Berlin verstehen

Berlin 1963: Hilde Knef, JFK-Besuch und am Alexanderplatz wird gebaut

Berlin im Jahr 1963. Im Osten wird an der Mauer gebaut und im Westen glänzt Hildegard Knef. Die Stadt ist geteilt und erfindet sich auf beiden Seiten neu. Am Alexanderplatz entsteht das architektonische Herzstück der DDR, das moderne Gegenstück sind die neuen Bürohäuser am Ernst-Reuter-Platz. Im Juni des Jahres besucht der charismatische John F. Kennedy die Mauerstadt und spricht seinen legendären Satz: „Ich bin ein Berliner“. Wenige Monate später wird der US-Präsident in Dallas, Texas erschossen. Hier blicken wir auf Berlin und das Jahr 1963 zurück.


Mauerbau in Ost-Berlin

Gebäude des Union Verlags an der Berliner Mauer, 1963. Foto: Imago/Erich Andres/United Archives
Gebäude des Union Verlags an der Berliner Mauer, 1963. Foto: Imago/Erich Andres/United Archives

Der Mauerbau begann am 13. August 1961, als DDR-Grenztruppen befestigte Absperrungen zwischen Ost- und West-Berlin errichteten. Es war ein neues Kapitel in der Geschichte der Stadt. Die Menschen spürten den Kalten Krieg im Alltag: Straßen endeten plötzlich in Sackgassen, Häuserfronten nah der Grenze wurden zugemauert, wer Pech hatte, war von Freunden, Familie oder dem Arbeitsplatz getrennt. Berlin war geteilt. Der Bau des „Antifaschistischen Schutzwalls“ verlief in mehreren Phasen, auch 1963 gingen die Baumaßnahmen weiter.


Ich hab noch einen Koffer in Berlin

Hildegard Knef in der Fernsehshow "Ich hab noch einen Koffer in Berlin", 1963. Foto: Imago/Arthur Grimm/United Archives
Hildegard Knef in der Fernsehshow „Ich hab noch einen Koffer in Berlin“, 1963. Foto: Imago/Arthur Grimm/United Archives

„In dieser Stadt kenn’ ich mich aus, in dieser Stadt war ich mal zuhaus“ – Hildegard Knef zählt zu den ganz großen Berliner Legenden. Als Musikerin und Sängerin reichte ihr Ruhm weit über die Landesgrenzen hinaus. Es gibt zahlreiche Compilations mit ihren Hits wie „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ oder “Von nun an ging’s bergab”. Sehr empfehlenswert ist auch ihr autobiografischer Roman “Der geschenkte Gaul”. Zudem kann man sich das Biopic “Hilde” (2014) anschauen, in dem Heike Makatsch die Knef verkörpert. Auch wenn hier die Rezensenten gespaltener Meinung waren.


Blick vom Funkturm

Blick vom Funkturm Richtung Ost-Berlin, 1963. Foto: Imago/Serienlicht
Blick vom Funkturm Richtung Ost-Berlin, 1963. Foto: Imago/Serienlicht

Gebaut wurde die Stahlkonstruktion des Architekten Heinrich Straumer bereits 1926 anlässlich der dritten Ausgabe der “Großen Deutschen Funk-Ausstellung Berlin”. Ganz klar diente der Pariser Eiffelturm hier als Referenz, auch wenn die Berliner Variante mit 146,7 Metern deutlich kleiner ausfiel als das französische Vorbild. Mit Aussichtsplattform und Turmrestaurant gehört der “Lange Lulatsch”, wie der Funkturm im Volksmund genannt wird, klar zur Berliner Skyline dazu. Nach dem Mauerbau wurde er zu einem Symbol für West-Berlin.


Ende des französischen Sektors

Hinweisschild "Ende des französischen Sektors" an der Grenze zur DDR im Berliner Ortsteil Frohnau. Foto: Imago/Hans Seeliger
Hinweisschild „Ende des französischen Sektors“ an der Grenze zur DDR im Berliner Ortsteil Frohnau. Foto: Imago/Hans Seeliger

An den Rändern von West-Berlin kamen Spaziergänger stets an die Grenze, in dem Fall eine Sektorengrenze. Die Franzosen waren im Norden der Stadt. In Reinickendorf gibt es gleich mehrere Cités. Der Name ist nicht das einzige Französische an ihnen, die Straßen heißen so wie in Paris, und auch ihre Bewohner waren einst französisch. Erbaut wurden die Cités für die französischen Truppen, die nach dem Krieg in Berlin stationiert wurden.


US-Präsident John F. Kennedy in Berlin

US-Präsident John F. Kennedy (1917-1963) bei seinem Berlin-Besuch, 26.06.1963. Foto: Imago/Sven Simon
US-Präsident John F. Kennedy (1917-1963) bei seinem Berlin-Besuch, 26.06.1963. Foto: Imago/Sven Simon

Der Besuch des legendären US-Präsidenten John F. Kennedy im Juni 1963 in West-Berlin gehört zu den politischen Sternstunden der Mauerstadt. Regierender Bürgermeister war damals Willy Brandt, der als Bundeskanzler schon bald selbst Geschichte schreiben sollte. Brandt empfing JFK, die Stadt war in Aufruhr und jubelte dem jungen Präsidenten vor dem Rathaus Schöneberg zu. Dort sprach der US-Amerikaner die vielleicht berühmtesten Worte, die in Berlin seit Kriegsende gesprochen wurden: „Alle freien Menschen, wo immer sie leben mögen, sind Bürger Berlins, und deshalb bin ich als freier Mensch stolz darauf, sagen zu können ‚Ich bin ein Berliner‘!“.


Kongresshalle in Berlin

Kongresshalle in Berlin. Foto: Imago/Seeliger
Kongresshalle in Berlin. Foto: Imago/Seeliger

Es war ein Geschenk der Amerikaner an die Stadt Berlin. Die moderne Kongresshalle, ein Stück aufsehenerregender Architektur für die Mauerstadt. Doch im Mai 1980 stürzte das Dach des von den Berlinern in “Schwangere Auster” umgetauften Gebäudes, ein. 1963 war hier aber noch alles in bester Ordnung.


Baustelle Alexanderplatz

Baustelle Alexanderplatz mit Hotel Stadt Berlin, Juli 1963. Foto: Imago/Stana
Baustelle Alexanderplatz mit Hotel Stadt Berlin, Juli 1963. Foto: Imago/Stana

Die sozialistischen Stadtplaner ließen den Alexanderplatz zum Aushängeschild des Arbeiter- und Bauernstaates umgestalten. Ab den späten 1950er-Jahren entstanden moderne Bauten aus Beton und Fertigteilen, darunter das Haus des Reisens, das Haus des Lehrers und die Kongresshalle. Auf der anderen Seite des Bahnhofs, der oft für den Alexanderplatz gehalten wird, wurde in den Jahren 1965 bis 1969 das wohl berühmteste Bauwerk der DDR errichtet: der Fernsehturm. 1963 war der Platz eine Megabaustelle.


Flughafen Tempelhof, Platz der Luftbrücke

Flughafen Tempelhof und das Luftbrücken-Denkmal. Foto: Imago/Serienlicht
Flughafen Tempelhof und das Luftbrücken-Denkmal. Foto: Imago/Serienlicht

Es war eine schicksalhafte Zeit, als vom 24. Juni 1948 bis zum 12. Mai 1949 West-Berlin von der sowjetischen Militäradministration blockiert war und von den Westalliierten aus der Luft versorgt werden musste. 1951 baute der Berliner Senat das Luftbrückendenkmal an den neu benannten Platz der Luftbrücke. Im Volksmund wird das Denkmal aufgrund seiner Form gelegentlich als „Hungerharke“ bezeichnet.


Osram-Haus am Ernst-Reuter-Platz

Osram-Haus am Ernst-Reuter-Platz. Foto: Imago/Seeliger
Osram-Haus am Ernst-Reuter-Platz. Foto: Imago/Seeliger

Der Ernst-Reuter-Platz wurde ab den 1950er-Jahren zu einem modern Herzstück von West-Berlin umgestaltet. Die modernen Bürohäuser, breite Straßen und viel Glas und Beton zeugten von einer Technik- und Autobegeisterung. So stellte man sich die Städte der Zukunft vor.


Russisches Ehrenmal an der Straße des 17. Juni

Russisches Ehrenmal an der Straße des 17. Juni. Foto: Imago/Seeliger
Russisches Ehrenmal an der Straße des 17. Juni. Foto: Imago/Seeliger

Zehn Jahre lag der blutig niedergeschlagene Aufstand vom 17. Juni 1953 im Jahr 1963 zurück. Die Unruhen im Ostteil der Stadt richteten sich gegen die DDR-Regierung und die sowjetischen Besatzer. Es war ein düsteres Kapitel der Stadtgeschichte, an das im Westen mit einer prominenten Straßenumbenennung erinnert wurde. Die einstige Siegesallee, die vom Brandenburger Tor bis zur Siegessäule führte, wurde 1953 in Straße des 17. Juni umbenannt. Ironischerweise befindet sich hier seit 1945 ebenfalls das Sowjetisches Ehrenmal, das die bei der Schlacht um Berlin gefallenen Soldaten der Roten Armee ehrt.


Frachter auf dem Landwehrkanal

Frachter auf dem Landwehrkanal in Berlin. Foto: Imago/Seeliger
Frachter auf dem Landwehrkanal in Berlin. Foto: Imago/Seeliger

Mit etwa 22 Metern Breite gehört der Landwehrkanal zu den meistbefahrenen Wasserwegen der Stadt. Ausflugsboote mit Touristen, Freizeitkapitäne, Lastkähne und Neuköllner Hipster in Gummibooten teilen sich den Platz. Berlin hat natürlich eine ganze Menge schöner Brücken, aber die bekannteste von ihnen führt über den Landwehrkanal: die Admiralbrücke. Aber auch der Urbanhafen und die Gegend um das Salzufer an der Grenze von Charlottenburg und Moabit sind gute Ziele für Spaziergänge am Wasser. Das war auch 1963 schon so.


Deutsch-Französisches-Volksfest

Deutsch-Französisches-Volksfest. Foto: Imago/Serienlicht

In Reinickendorf feierten die Franzosen in der Nähe des Flughafens Tegel einmal im Jahr die Freundschaft beider Länder mit dem Deutsch-Französischen-Volksfest. Mit Rummelplatz, kulinarischen Spezialitäten und einem Kulturprogramm. Zwar existiert das Fest immer noch, aber die Bedeutung von einst hat es nicht mehr. 


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