Geschichte

Berlin 1955 in Bildern: Charlottenburg, Willy Brandt und Sommerbäder

Berlin 1955: Die Stadt ist immer noch vom Krieg gezeichnet, doch die Stimmung ist im West- wie im Ostteil gut, allerorts wird geplant, gebaut und gefeiert. Willy Brandt wird Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses, Charlottenburg feiert den 250. Geburtstag mit einer Parade, moderne Wohnungen entstehen und in Berlins Sommerbädern herrscht Hochbetrieb. Hier blicken wir auf Berlin im Jahr 1955 zurück.


Willy Brandt sorgt für frischen Wind

Berlin 1955: Willy Brandt wird Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses. Foto: Imago/Kindermann/United Archives
Willy Brandt wird Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses. Foto: Imago/Kindermann/United Archives

Geboren wurde Willy Brandt 1913 in Lübeck, er starb 1992 in Unkel. Seine politische Karriere ist jedoch eng mit Berlin verbunden, wo er im Westteil 1955 Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses (Foto) und 1957 zum Regierenden Bürgermeister gewählt wurde und unter anderem den US-Präsidenten John F. Kennedy empfing. Als SPD-Bundeskanzler begeisterte Brandt von 1969 bis 1974 die Bundesrepublik. Beerdigt wurde der legendäre Politiker auf dem Waldfriedhof Zehlendorf.


250 Jahre Charlottenburg

Am Kaiserdamm zieht der Festzug zu 250 Jahre Charlottenburg vorbei, Juni 1955. Foto: Imago/Eventfoto
Am Kaiserdamm zieht der Festzug zu 250 Jahre Charlottenburg vorbei, Juni 1955. Foto: Imago/Eventfoto

Erst 1920, als Berlin mit umliegenden Städten, Gemeinden und Dörfern vereinigt wurde, ist auch Charlottenburg zu einem Berliner Bezirk eingemeindet worden. Die alte preußische Stadt blickte aber auf eine eigene Geschichte zurück, und so feierte man 1955 den 250. Geburtstag Charlottenburgs mit einer fröhlichen Parade. Im Hintergrund sind noch deutlich die kriegsversehrten Mietskasernen erkennbar.


Handball-Weltmeisterschaft 1955

Handball-Weltmeisterschaft 1955, Spiel Deutschland - Portugal, im Olympiastadion, Juni, 1955. Foto: Imago/Kindermann/United Archives
Handball-Weltmeisterschaft 1955, Spiel Deutschland – Portugal, im Olympiastadion, Juni, 1955. Foto: Imago/Kindermann/United Archives

Mit dem „Wunder von Bern“ positionierte sich das Nachkriegsdeutschland wieder oben auf der internationalen Sportbühne, 1955 folgte der (nicht ganz so bedeutende) Erfolg im Handball. Die Handball-Weltmeisterschaft 1955 war die zweite Weltmeisterschaft im Feldhandball der Männer. Sie fand vom 13. bis 20. Juni in der Bundesrepublik Deutschland statt, es gab auch Spiele im Berliner Olympiastadion. Acht Teams nahmen teil, im Finale besiegte Deutschland Schweden mit 14:11.


Berittene Streife in Spandau

Hoch zu Ross mitten ziehen die Wachtmeister der berittenen Streife durch Spandau. Foto: Imago/Kindermann/United Archives
Hoch zu Ross mitten ziehen die Wachtmeister der berittenen Streife durch Spandau. Foto: Imago/Kindermann/United Archives

Die Berliner Polizei hat heute keine Reiterstaffel mehr, das sah 1955 noch anders aus, wie dieses Foto zeigt. In der Spandauer Altstadt reiten zwei Polizeiwachtmeister die Straße entlang und sorgen für Ordnung. Wobei die Pferde im Polizeidienst doch nicht ganz aus dem Stadtbild verschwunden sind, die Bundespolizei setzt noch auf den 1-PS-Antrieb.


Der zerstörte Reichstag

Ein US-Soldat posiert am 6. Mai 1955 vor dem zerstörten Reichstagsgebäude. Foto: Imago/ZUMA/Keystone
Ein US-Soldat posiert am 6. Mai 1955 vor dem zerstörten Reichstagsgebäude. Foto: Imago/ZUMA/Keystone

Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb vom Reichstag nur noch eine Ruine übrig, auch die Nutzung des Gebäudes war vorerst ungewiss. Das Parlament der BRD tagte in Bonn, die DDR-Volkskammer nutzte ab 1950 das Langenbeck-Virchow-Haus, später die Kongresshalle und schließlich den Plenarsaal im Palast der Republik. Der Reichstag befand sich im britischen Sektor, die Mauer verlief jedoch unmittelbar an der Ostseite des Grundstücks, somit befand sich der historische Bau im innerstädtischen Grenzgebiet. Erst 1973 endete der Wiederaufbau, dann zog bis zur Wiedervereinigung ein Museum in die Räumlichkeiten.


Eröffnung der Filmfestspiele 1955

Blick auf das legendäre Kino Filmbühne Wien, wo die Eröffnung der Filmfestspiele stattfand, Berlin 1955. Foto: Imago/Kindermann/United Archives
Blick auf das legendäre Kino Filmbühne Wien, wo die Eröffnung der Filmfestspiele stattfand, Berlin 1955. Foto: Imago/Kindermann/United Archives

1951 fand die erste Berlinale statt. Wenige Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und mitten im Kalten Krieg wurde beschlossen, dass ein Internationales Filmfestival der Stadt gut tun würde. 1955 erhielt Robert Siodmaks Filmdrama „Die Ratten“ den Goldenen Bären. Wir haben das Archiv durchforstet und zeigen, wie die Berlinale früher aussah.


Berlin 1955: Freibad am Humboldthain

Im Sommer 1955 herrschte in Berlins Freibädern Hochbetrieb. Foto: Imago/Kindermann/United Archives

Freibäder in Berlin verschaffen uns Abkühlung an heißen Tagen – und sogar ein bisschen Urlaubsstimmung in der Stadt. Das war 1955 genauso wie heute. Ob man nun sportlich am frühen Morgen ein paar Bahnen ziehen oder mit den Kids planschen will, wir zeigen euch die besten Berliner Freibäder


Blick auf die Gedächtniskirche

Kudamm Ecke Uhlandstraße mit Blick auf die Gedächtniskirche. Foto: Imago/frontalvision.com

Bei einem Bombenangriff auf Berlin im November 1943 geriet der Dachstuhl der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Brand, woraufhin die Spitze des Hauptturmes abknickte. Wie viele andere Orte der Stadt war damit auch die Gedächtniskirche zerstört. Damals versprach die NS-Führung noch, dass man die Kirche wieder aufbauen werde. Schließlich galt sie als Symbol des wilhelminisch-deutschen Nationalstolzes – ein Grund, warum sich die Siegermächte mit der Idee eines Wiederaufbaus nach Kriegsende schwer taten. So überließen sie das Gebäude in den folgenden Jahren dem Verfall. Erst 1956 wurden die verbliebenen Gebäudereste bis auf die 71 Meter hohe Turmruine abgetragen. Mehr zur Gedächtniskirche lest ihr hier.


Älteste Brücke in Berlin

Jungfernbrücke, die älteste Brücke in Berlin, im Nikolaiviertel, Mitte, Berlin 1955. Foto: Imago/Gerhard Leber

Die Jungfernbrücke über der Spree ist die älteste noch erhaltene Brücke in Berlin. Aber auch andere Brücken erzählen Stadtgeschichte, hier stellen wird die wichtigsten Berliner Brücken vor: preußische Baumeister, tuckernde Industriekähne, zwei Weltkriege, Bombardierungen und Sprengungen, Austausche von Spionen und Gefangenen im Kalten Krieg, Fluchtversuche aus der DDR und Hotspots für Touristen.


Bauarbeiten in der Stalinallee

Bauarbeiten in der Stalinallee im winterlichen Berlin, 1955. Foto: Imago/Marco Bertram

Die Karl-Marx-Allee reicht vom Alexanderplatz über den Strausberger Platz bis zum Frankfurter Tor. Die Geschichte der Karl-Marx-Allee reicht aber viel weiter: Der Prachtboulevard hat Barrikadenkämpfe im 19. und 20. Jahrhundert erlebt, wurde im Zweiten Weltkrieg fast völlig zerstört und als Prestigeobjekt der DDR wieder aufgebaut. Die Straße war Schauplatz eines Volksaufstandes und von Militärparaden, und unter dem Namen Stalinallee war sie Inbegriff der Glorifizierung des sowjetischen Diktators Josef Stalin. Die Geschichte der Karl-Marx-Allee erzählen wir euch hier.


Nationales Aufbauprogramm der DDR

Ergebnistafel des nationalen Aufbauprogramms in den Berliner Stadtbezirken. Foto: Imago/Marco Bertram
Ergebnistafel des nationalen Aufbauprogramms in den Berliner Stadtbezirken. Foto: Imago/Marco Bertram

Im Ostteil der Stadt standen die Zeichen auf Wiederaufbau. Im Zentrum des gigantischen Vorhabens stand das Nationale Aufbauprogramm der DDR, das 1951 ins Leben gerufen wurde. Es basierte auf freiwilliger Arbeit der Bevölkerung, um Infrastruktur und Wohnraum wieder aufzubauen. Projekte wie der Bau von Schulen, Kulturhäusern und Straßen sollten die sozialistische Gemeinschaft stärken. Bürger leisteten unentgeltliche Arbeit, oft in kollektiven Aktionen. Auch in den Ostberliner Bezirken wurde freiwillig gearbeitet.


Berlin 1955: Moderner Wohnungsbau

Moderne Linienführung zeigen die Balkons am Wohnblock in der Kurfürstenstraße. Foto: Imago/Kindermann/United Archives
Moderne Linienführung zeigen die Balkons am Wohnblock in der Kurfürstenstraße. Foto: Imago/Kindermann/United Archives

Im Westen entstanden ebenfalls moderne Wohnungen, wie hier an der Kurfürstenstraße nach den Entwürfen des Architekten Walter Kuhnert. Der soziale Wohnungsbau florierte, und in den kommenden Jahren sollten Tausende moderner Wohnungen hinzukommen. Das Berliner Wohnungsproblem wurde damit aber nicht nachhaltig gelöst, auch hat der Senat in den 1950er-Jahren die alten Mietskasernen nicht nachhaltig saniert.


Mehr zum Thema

Ein Jahr zuvor: Blick zurück auf Berlin im Jahr 1954. Hier spüren wir legendären Berliner Bühnen nach: Theater und Opernhäuser, die es nicht mehr gibt und erzählen hier die Geschichte vom Berliner Schloss zum Humboldt Forum in Fotos. Auch sehenswert ist die Fotogalerie mit Bildern vom Kriegsende 1945 und denselben Orten in der Gegenwart. Mehr zur Geschichte Berlins lest ihr in dieser Rubrik.

Berlin am besten erleben
Dein wöchentlicher Newsletter für Kultur, Genuss und Stadtleben
Newsletter preview on iPad