1961 war für Berlin ein Wendepunkt. Am 13. August bauten Volkspolizisten und Soldaten der NVA Grenzbefestigungen zwischen den beiden Teilen der Stadt. Die von den Alliierten kontrollierten Sektoren waren förmlich von der Außenwelt abgeschnitten, West-Berlin wurde eine Insel und die Ära der Berliner Mauer begann. Sie sollte erst 28 Jahre später enden, mit dem Mauerfall im November 1989. Anlässlich des 60. Jahrestags des Mauerbaus blicken wir zurück auf Berlin im Schicksalsjahr 1961. Auf beiden Seiten wurden große stadtplanerische Projekte verwirklicht, ein Amphibienfahrzeug in Tegel getestet und eine totale Sonnenfinsternis erregte die Gemüter. In ganz Berlin, und trotz der aufgeladenen Lage, herrschte weitestgehend Normalität. Bis zu dem schicksalhaften Tag im August. Diese 12 Fotos zeigen, wie es um Berlin im Jahr des Mauerbaus stand.
Beschauliche Bürgerlichkeit in Siemensstadt
Die meisten Berliner und Berlinerinnen gingen auch 1961 einfach ihrem Alltag nach. Der Krieg war vorbei, man erfreute sich im Westen am Wirtschaftswunder und im Osten lebte man mit den sozialistischen Maximen. Die Alliierten gehörten zum Leben dazu und ansonsten herrschte weitestgehend Normalität, so auch hier im Juni 1961 in Siemensstadt. Dass zwei Monate später eine Mauer die Stadt teilen würde, ahnt hier vermutlich noch niemand.
Die City West
Der „Neue Westen“ entwickelte sich als Gegenstück zum alten Stadtzentrum in Berlin-Mitte während der Kaiserzeit (um 1895) zum neuen Geschäfts- und Vergnügungszentrum. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Berlin geteilt und der Kurfürstendamm wurde zum Zentrum von West-Berlin. Vom KaDeWe bis zum Breitscheidplatz und weiter den berühmten Boulevard hoch entstand eine Meile mit vornehmen Geschäften, Restaurants, Kinos und Nachtlokalen: die City West. Die im Krieg zerstörte Gedächtniskirche wurde zum neuen Wahrzeichen der Stadt, das um die modernen Anbauten des Architekten Egon Eiermann ergänzt wurden.
Am Brandenburger Tor
Nach der Teilung Berlins befand sich das Brandenburger Tor plötzlich am Stadtrand, es gehörte zu der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ), also Ost-Berlin, stand aber unmittelbar im Grenzgebiet und nach dem Mauerbau 1961 mitten auf dem Todesstreifen. Zwar hat die DDR die zerstörte Quadriga restaurieren und neu aufstellen lassen, doch blickte sie zeitweise in entgegengesetzter Fahrtrichtung. Es war eine „Retourkutsche“ des SED-Regimes, gerichtet an den Systemfeind, die BRD. Hier ist die Geschichte des Brandenburger Tors.
Totale Sonnenfinsternis
Berlin befand sich 1961 in einer brenzligen Situation, die politische Lage spitzte sich zu, der Kalte Krieg war im vollen Gange. Doch es gab himmlische Phänomene, die im wahrsten Sinne des Wortes über dem Geschehen standen. Dazu zählte die totale Sonnenfinsternis am 15. Februar 1961, die sowohl in Ost wie in West für Aufsehen sorgte.
Amphibienfahrzeug in Tegel
Die 1960er-Jahre waren auch ein Jahrzehnt des technischen Aufbruchs. Das Fernsehen setzte sich endgültig durch und wurde ab 1967 auch in Farbe gesendet, Menschen landeten auf dem Mond, und sogar Amphibienfahrzeuge gehörten zum Fortschrittsglaube jener Ära. So richtig durchgesetzt haben sich die kauzigen Vehikel dann aber doch nicht. Hier wird solch ein Gefährt im März 1961 im Tegeler See getestet.
Der Sozialismus siegt!
Der 1. Mai in Berlin hat eine mehr als wechselvolle Geschichte. Nach dem Krieg instrumentalisierte das von Moskau gesteuerte DDR-Regime auf Ost-Berliner Seite den Tag für Propagandazwecke. In den frühen 1950er-Jahren marschierten die Demonstrationen unter riesigen Porträts von Stalin und Pieck. Später feierte die sozialistische Jugend im Blauhemd und unter rotem Stern das internationale Proletariat.
Die Pracht der Karl-Marx-Allee
Spätestens seit den 1950er-Jahren entwickelten sich Ost- und West-Berlin in unterschiedliche Richtungen. Während man in Mitte Arbeiterpaläste im Zuckerbäckerstil hochzog, bauten die Architekten im Westen an modernen Konzepten im Hansaviertel. Heute gehren beide stadtplanerischen Unternehmungen zu herausragenden Beispielen der damaligen Bauweise. Das Foto zeigt die Karl-Marx-Allee im Frühling 1961, die Prachtstraße reicht vom Alexanderplatz über den Strausberger Platz bis zum Frankfurter Tor. Die Geschichte der Karl-Marx-Allee reicht aber viel weiter: Der Boulevard hat Barrikadenkämpfe im 19. und 20. Jahrhundert erlebt, wurde im Zweiten Weltkrieg fast völlig zerstört und als Prestigeobjekt der DDR wieder aufgebaut. Die Straße war Schauplatz eines Volksaufstandes und von Militärparaden, unter dem Namen Stalinallee war sie Inbegriff der Glorifizierung des sowjetischen Regimechefs.
Die Moderne – Made in West-Berlin
Zwar gab es bis zum 13. August 1961 keine Mauer, die Berlin teilte, doch geteilt war die Stadt dennoch. In Politik, Verkehrsplanung und Verwaltung gingen die westlichen Sektoren einen anderen Weg als die von Moskau aus kontrollierte Zone. So entstand in der Stadt eine doppelte Infrastruktur, weil bestimmte Institutionen, etwa die Oper, ein Konzerthaus oder die Universität, historisch in Mitte ihren Standort hatten und nun im Westen fehlten. Am Ernst-Reuter-Platz wurde ein gutes Stück des modernen Berlins der Nachkriegszeit realisiert, neben dem Telefunken-Hochhaus fanden dort auch Gebäude der Technischen Universität Platz.
8. August 1961 – Proteste gegen die Grenzschließung
Die Stadt war geteilt, doch es gab noch einen Grenzverkehr, zwar mit Restriktionen, aber immerhin. Man konnte bis 1961 im Osten wohnen und im Westen arbeiten, man konnte von einem Teil zum anderen fahren und Freunde und Familie besuchen oder einfach mal ins Kino gehen, auch wenn es aufgrund der unterschiedlichen Währungen damit durchaus Probleme gab. Als die DDR Anfang August beschloss, die Grenzen zwischen den beiden Stadthälften zu schließen, brach am 8. August 1961 ein spontaner Protest in West-Berlin aus.
Willy Brandt und Ludwig Erhard verschaffen sich einen Überblick
Die politische Situation steuerte im Sommer 1961 auf eine Krise zu und für den Alltag vieler Berliner und Berlinerinnen bedeuten die dem Mauerbau vorangehenden Maßnahmen massive Einschnitte ins Leben. So ordnet das Ost-Berliner Magistrat eine Registrierung aller Einwohner Ost-Berlins an, die in West-Berlin arbeiten. Immer mehr Menschen fliehen von Ost nach West und kommen teilweise in einem Flüchtlingslager in Marienfelde unter. Derweil berät die Weltpolitik über Berlin in Paris. Am 8. August verschaffen sich schließlich Berlins Regierender Bürgermeister Willy Brandt und Wirtschaftsminister Ludwig Erhard einen Überblick, während der „Spiegel“ am gleich Tag eine „starke Truppenbewegungen auf Straßen und Schienen der DDR“ meldet.
Berlin, 13. August 1961 – Die Stadt wird endgültig geteilt
Am Morgen des 13. August 1961 riegeln Volkspolizisten die Grenzen zum Sowjetsektor ab. Insgesamt sind 15.000 bewaffnete Kräfte der Volkspolizei, Grenzpolizei und Kampftruppen an dem Einsatz beteiligt. West-Berlin ist isoliert. Während neue Grenzbefestigungen hochgezogen werden, fliehen an dem Tag noch mehrere hundert Personen über die Sektorengrenze in den Westen. Willy Brandt beruft eine Sondersitzung des West-Berliner Senats ein. Im Osten herrscht Verzweiflung, im Westen Wut.
Eine neue Ära bricht an
Aus den Anfangs provisorischen Grenzbefestigungen wird nach und nach die Berliner Mauer. Anfangs aus Betonblöcken oder Ziegelsteinen gemauert, später dann aus den markanten Betonsegmenten errichtet. Sie wird 28 Jahre lang Berlin trennen und zu einem Sinnbild des Kalten Krieges werden.
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Von 1961 bis 1989 war die Stadt geteilt. Wir zeigen euch Bilder mit Mauer – und wie die Orte jetzt aussehen. 12 Fotos aus einer anderen Zeit: So sah Prenzlauer Berg in den 1980er-Jahren aus. Wie war es, in der DDR jung zu sein? Wir zeigen euch die Jugend in Ost-Berlin in 12 Fotos von FDJ über Punks zu Gruftis. Noch mehr Nostalgie? Wer in den 1980er-Jahren in Ost-Berlin gelebt hat, kennt diese 12 Dinge. Ihr lebt schon immer oder zumindest seit einer halben Ewigkeit im anderen Teil der Stadt? Diese 12 Dinge kennt jeder, der in West-Berlin der 1980er gelebt hat. Noch mehr Historisches findet ihr in unserer „Geschichte“-Rubrik.