und Bedürftige, wofür er das Bundesverdienstkreuz erhalten hat.

Mehr Berlin geht nicht, Zander ist Herz und Schnauze in Personalunion. Am 12. August spielt der 81-Jährige beim SchlagerOlymp im Strandbad Lübars sein letztes großes Konzert. Mit welchem Song er seine Karriere beenden will, steht schon fest. Wir bedanken uns bei der Berliner Legende mit der rauen Stimme und dem schwarzen Humor mit einer fotografischen Zeitreise. Ohne Helm und ohne Gurt! Alles Gute, lieber Frank. Als Geschenk wünschen wir ihm das Ehrenbürgerrecht Berlins, unser Kandidat ist er!


Letztes Konzert von Frank Zander: Der Ur-Ur-Enkel von Frankenstein

1976 moderierte der Berliner Schlagersänger Frank Zander die Musikshow "Plattenküche" im WDR. Foto: Imago/kpa/United Archives
1976 moderierte der Berliner Schlagersänger Frank Zander die Musikshow „Plattenküche“ im WDR. Foto: Imago/kpa/United Archives

Frank Zander wird am 4. Februar 1942 geboren, vollständig heißt er Frank Kurt Adolf Zander, den „Adolf“ lässt er später offiziell streichen. Der junge Frank macht eine Ausbildung zum Grafiker und spielt Gitarre und singt bei den Gloomy-Moon-Singers. 1974 beginnt er seine Solokarriere als Schlagersänger, schon bald werden seine forsche Berliner Art, der Schnauzer und die blonde Mähne zu seinen Markenzeichen. Mit Liedern wie „Der Ur-Ur-Enkel von Frankenstein“ oder „Ich trink auf dein Wohl, Marie“ landet er im deutschsprachigen Raum in den Charts. Zander kombinierte schon früh Humor, Schlager und Pop, wofür ihm die „Bravo“ 1977 den bronzenen „Otto“ verliehen hat. Von 1976 bis 1980 moderierte er zudem die Musikshow „Plattenküche“. 


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Fred Sonnenschein und seine Freunde

Frank Zander alias Fred Sonnenschein und seine Freunde bei der ZDF Hitparade. Foto: Imago/kpa/United Archives
Frank Zander alias Fred Sonnenschein und seine Freunde bei der ZDF Hitparade. Foto: Imago/kpa/United Archives

Alter Egos, ausgedachte Bühnenfiguren und der Mut zum Klamauk werden zum festen Bestandteil in Frank Zanders Karriere. 1978 erfindet er die Showtruppe Fred Sonnenschein und seine Freunde, in dieser Formation singt Zander mit seinen plüschigen Goldhamster-Freunden Fritz, Rudi, Walter und Max, richtig berühmt und bei Fernsehauftritten dabei waren allerdings nur Max und Fritz. Ihr gemeinsamer Hit „Ja, wenn wir alle Englein wären“, seine Version vom weltweit grassierenden Pop-Phänomen „Ententanz“. Der Song landet 1981 auf Platz eins in den deutschen Charts.


Klamauk und Persiflage

Hape Kerkeling und Frank Zander in der Sendung Känguru. Foto: Imago/Horst Galuschka
Hape Kerkeling und Frank Zander in der Sendung Känguru. Foto: Imago/Horst Galuschka

Mit dem Erfolg seiner „Englein“ setzt Zander in den 1980er-Jahren das Konzept der Parodie und Persiflage fort. Das Rezept ist simpel, man nehme einen aktuellen Hit und münze ihn in „lustig“ um. Seine Coverversionen von Trios „Da, da, da“, bei Zander heißt der NDW-Schlager „Da, da, da, ich weiß Bescheid, du weißt Bescheid“ erscheint 1982 und 1986 folgt „Jeanny (Die reine Wahrheit)“, eine Verulkung von Falcos dramatischem Discohit „Jeanny“. Neben Hape Kerkeling und Hugo Egon Balder zählt Zander zu der jungen Comedygeneration, die in der Kohl-Ära für bundesrepublikanischen Spaß sorgt.


Berliner Legende Frank Zander: Hier kommt Kurt 

Frank Zander als Kurt, 1990. Foto: Imago/Frank Hempel/United Archives
Frank Zander als Kurt, 1990. Foto: Imago/Frank Hempel/United Archives

Die gesamten 1980er-Jahre hindurch ist Zander unentwegt im Fernsehen zu sehen, er arbeitet an der ARD-Sendung „Bananas“ mit, auch in „Spaß am Dienstag“, „Känguru“ und weiteren Formaten taucht er auf. Ende des Jahrzehnts gründet Zander mit Zett Records eine eigene Produktionsfirma und Label, bei dem bis heute seine zahlreichen Veröffentlichungen erscheinen. Die aktuelle Website von Zett Records kündet flott: „Comedy, Schlager, Rock oder Swing-, ob Fußballhymnen oder Gemälde, Noten, CDs, Streams, Autorenbetreuung oder Synchanfragen. Alles unter einem Dach“. Im November 1989, dem Monat des Mauerfalls, erscheint ein weiterer Hit von Frank Zander: „Hier kommt Kurt“.


TMHT, TKKG, Asterix und die Kinderhitparade

Frank Zander bei der RTL Kinderhitparade, 1992. Foto: Imago/Horst Galuschka
Frank Zander bei der RTL Kinderhitparade, 1992. Foto: Imago/Horst Galuschka

Dass Frank Zander für jeden Spaß zu haben war, wusste man spätestens seit seiner „Ententanz“-Adaption und der Sache mit den Goldhamstern. So war er bei Erwachsenen und Kindern gleichermaßen beliebt. Bereits in den 1980er- und verstärkt in den 1990er-Jahren lenkte er den Fokus immer mehr in Richtung Kinderpublikum. Er sang die Songs zu der Fernsehserie „Teenage Mutant Hero Turtles“ (TMHT) und zu dem Jugendfilm „Ein Fall für TKKG: Drachenauge“. Zudem moderierte er beim Privatsender RTL die „Kinderhitparade“ und auch als Synchronsprecher war Zander immer wieder aktiv, unter anderem lieh er dem gallischen Helden Asterix in „Asterix der Gallier“ und „Sieg über Cäsar“ seine markante Stimme.


Weihnachtsessen für Obdachlose und Bedürftige

Weihnachten für Obdachlose – Frank Zander serviert Gänsebraten im Estrel Hotel, 2000. Foto: Imago/Rolf Zöllner
Weihnachten für Obdachlose – Frank Zander serviert Gänsebraten im Estrel Hotel, 2000. Foto: Imago/Rolf Zöllner

Seinen Ruhm und Erfolg nutzte Frank Zander seit den mittleren 1990er-Jahren für die gute Sache, besonders die Obdachlosenhilfe lag ihm am Herzen. So begann er ab 1995, ein gigantisches Weihnachtsessen mit Gans, Klößen und Rotkohl für Obdachlose und Bedürftige auszurichten. Bei der Großveranstaltung im Neuköllner Estrel Hotel helfen viele Prominente mit, die das Essen servieren. Heute ist Frank Zander für sein soziales Engagement, für das er unter anderem mit der Berliner Bürgermedaille, dem Bundesverdienstkreuz und der Berliner Ehrennadel ausgezeichnet wurde, ebenso bekannt wie für seine Musik- und Fernsehkarriere.


Der Maler Frank Zander

Auch Rolf Eden kommt zur Ausstellungseröffnung ins Café Adlon am Kudamm, 2004. Foto: Imago/Eventpress
Auch Rolf Eden kommt zur Ausstellungseröffnung von Frank Zander ins Café Adlon am Kudamm, 2004. Foto: Imago/Eventpress

Der Legende nach war Frank Zanders Großvater mit dem Berliner Fotografen, Zeichner und Maler Heinrich Zille bekannt und Frank Zander selbst hat nach der Schule, so wie Meister Zille auch, eine Ausbildung zum Grafiker gemacht. Das Malen liegt ihm, er hat ein Atelier, Ausstellungen und verkauft die Originale zu vernünftigen Preisen in Galerien oder direkt über die eigene Webseite. Zanders Gemälde sind farbenfroh, auch mal lustig und immer wieder sind es Hommagen an seine persönlichen Helden. Ob schräge Fische, John Lennon oder Berliner Stadtansichten, er malt mit sicherem Strich und hat einen unverkennbaren Stil. Ganz klar ist er ein Mann der vielen Talente. Bei seinen Vernissagen kam immer wieder die Schickeria des alten West-Berlins zusammen, wie etwa der exzentrische Playboy und Clubbetreiber Rolf Eden (Foto), der noch 2004 Zanders Ausstellung besuchte.


Frank Zander und der Bundespräsident servieren Suppe in der Bahnhofsmission

Obdachlosenessen mit dem neuen Bundespräsidenten Horst Köhler in der Bahnhofsmission am Bahnhof Zoo, 2004. Foto: Imago/Herrmann/Eventpress
Obdachlosenessen mit Bundespräsident Horst Köhler in der Bahnhofsmission am Bahnhof Zoo, 2004. Foto: Imago/Herrmann/Eventpress

Helfen steckt Frank Zander im Blut. Als er mitbekam, dass nach einem Empfang bei dem damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler noch Suppe übrig blieb, schlug er vor, sie an Obdachlose auszuteilen. Der erste Mann im Staat stimmte der Idee zu und beteiligte sich sogar selbst an der Aktion. Zusammen mit Zander verteilte er im Dezember 2004 an der Bahnhofsmission am Bahnhof Zoo die warme Mahlzeit.


Retter der Berliner Eckkneipe

Frank Zander und ein kühles Blondes. Foto: Imago/Michael Handelmann
Frank Zander und ein kühles Blondes. Foto: Imago/Michael Handelmann

Frank Zander ist naturgemäß auch ein Freund und Förderer der guten alten Berliner Eckkneipe. Gegen ein kühles Blondes kam man schließlich wenig sagen. Nun ist diese Institution schon seit längerer Zeit bedroht, das klassische Publikum fehlt und die steigenden Mieten machen den Wirten zu schaffen. Als dann noch 2020 die Corona-Krise und die Lockdowns hinzukamen, ging es für viele Kneipen um die Existenz. Einige Initiativen versuchen dem Trend entgegenzuwirken, auch Frank Zander engagierte sich für die Sache. Wer jetzt Lust auf ein Bier bekommen hat, hier geht es zu den besten 24-Stunden-Kneipen in Berlin. Einkehren rund um die Uhr!


Nur Nach Hause (geh’n wir nicht)

Hymne "Nur nach Hause" in der Hertha-Ostkurve. Foto: Imago/Contrast
Frank Zander singt Hymne „Nur nach Hause“ in der Hertha-Ostkurve. Foto: Imago/Contrast

Auch zu Hertha BSC hat Frank Zander eine besondere Beziehung. 1993 schrieb er für den Fußballverein das Lied „Nur Nach Hause (geh’n wir nicht)“, das zur Hymne des Berliner Clubs wurde und vor jedem Heimspiel ertönt, oft live von Frank Zander persönlich gesungen. Der 1. FC Union Berlin hat Nina Hagen, Hertha hat Zander.


Frank Zanders Currywurst-Bude Zum Würfel II

Eröffnung der Curry-Bude Zum Würfel II , 2018. Foto: Imago/Bernd Friedel
Eröffnung von Frank Zanders Curry-Bude Zum Würfel II , 2018. Foto: Imago/Bernd Friedel

Hier kommen zwei Berliner Originale zusammen: Currywurst und Frank Zander. Der Sänger und Entertainer hat sich für den Reinickendorfer Imbiss Zum Würfel II eingesetzt. Zander ist sogar Mitbetreiber und hat an der Entwicklung der Sauce mitgewirkt. Man verirrt sich nicht oft in die abgelegene Ecke in Reinickendorf, wer es aber schafft, bekommt eine gute Portion Berliner Currywurst-Seele gratis dazu. Wo es auch gute Currywurst gibt, seht ihr hier.


Essen und Geschenke aus dem Food Truck

Frank Zander und Dieter Hallervorden verteilen Essen und Geschenke aus dem Food Truck an Obdachlose und Bedürftige, Dezember 2021. Foto: Imago/F. Kernx/Future Image
Frank Zander und Dieter Hallervorden verteilen Essen und Geschenke aus dem Food Truck an Obdachlose und Bedürftige, Dezember 2021. Foto: Imago/F. Kernx/Future Image

Frank Zanders traditionelles Weihnachtsessen für Obdachlose musste in den Pandemie-Jahren 2020 und 2021 ausfallen. Trotzdem ließ es sich der zu der Zeit Ende 70-Jährige nicht nehmen, den Bedürftigen ein festliches Mahl zu bieten. So machte er sich mit dem Caritas-Foodtruck auf den Weg und verteilte mit prominenten Freunden wie dem Kabarettisten, Schauspieler und Theatermann Dieter Hallervorden neben warmem Essen auch Geschenktaschen und Schlafsäcke. Auch unkomplizierte Impfungen wurden in dem Rahmen angeboten.

Frank Zander beendet seine Karriere: Vielen Dank und alles Gute!

„Nur nach Hause geht er nicht“: Frank Zander bleibt umtriebig, auch wenn er sich von der großen Bühne verabschiedet. Foto: Imago/camera4+

Seit den 70ern steht Frank Zander auf der Bühne. Im August 2023 verkündete der 81-Jährige seinen Abschied von der großen Bühne. „Ich habe fast alles gesungen. Ich habe fast alles gesagt. Ich habe fast alles gemacht. Ich habe es verdient, eine gewisse Ruhe in mein Leben zu bringen“, sagte er der Bild in einem Interview. Sein letztes großes Konzert gibt Zander am 12. August auf dem SchlagerOlymp im Strandbad Lübars. Auch den Abschlusssong habe der Sänger schon ausgesucht: „Es wird, es muss ,Nur nach Hause‘ sein. Die Hymne seiner Hertha. Das Lied können die Fans gemeinsam singen und sich dabei wohl fühlen“, verkündete Sohn Marcus Zander.

Sein soziales Engagement will der gutherzige Berliner in jedem Fall fortführen. „Niemals könnte ich meine Obdachlosen und Bedürftigen vergessen. Für die will ich, solange es meine Kraft erlaubt, da sein“, sagt er. Und natürlich auch für die Hertha: „Klar, wenn mein Lieblings-Fußballklub Hertha mich ruft, stehe ich wie eine Eins vor der Ostkurve im Olympiastadion und schmettere die Vereins-Hymne ,Nur nach Hause‘.“ Außerdem wolle er sich noch mehr auf die Malerei konzentrieren. Hundert Prozent in Rente ist ein Frank Zander halt nie.

Wenige Menschen haben so viel für Berlin getan wie Frank Zander, und das auch noch mit so viel Humor und guter Laune. Zander ist ein waschechtes Berliner Original. Er war sich nie für etwas zu schade, und alles, was er angeht, macht er mit viel Herz. Ob Kneipen retten, mit Hamstern singen oder ein riesiges Weihnachtsessen für Obdachlose veranstalten. Trotz Ruhm und Karriere ist er sich stets treu geblieben und wohnt immer noch zur Miete in einer Charlottenburger Wohnung, in die er vor mehr als 50 Jahren mit seiner Frau Evelyn gezogen ist. Vielen Dank und alles Gute , lieber Frank Zander!


Mehr Berlin

Noch mehr berühmte Berliner, die ihr kennen solltet, stellen wir hier vor. Neu in der Stadt? An diese Dinge müssen sich Zugezogene in Berlin gewöhnen. Humor hier besteht nur aus Icke-Kalauern? Quatsch: Wir stellen euch unsere Lieblings-Komiker aus Berlin vor. Was uns bewegt, erfahrt ihr in unserer Stadtleben-Rubrik.

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