Berlin verstehen

12 Archive in Berlin: Geschichte aufdecken und verstehen

Berlins Archive erhalten die Vergangenheit, machen sie für die Gegenwart greifbar. Eine Arbeit, die bisweilen unterschätzt wird. Dabei ist sie das beste Mittel gegen Geschichtsrevisionismus, immerhin können Fotografien, Zeitungsausschnitte und Zeitzeugenberichte ein reales Abbild dessen schaffen, was längst Geschehen ist. Nichts wird romantisiert, nichts wird verdrängt. Manchmal helfen die Berliner Archive aber auch, neue Erkenntnisse zu schaffen, Fragen zu beantworten, so abstrakt sie auch sein mögen. Entsprechend stellen wir euch 12 besonders spannende Archive vor.


Historisches Archiv zum Tourismus

Ein historisches Reiseplakat aus dem Berliner Archiv zum Tourismus. Foto: Historisches Archiv zum Tourismus (HAT) der TU Berlin

„Mit Lenkrad und Matratze. Ein Ratgeber für motorisierte Touristen“ (1982) oder aus London: „The Traveller’s Handbook to Holland“ (1926) und „The Italian Riviera” (1966) – Titel, die im Katalog des Historischen Archivs zum Tourismus (HAT) auftauchen. Ein Archiv voll mit Träumen von der Ferne manifestiert in farbenfrohen Plakaten, auskunftsfreudigen Reiseführern oder glänzenden Werbeprospekten. Die Einrichtung ist weltweit die größte archivische Sammlung zum Thema Tourismus und Teil des Center for Metropolitan Studies an der Technischen Universität Berlin.

Neben etwa 5000 Reiseführern sind in dessen Regalen Zeitschriften, Karten, Korrespondenzen, Fotoalben und wissenschaftliche Studien sortiert. Die frühesten Dokumente stammen aus dem 17. Jahrhundert und reichen bis in die Gegenwart; aus mehr als hundert Ländern kommen sie. Wie sehr Reiseführer vom Zeitgeist geprägt sind, lässt sich an Titeln wie „Deutscher Barock. Die grossen Baumeister des 18. Jahrhunderts” (1942) ablesen – die Ideologie des NS-Regimes hallt dort nach. Bisher ist nur die Hälfte des Bestandes im Katalog erfasst, daher kann ein direkter Kontakt mit dem Archiv noch einiges hervorzaubern.

Erste Schritte in Richtung eines solchen Archivs machte bereits 1929 Robert Glücksmann, der in Berlin das weltweit erste wissenschaftliche Forschungsinstitut für den Fremdenverkehr einrichtete, samt Archiv. Das heutige Archiv hat seinen Ursprung an der Freien Universität Berlin, die 1986 eine Sammlung über die Geschichte und Gegenwart der Reisebranche initiierte. Sie wurde zum Historischen Archiv zum Tourismus erweitert und zog 2012 zur TU.

  • Historisches Archiv zum Tourismus TU Berlin, Hardenbergstr. 16-18, Charlottenburg, weitere Infos hier

Die Staatsbibliothek, in der sogar Originale von Bach zu finden sind

Die Staatsbibliothek mit dem Standort Unter den Linden wurde 1914 fertiggestellt. Foto: Imago/Schöning

Die Tagebücher von Wolf Biermann sind seit Juli 2021 der Berliner Staatsbibliothek zu finden. Der Liedermacher vermachte ihr sein Archiv. Daneben gibt es dort auch Schriftsätze von Bach und Beethoven sowie die Nachlässe von Alexander von Humboldt und Gerhard Hauptmann.

Die Staatsbibliothek, nun wieder in neuem Glanz, ist zum einen ein majestätisches Gebäude Unter den Linden, zum anderen ein moderner Bau am Potsdamer Platz. Aufgrund der Teilung Berlins ist im Westteil der Stadt 1978 eine zweite Staatsbibliothek erbaut worden. Nach der Wende wurden beide Bestände zusammengelegt. In dessen Gemäuern geht es nicht nur um Bücher, sondern um allerlei Drucksachen und handschriftlich zu Papier Gebrachtes – sowohl von berühmten Komponisten als auch von Kulturen aus fernen Ländern. Islamische, hebräische, afrikanische und südasatische Handschriften lassen sich dort erforschen.

Der Katalog der Bibliothek führt auch Karten, Fotos und Theaterzettel des ehemaligen Nationaltheaters auf. Ein großartiges Fenster in die Welt von gestern ist die Sammlung zu historischen Berliner Zeitungen sowie die der DDR Presse. Beides kann man übers Internet erkunden. Die Staatsbibliothek begann 1661 als barocke Fürstenbibliothek und hat im Zusammenhang Berliner Stadtgeschichte viele Wandlungen durchgemacht. Heute ist sie Teil des Preußischen Kulturbesitz und umfasst mehr als 11 Millionen Bände im Druckschriftenbestand. 2,2 Millionen weitere Drucksachen reihen sich ein.

  • Staatsbibliothek – Haus Unter den Linden Unter den Linden 8, Mitte, Mo-Sa 8-22 Uhr
  • StaatsbibliothekHaus Potsdamer Straße Potsdamer Straße 33, Tiergarten, Mo-Sa 8-22 Uhr, weitere Infos zu beiden Standorten hier

Zentral- und Landesbibliothek Berlin

Die Zentral- und Landesbibliothek Berlin in der Breite Straße in Mitte in einem Gebäude von 1966. Foto: Imago/STPP

Die Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) Berlin ist eine hervorragende Anlaufstelle, wenn Detektivarbeit geleistet werden muss: Wo in Berlin hat beispielsweise die Konditorei Jaedicke 1928 ihre Baumkuchen verkauft? Wo wann welche Firma in Berlin ihren Sitz hatte? Alte Branchen- und Adressbücher haben die Antwort.

Zur Bibliothek gehört auch das Zentrum für Berlin-Studien mit ihrer Berlin-Sammlung. Ein kleines Paradies, in dem man Berlin in seiner ganzen Breite näherkommen kann: Regale voller Biografien von Menschen, die auf verschiedene Weise mit Berlin in Verbindung standen, Bücher zur Geschichte Berlins, Stadtpläne, Reiseführer… Auch Berliner Zeitungen durch die Jahrhunderte hinweg werden akribisch gesammelt. Manche sind online einzusehen – alte wie neue. Sogar die Senatsbibliothek ist unter dem Dach der ZLB.

Der offizielle Auftrag der ZLB lautet: Veröffentlichungen aus und über Berlin als Zeugnisse des geistigen und kulturellen Schaffens der Region zu sammeln, zu archivieren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Die Ursprünge der Stadtbibliothek liegen in der Reformbewegung der Jahrhundertwende, in der man vor mehr als 100 Jahren Bildung der Bevölkerung zugänglich zu machen wollte. Inzwischen ist das Bildungsangebot der Berliner Stadtbliobliotheken breit gefächert mit Filmen, Musik, Audiobooks, Streamingdiensten und vielem mehr.

  • Zentral- und Landesbibliothek Berlin Breite Str. 30-36, Mitte, Di-Fr 10-21 Uhr, Sa 10-19 Uhr, zlb.de

Akademie der Künste

Die Akademie der Künste am Hanseatenweg im Tiergarten wurde von Werner Düttmann erbaut, 1960. Foto: Erik-Jan Ouwerkerk

Bertolt Brecht, Kurt Tucholsky, Friedrich Hollaender, Anna Seghers und Helene Weigel zählen zu den vielen Kuntschaffenden, aus deren Leben Schnipsel im Archiv der Berliner Akademie der Künste zu finden sind.

In den vielen Karteikästen und Aktenordnern vor Ort werden natürlich auch Fotos und Gedrucktes aufgehoben, aber sie sind an Leben und Werk von Künstler:innen geknüpft. Briefe an Freunde, Rechnungen an Verlage, Mietsverträge, Einladungen zu Premieren oder Schiffsfahrkarten, sagen viel über die Personen dahinter aus.

Besonders im Blick hat das Archiv die Mitglieder der Akademie sowie Entwicklungen in der Kunst, die durch das gesellschaftlich-politische Umfeld geprägt wurden: Kunst in Berlin und Deutschland seit 1900, Emigration während des Nationalsozialismus und Kunst und Kulturpolitik in der DDR.

Das Archiv umfasst die Sparten Bildende Kunst, Baukunst, Musik, Literatur, Darstellende Kunst sowie Film- und Medienkunst. Dazu gibt es unter anderem das Historische Archiv, das sich der Geschichte der Akademie selbst widmet. Sie geht bis ins Jahr 1696 zurück. Durch die Teilung Berlins sind quasi zwei Akademien der Künste entstanden. Selbst wenn die Arbeit wieder vereint ist, zwei Standorte sind geblieben.

  • Akademie der Künste Pariser Platz 4, Mitte, Mo-So 10-20 Uhr
  • Akademie der Künste Hanseatenweg 10, Tiergarten, Mo-So 11-19 Uhr, weitere Infos zu beiden Standorten hier

Deutsche Kinemathek

Die Deutsche Kinemathek zog im September 2000 ins Filmhaus am Potsdamer Platz. Foto: SDK / Hans Scherhaufer

Die Gründung der Deutschen Kinemathek geht auf den Regisseur Gerhard Lamprecht zurück, der sie gemeinsam mit dem Land Berlin 1963 ins Leben gerufen hat. Damit gab er seiner eigenen Sammlung ein offizielles zu Hause. So sehen viele Filmemacher die Kinemathek auch heute noch: als Hort für ihre Arbeit und Leidenschaft zum Film. Sie beherbergt Nachlässe – und Vorlässe – von Filmschaffenden vieler Berufsgruppen der Film- und Fernsehbranche, einschließlich Filmhistoriker:innen. Von internationaler Bedeutung sind die Marlene Dietrich Collection Berlin und das Ken Adam Archiv.

Um sich in der Vielfalt der Artefakte zurecht zu finden, ist das Archiv unterteilt in Film, Fernsehen, Foto, Graphik, Schriftgut, Textil und Technik. Darunter fallen Szenen-, Porträt- und Werkfotos, Drehbücher, Plakate, Filmprogramme, Projektoren, Kameras sowie biografische Materialien. Natürlich kümmert sich die Kinemathek auch um den Erhalt des Filmerbes. Etwa 26.000 deutsche und ausländische Stumm- und Tonfilme zählt der Katalog. Einen Schwerpunkt bilden Avantgarde-, Experimental- und Dokumentarfilme.

  • Deutsche Kinemathek Potsdamer Straße 2, Tiergarten, Mo, Mi, Fr, Sa, So 10-18 Uhr, Do 10-20 Uhr, weitere Infos hier

Deutsches Rundfunkarchiv

Das Deutsche Rundfunkarchiv ist seit dem Jahr 2000 in dem Neubau in Babelsberg. Foto: Jörg-Uwe Fischer/DRA

„This is Radio Berlin International broadcasting to Africa“ lautet die Ansage auf einem Band, gefolgt von schwingenden afrikanischen Rhythmen. Im Deutschen Rundfunkarchiv kann man Sendungen lauschen, die die DDR rund um den Globus nach Afrika, Arabien, Südamerika und Südostasien schickte.

Die Bezeichnung Rundfunk bezieht sich hier auf Radio und Fernsehen. Während die Kinemathek vornehmlich die kreative Seite des Fernsehmachens zum Vorschein bringt, konzentriert sich das Rundfunkarchiv auf die praktische und technische Seite des Mediums. Der Entwicklung des Fernsehens und des Radios sowie der Sicherung von historischen Sendungen wird hier nachgegangen.

Obwohl das Radio erst in den 1920er-Jahren Laute über den Äther transportierte, stammen die ersten Tonaufzeichnungen im Archiv von 1888. Sie wurden mit einer Edisonwalze aufgenommen. Richtig los ging es mit dem Radio in der Weimarer Republik und 1929 konnten Rundfunksendungen endlich aufgezeichnet und aufgehoben werden. Auch die Propagandasendungen des NS-Rundfunks sind dort Dokumente der Zeit. Mit der deutschen Teilung gab es zwei Parallelentwicklungen. Nach der Wende wurde das Vermächtnis des DDR Runkfunks (1945-1991) ins Archiv eingegliedert.

Neben Film und Funk gibt es Hintergrundsmaterial wie Fotos, Publikationen und Sendungsmanuskripte, die über die Rundfunkgeschichte Aufschluss geben. 1952 etabliert, ist das Deutsche Rundfunkarchiv übrigens die älteste Gemeinschaftseinrichtung der ARD. Einen Überblick über die Geschichte des Radios in Berlin liefert 100 Jahre Rundfunkgeschichte in Berlin.

  • Deutsches Rundfunkarchiv (Standort Potsdam-Babelsberg) Marlene-Dietrich-Allee 2,  Potsdam, Mo-Fr 9-17 Uhr, weitere Infos hier

Centrum Judaicum

Das Centrum Judaicum in der Neuen Synagoge in Mitte, die 1993 wieder ganzlich zugänglich wurde. Foto: Imago/Travel-Stock-Images

Hans Rosenthal, Berlins beliebter Showstar der Nachkriegsjahre, und Architektin Lotte Cohn – beide vermachten Teile ihres Nachlasses dem Centrum Judaicum. Dort kann man aber auch herausfinden, wann wer vor 1945 aus der jüdischen Gemeinde Berlins ausgetreten ist oder wer auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee begraben liegt.

Das Centrum Judaicum besitzt eines der weltweit bedeutesten historischen Archive zur Erforschung der Juden in Deutschland. Akten von etwa 400 jüdischen Gemeinden, meist aus dem früheren Deutschen Reich, sind überliefert. Berlin spielt dabei eine besondere Rolle. Neben vielen Karteikarten gibt es auch Fotos, die von der Geschichte jüdischen Lebens in Berlin erzählen.

Die Anfänge des Centrum Judaicums gehen ins Jahr 1988 zurück. Da lag es noch auf Ostberliner Territorium und im Zusammenhang mit dem 50. Jahrestag der Novemberpogrome hat der Ministerrat der DDR der Gründung der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum zugetsimmt. Zu Beginn der 1990er-Jahren wurde es dann feierlich eröffnet.

Wo sich das jüdische Leben in Berlin, einst und heute, abspielte, offenbaren diese Orte.

  • Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum Oranienburger Straße 28 – 30, Mitte, Mo-Do 10-18 Uhr, Fr 10-15 Uhr, So 10-18 Uhr, weitere Infos hier

Tagebuch- und Erinnerungsarchiv

Ein Tagebuch aus dem Tagebuch- und Erinnerungsarchiv in Berlin, das 2012 entstand. Foto: TEA/Sabine Musial

Ganz nah ans Leben und wie Berliner es über die Jahrzehnte in ihrem Alltag erlebt haben, kommt man im Tagebuch- und Erinnerungsarchiv (TEA). Dokumenten der deutschen „Erinnerungskultur“ wird dort ein Heim gegeben, das sind Tagebücher, Lebenserinnerungen, Berichte von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, Fotos, Fotoalben, Briefe, Reiseberichte, aber auch Familienchroniken, Gästebücher und Brigadetagebücher.

Mit seinem Sitz in Treptow-Köpenick, legt das Archiv sein Augenmerk auf Erinnerungen des Berliner und ostdeutschen Raums. Das Archiv nahm 2012 seine Arbeit auf und im Unterschied zu den großen Institutionen, ist es dem Engagement von Bürgern zu verdanken. Das Archiv beruht auf einem Verein, bei dem alle Mitarbeiter ehrenamtlich arbeiten.

  • TEA Tagebuch- und Erinnerungsarchiv Berlin e.V. Güldenauer Weg 44, Köpenick, weitere Infos hier

Spinnboden Lesbenarchiv & Bibliothek

Zeugnisse von ehemaligen Treffpunkten für Frauen aufbewahrt im Lesbenarchiv „Spinnboden“. Foto: Spinnboden/Katja Koblitz

Der „Spinnboden“ macht das Unsichtbare sichtbar: Das lesbische Leben. Im Archiv sind Zeitschriften wie „Die Freundin” und „Wir Freundinnen”, auf deren Titelbätter hübsche junge Frauen abgebildet sind. Eingeweihte wissen, dass es lesbische Zeitschriften sind. Beim „Spinnboden“ werden sie aufbewahrt.

Der „Spinnboden“ ist ein lesbisch-queeres Archiv und mit über 16.000 Archivalien weltweit das zweitgrößte seiner Art. 1973 informell gegründet, ist es auch das älteste. Es widmet sich lesbischer Geschichte in Berlin. Das beinhaltet auch die Vielfalt der Selbstverständnisse, Kulturen und Politiken von Lesben in Deutschland und darüber hinaus. Das Bandbreite umfasst subkulturellen Äußerungen um 1900 über politische Aktivitäten seit den 1970er-Jahren bis hin zu aktuellen lesbischen, queeren und feministischen Bewegungen.

Das Archiv besitzt auch eine Bibliothek mit mehr als 1.200 verschiedenen deutschsprachigen und internationalen Zeitschriften. Hinzu kommen mehr als 9.000 Bücher. Die Inhalte sind breit gefächert. Im fiktionalen Bereich gibt es Belletristik, Lyrik, Krimis, Kinder- und Jugendliteratur, Comics und Science-Fiction; die Fachliteratur umfasst Kultur, Sport, Naturwissenschaften, Psychologie, Theologie, Politik und Recht, Reiseliteratur und Biografien.

Der „Spinnboden“ ist wie das Tagebuch- und Erinnerungsarchiv ein eingetragener Verein und leistet seine Arbeit unabhängig von großen Institutionen. Der Name „Spinnboden“ wurde übrigens gewählt, weil der Spinnboden damals ein Ort war, der aufgrund der Arbeit Frauen vorbeihalten war und Geschichten dort mündlich weitergegeben wurden.   

Wer seine eigene queere Bibliothek erweitern möchte, in diesen Buchläden gibt’s die Literatur dazu.

  • Spinnboden Lesbenarchiv & Bibliothek e.V. Anklamer Straße 38, Mitte, Mi & Fr 14-19 Uhr, weitere Infos hier

Archiv der Jugendkulturen

Fanzine in Rollenform: „Willkürakt“ #16 von 1986 aus Hamburg. Foto: Archiv der Jugend/Kathrin Windhorst

Deutsch, Englisch, Türkisch, Hebräisch, Arabisch, Kurmandschi, Spanisch, Portugiesisch und Italiensch – welche Webseite ist schon in so vielen Sprachen zugänglich? Damit verrät die Webseite des Archivs der Jugendkulturen bereits viel über sein Publikum und Forschungsfeld.

Hinter dem Archiv steckt ebenfalls die Aktivität eines Vereins. 1998 gegründet, dient das Archiv als Informations- und Kompetenzzentrum für Jugendkulturen, das Lebenswelten von Jugendlichen erforscht und vermittelt. Themenfelder darunter sind Clubkultur, Festivals, Gothic, Graffiti/Urban Art, Linke Politik, Skateboarding und verschiedene Musikrichtungen wie Hip Hop, Pop, Punk, Metal, Techno und Indie.

Flyer, Plakate, Buttons, Stickers, Audio- und Videoaufnahmen erzählen von dem, was Jugendliche bewegt. Viel nachzulesen gibt es in deren Bibliothek: Besonders beliebt ist dort die in Deutschland einzigartige Zeitschriften- und Fanzinesammlung mit 55.000 Einzelheften zu jugend-, pop- und subkulturellen Themen. Daneben gibt es ca. 8.000 Bücher und Broschüren, Zeitungen, Magister- und Diplomarbeiten sowie etwa 7.000 CDs, LPs, MCs, DVDs und Videos.

  • Archiv der Jugendkulturen e.V. Fidicinstraße 3, Kreuzberg, Di 10-18 Uhr weitere Infos hier

Stasi-Unterlagen-Archiv

Verwaltungsgebäude des Stasi-Unterlagen-Archivs in der Karl-Liebknecht-Str. 31/33, in dem sich auch der Lesesaal befindet. Dahin werden die Akten zur Einsicht aus der ehemaligen Stasi-Zentrale in Lichtenberg geliefert. Foto: Bundesarchiv/Stasi-Unterlagen-Archiv

Vom britischen Bestsellerautor Frederick Forsyth zu Männern, die in selbst gemachten amerikanischen Uniformen in den Westen flüchteten finden sich Dokumente im Stasi-Unterlagen-Archiv. Auch Tonaufnahmen von Kindergeburtstagen aus den 1960er-Jahren und Krisengesprächen zwischen Pärchen kann man heute dort noch nachhören.

Das Stasi-Unterlagen-Archiv ist eine absolute Besonderheit, denn in keinem anderen Land der Welt können Bürger in die Akten eines Geheimdienstes schauen. Zudem war der Geheimdienst der DDR, die Stasi, offiziell das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) eines der gefürchtesten Geheimdienste der Welt aufgrund ihrer Methoden und Akribi.

Die Auflösung der DDR ab 1989 und die Initiative, die Unterlagen des Archivs zu bewahren, machen den einzigartigen Einblick in die Akten möglich. Eine Sammlung, die in einem Zeitraum von 40 Jahren stets gewachsen ist. Ehemalige Bürger der DDR sowie diejenigen, die sich dort aufhielten, können erfahren, ob und was über sie berichtet wurde – auch wie es möglicherweise ihr Leben beeinflusste. Da das Archiv aufgrund seines massiven Umfangs noch nicht vollständig gesichtet ist, lohnt es sich, mehrmals Anträge auf Einsicht zu stellen. Vielleicht sind inzwischen noch Dokumente aufgetaucht.

Die Stasi liebte es mit Kürzeln zu arbeiten wie AIG, AKG, KP, KO, KW und KOA. Zur Orientierung im Labyrinth der Kürzel stellt das Archiv auf seiner Webseite ein MfS-Lexikon zur Verfügung. 

  • Stasi-Unterlagen-Archiv Berlin Karl-Liebknecht-Straße 31/33, Mitte, 8-17 Uhr, 8-14 Uhr, weitere Infos hier

Landesarchiv Berlin

Das Landesarchiv Berlin ist in einer ehemaligen Waffen-und Munitionsfabrik untergebracht. Foto: Imago/Rolf Kremming

Welche Theatersücke in Berlin zensiert wurden und wie sie dann doch noch zur Aufführung kamen, lässt sich im Landesarchiv Berlin entdecken. In ihren Aktenschränken schlummert beispielsweise das Theaterzensurexemplar von Henrik Ibsens „Genspenster” nebst Gerhard Hauptmanns „Die Ratten”.

Als zentrales Staatsarchiv des Landes Berlin verwahrt es die schriftlichen Überlieferung von Berliner Behörden und Einrichtungen – und vieles mehr! Zur Orientierung sind seine Zeugnisse Berliner Geschichte in Sammlungen sortiert: Die Ansichtensammlung, die Fotosammlung, die Tonsammlung, die Filmsammlung und die Kartensammlung. Letztere ist besonders interessant, um die Stadt und all ihre strukturellen Veränderungen nachzuvollziehen.

Denn in Berlins wechselhafter Geschichte haben nicht nur viele Straßen mehrmals ihre Namen gewechselt, sondern auch ganze Plätze haben ihr Antlitz verändert – selbst wenn der Name blieb, wie zum Beispiel beim Potsdamer Platz. Um sich quer durch die Epochen in der Stadt orientieren zu können, sollte man den richtigen Stadtplan zur Hand haben. Die Kartenabteilung des Landesarchivs hält ca. 250.000 Karten und Pläne aus der Zeit von 1650 bis in die Gegenwart bereit.

Das Landesarchiv selbst befindet sich übrigens in Reinickendorf und ist heute auch auf Google Maps zu finden. Das Archiv wurde 1827 gegründet und hat nach der Wende zahlreiche Dokumente und Fotos aus dem ehemaligen Ostteil Berlins übernommen.

  • Landesarchiv Berlin Eichborndamm 115–121, Reinickendorf, Mo-Fr 10-17 Uhr, weitere Infos hier

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