Spaziergänge

12 historische Dorfkerne in Berlin – Teil 2: Von Lübars bis Schmöckwitz

Als wir von Alt-Marzahn über Alt-Marienfelde bis Alt-Tegel und Rixdorf historische Dorfkerne in Berlin vorstellten, war das Interesse groß, aber die Kritik heftig. Der Vorwurf lautete: Da fehlt aber noch eine ganze Menge! Das stimmt. Die Stadt ist größer, als die erste Zusammenstellung vermuten ließ, und das dörfliche Erbe der preußischen Metropole reicht für mehr als ein Dutzend historischer Orte.

Entsprechend stellen wir euch 12 weitere Dorfkerne in Berlin vor: von Lübars bis Schmöckwitz und von Alt-Wittenau bis nach Rahnsdorf. Es geht erneut auf eine Stadterkundung der ländlichen Art, zu alten Kirchen, Dorfangern, Gutshäusern und Schmieden.


Lübars

Dorfkerne Berlin: Lübars, ältestes Dorf in Reinickendorf. Foto: Imago/Imagebroker
Lübars, ältestes Dorf in Reinickendorf. Foto: Imago/Imagebroker

Im Nordosten Reinickendorfs, gleich hinter der Plattenbausiedlung Märkisches Viertel, liegt am wunderschönen Tegeler Fließ Berlins ältestes Dorf, in dem noch so etwas wie authentisches Dorfleben stattfindet. Landwirtschaft spielt in Lübars nämlich noch eine Rolle!

Die Dorfstruktur mit niedrigen Häusern, gepflasterter Straße und barocker Kirche ist hier noch erhalten. Seit dem frühen 13. Jahrhundert leben in Lübars Menschen, halten Vieh, bestellen das Land und gehen ihrem Handwerk nach. Die Ortschaft überstand die Pest, Kriege und die Teilung Berlins.

Heute lockt neben der idyllischen Atmosphäre auch der 40 Hektar große Freizeitpark Lübars Besucher an. Dort kann man wandern, radfahren und reiten, außerdem können Kinder etwas über Landwirtschaft und Viehzucht lernen.

  • Lübars Zabel-Krüger-Damm, Reinickendorf, Bus 222

Bohnsdorf

Dorfkerne Berlin: Der Dorfteich in Bohnsdorf mit Blick auf die Kirche. Foto: Clemens Franz/Wikimedia Commons/CC BY SA 3.0
Dorfkerne in Berlin – der Dorfteich in Bohnsdorf mit Blick auf die Kirche. Foto: Clemens Franz/Wikimedia Commons/CC BY SA 3.0

Tief im Süden, unweit von Grünau, liegt an der Grenze zu Brandenburg das alte Dörfchen Bohnsdorf. Bald 800 Jahre Geschichte wehen zwischen den Bäumen am Dorfteich. Mit einem schmucken Anger und der um 1750 errichteten Dorfkirche ist Bohnsdorf ein gutes Beispiel dafür, wie dörfliche Strukturen im heutigen Berlin erhalten geblieben sind.

Eine Besonderheit des seit 1920 zu Groß-Berlin gehörenden Ortsteils ist die Gartenstadt Falkenberg. Die moderne Wohnanlage entwarf um 1912 der berühmte Architekt Bruno Taut. Die auch „Tuschkastensiedlung“ genannte Anlage ist seit 2008 UNESCO-Weltkulturerbe.

  • Bohnsdorf Dorfplatz, Treptow, Bus 163

Alt-Wittenau

Dorfkirche in Alt-Wittenau, Reinickendorf. Foto: Imago/Schöning
Dorfkerne in Berlin – Dorfkirche in Alt-Wittenau, Reinickendorf. Foto: Imago/Schöning

Etwa 50 Dorfkirchen existieren noch in Berlin. Eine davon steht in Alt-Wittenau und das seit 1489. Die aus der märkischen Ortschaft Dalldorf hervorgegangene Siedlung gehört zu Reinickendorf und kann sich einer jahrhundertealten Geschichte rühmen. Wittenau heißt sie aber erst seit 1905. Benannt wurde das Dorf nach dem einstigen Gemeindevorsteher Peter Witte.

Der alte Dorfkern mit Kirche und Grünanlage ist noch erhalten, auch einige niedrige Wohnhäuser erinnern an vergangene Zeiten. Zwar veränderte sich durch Industrialisierung des Berliner Nordens und den massiven Bau von Plattenbausiedlungen die Umgebung, aber Alt-Wittenau hat die beschauliche Stimmung vergangener Zeiten beibehalten.

  • Alt-Wittenau Wittenau Kirche, Reinickendorf, Busse 124, 221, 322, 122, M44, M21

Hermsdorf

Idylle am See in Hermsdorf. Foto: Imago/Jürgen Ritter
Idylle am See in Hermsdorf. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Wer von Lübars Richtung Westen unterwegs ist, kommt bald in Hermsdorf an. Schon im 11. Jahrhundert lebten Slawen hier am Rande des Tegeler Fließes. Historisch ist Hermsdorf daher durchaus mit dem Museumsdorf Düppel vergleichbar, dem berühmtren Freilichtmuseum, in dem die Siedlungsgeschichte im Berliner Gebiet erfahrbar gemacht wird. Die Geschichte von Hermsdorf ist ebenfalls älter als die von Berlin.

Die alte Kirche und die Gemeindeschule erinnern noch heute an die dörflichen Wurzeln des Ortsteils von Reinickendorf, mit dem auch einige Berühmtheiten verbunden sind. Einst lebte hier der Maler Max Beckmann und auch der Autor von „Fabian“ und „Emil und die Detektive“, Erich Kästner. Geprägt ist Hermsdorf von Seen, Pfuhlen und Teichen, besonders schön ist ein Ausflug zum Waldsee.

  • Hermsdorf Reinickendorf, S-Bahn S1 (Bahnhof Hermsdorf), Bus 125

Müggelheim

Häuser von Müggelheim an der Müggelspree. Foto: Imago/Reiner Zensen
Häuser von Müggelheim an der Müggelspree. Foto: Imago/Reiner Zensen

Wasser, Wasser, Wasser. Zwischen Langem See und dem berühmten Müggelsee befindet sich der Ortsteil Müggelheim. Eine Perle in Köpenick. Inseln, Seen, Graben und Ströme prägen die Gegend. Seit dem 18. Jahrhundert leben hier Menschen. Damit ist Müggelheim ein verhältnismäßig junges Dorf. Den Dorfkern bilden die alte Schule und die Kirche auf dem Dorfanger. Am besten erreicht man Müggelheim mit den BVG-Fähren.

  • Müggelheim Köpenick, Busse 169, 369, Fähren F21, F23, F24

Falkenberg

Dorfkerne Berlin: Ehemaliges Gutsarbeiterhaus in Falkenberg, Lichtenberg. Foto: Imago/Schöning
Ehemaliges Gutsarbeiterhaus in Falkenberg, Lichtenberg. Foto: Imago/Schöning

Nicht zu verwechseln mit dem Falkenberg, der höchsten Erhebung Köpenicks, oder dem UNESCO-Weltkulturerbe Gartenstadt Falkenberg, einer Ikone der modernen Architektur, die sich ebenfalls in Köpenick befindet. Das Straßendorf Falkenberg gehört heute zu Lichtenberg, die erste urkundliche Erwähnung geht auf das Jahr 1370 zurück und findet sich in einem Schriftstück Ottos des Faulen, des einstigen Markgrafen von Brandenburg.

Ende des 17. Jahrhunderts kaufte die Mutter der beiden berühmten Humboldts, Alexander und Wilhelm, das Dorf. Heute erinnern die Überreste der alten Dorfkirche an die Geschichte von Falkenberg. Eine architekturhistorische Besonderheit ist ein Gutsarbeiterhaus von 1856 (Dorfstraße 4): Es ist die einzige erhaltene Lehmkate in Berlin. 

  • Falkenberg Lichtenberg, Bus 256

Lichtenrade

Dorfkirche Lichtenrade. Foto: Migra/Wikimedia Commons/ CC BY SA 2.0
Dorfkirche Lichtenrade. Foto: Migra/Wikimedia Commons/CC BY SA 2.0

Dorfkerne findet man in Berlin in den meisten Bezirken außerhalb des Stadtzentrums. So auch im äußersten Süden, am Zipfel von Tempelhof-Schöneberg. In West-Berliner Zeiten war Lichtenrade eine Enklave, an drei Seiten von der Mauer umgeben. Der Ortsteil ist bis heute ländlich geprägt, der Dorfplatz erinnert an einen kleinen Park, die aus Feldsteinen errichtete Kirche steht direkt am Alten Dorfteich, dem größten Berliner Dorfteich. Ein Spaziergang durch Lichtenrade sollte auch zur ehemaligen Mälzerei der Berliner Schlossbrauerei führen.

  • Lichtenrade Tempelhof-Schöneberg, Bus 245

Kladow

Dorfkirche in Kladow. Foto: Imago/Joachim Schulz
Dorfkirche in Kladow. Foto: Imago/Joachim Schulz

Das südliche Ende von Spandau ist eine von Wasser umgebene Idylle. An Gatow vorbei, erreicht man schließlich Kladow. Irgendwie noch Berlin, aber fast schon Umland. Das benachbarte Dorf Sacrow, berühmt für die Heilandskirche am Havelufer, ist wiederum ein Vorort von Potsdam. Kladow ist grün, Natur und Wasser dominieren, und die Geschichte der Ortschaft führt zu slawischen Siedlungen des 9. Jahrhunderts zurück.

Die denkmalgeschützte Dorfkirche stammt allerdings aus dem 19. Jahrhundert, interessant ist das Kossätenhaus am Sakrower Kirchweg 6/8. Vom Dorfplatz und Kirche bietet sich ein Spaziergang entlang der Havel zum Gutshaus Neukladow an. Sehenswert ist zudem das unweit gelegene Militärhistorische Museum auf dem Flugplatz Gatow

  • Kladow Kladower Damm 369 (Dorfkirche), Spandau, Bus X34

Alt-Heiligensee

Dorfschmiede in Alt-Heiligensee. Foto: Imago/Jürgen Ritter
Dorfschmiede in Alt-Heiligensee. Foto: Imago/Jürgen Ritter

So weit wie in Heiligensee reicht die Siedlungsgeschichte im Berliner Raum nur selten. Nachweislich lebten schon um 2000 vor Christus Menschen aus dem germanischen Stamm der Semnonen in der Gegend, die heute zu Reinickendorf gehört. Ihnen folgten slawischen Wenden und schließlich deutsche Siedler, die um 1230 das Dorf Heiligensee gründeten. Als „Hylghense“ wurde es um 1313 erstmals in alten Schriften vermerkt.

Während der Mauerzeit wurde ein Teil des Gebiets von den Alliierten für militärische Zwecke genutzt. Seit dem Mauerfall ist Heiligensee ebenso industriell wie landwirtschaftlich geprägt. Der alte Dorfplatz und die Kirche befinden sich in der Nähe des sagenumwobenen Heiligensees, von dem es heißt, dass darin einst ein ganzes Schloss versank. Ein bisschen Atlantis in Berlin.

  • Heiligensee Reinickendorf, Bus 124, 133 und 324

Rahnsdorf

Das Fischerdorf Rahnsdorf in Köpenick. Foto: Imago/Jürgen Ritter
Das Fischerdorf Rahnsdorf in Köpenick. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Wer wirklich intakte Dorfstimmung in Berlin erleben will, sollte sich auf den Weg zum alten Fischerdorf Rahnsdorf in Köpenick machen. Am östlichen Ende vom Müggelsee, direkt an der Müggelspree gelegen, lebten die Bewohner bis zum Ende des 19. Jahrhundert vorrangig von der Fischerei. Im 20. Jahrhundert entstanden rund um Rahnsdorf zahlreiche Wassersportanlagen und Erholungsgrundstücke.

Neben der Dorfkirche ist der noch gut erhaltene Dorfkern, der zu den schönsten in Berlin gehört, besonders sehenswert. Die gesamte Gegend bietet zahlreiche Freizeitaktivitäten, etwa Bootsverleihe und Ruderclubs. Auch Stand-up-Paddling und Kanus sind hier beliebt.

  • Rahnsdorf Köpenick, Fähren F23, F24 und Bus 169

Altglienicke

Dorfkerne Berlin: Pfarrkirche Altglienicke. Foto: Gemeinfrei
Pfarrkirche Altglienicke. Foto: Gemeinfrei

Vor der Verwaltungsreform 2001 gehörte Altglienicke zu Treptow, heute ist das bereits in der Bronzezeit besiedelte Gebiet und 1375 erstmals urkundlich erwähnte Dorf, Teil von Treptow-Köpenick. Vom alten Dorfkern ist bis auf die Pfarrkirche und das Gebäude der alten Dorfschule heute nur wenig erhalten. Allerdings sind einige Architekturdenkmäler in der Umgebung sehenswert, etwa das 1906 fertiggestellte Wasserwerk Altglienicke und die Gartenstadt Falkenberg im nahegelegenen Bohnsdorf.

  • Altglienicke Treptow, Busse 160, 162, 163, 164, 260

Schmöckwitz

Berlin-Schmöckwitz, Dorfkirche. Foto: Gemeinfrei
Dorfkerne in Berlin – Berlin-Schmöckwitz, Dorfkirche. Foto: Gemeinfrei

Der letzte stadthistorische Ausflug in dieser Liste führt in das alte Fischerdorf Schmöckwitz am südöstlichsten Rand Berlins. Hier endet Köpenick und Brandenburg beginnt. Einst befand sich der Dorfkern von Schmöckwitz auf einer Insel, heute grenzt der Berliner Ortsteil an die Dahme, den Seddinsee und den Zeuthener See, ist aber auch trockenen Fußes erreichbar.

Außer der Dorfkirche erinnert heute wenig an das ursprüngliche Dorf, wer aber in Alt-Schmöckwitz aus dem Bus oder der Tram aussteigt, kann in einer idyllisch gelegenen Ortschaft spazieren, sich an Wasser und Natur erfreuen und im Strandbad Schmöckwitz schwimmen gehen.

  • Schmöckwitz Köpenick, Busse 733 und 734, Tram 68

Noch mehr historische Dorfkerne in Berlin

Im ersten Teil haben wir uns schon einmal 12 historische Ortskerne angesehen – von Alt-Marienfelde bis Rixdorf, von Kaulsdorf bis Rosenthal in Pankow. Hier findet ihr alle: 12 alte Dorfkerne in Berlin: Wo die Stadt zum Dorf wird.


Mehr Berliner Kieze entdecken

Wir haben noch mehr Tipps für die Bezirke der Stadt: Hier stellen wir euch 12 schöne Orte in Spandau vor. Jenseits von historischen Dorfkernen gibt es auch im Norden viel zu entdecken: 12 spannende Orte in Reinickendorf. Das Märkische Viertel ist nicht die einzige Großwohnsiedlung in Berlin. Ihr seid im Wedding? 12 Tipps für Berlins coolsten Bezirk. Gut sind auch unsere 12 Tipps für Zehlendorf – Kunst, Kultur und gutes Essen im Villenviertel. Und auch viel zu entdecken gibt es in Prenzlauer Berg – von Underground-Club bis Kiez-Friseur.

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