Geschichte

Berlin 1965 in Bildern: Europa Center, Passierscheine und Kosmonauten

Berlin im Jahr 1965: Das Passierscheinabkommen lässt die Mauer durchlässiger werden, zumindest von West nach Ost. Helene Weigel jubelt in Ost-Berlin, es gibt Streit um sowjetische Kosmonauten, in der City West eröffnet das Europa-Center und der US-Jazzer Louis Armstrong gastiert in der Hauptstadt der DDR. Hier blicken wir auf Berlin im Jahr 1965 zurück.


Passierscheinabkommen

Berlin 1965: Die Mauer zwischen Ost- und West-Berlin sollte durchlässiger werden, dafür sorgten die Verhandlungen zum Passierscheinabkommen zwischen 1963 und 1965. Foto: Imago/Zuma/Keystone
Die Mauer zwischen Ost- und West-Berlin sollte durchlässiger werden, dafür sorgten die Verhandlungen zum Passierscheinabkommen zwischen 1963 und 1965. Foto: Imago/Zuma/Keystone

Das Passierscheinabkommen wurde 1963 zwischen Ost- und West-Berlin geschlossen, um Besuche von West-Berlinern in den Ostsektoren zu ermöglichen. Die Verhandlungen wurden in mehreren Stufen geführt und dauerten bis 1965. Das Abkommen erlaubte Familienbesuche in der Zeit nach der 1961 errichteten Mauer und war ein wichtiger Schritt zur Normalisierung der Situation in der geteilten Stadt.


Die Mauer

Berliner Mauer an der Boyenstraße, 1965. Foto: Imago/SMID
Berliner Mauer an der Boyenstraße, 1965. Foto: Imago/SMID

1965 teilte noch die Mauer der ersten Bauphase die Stadt, so wie hier an der Boyenstraße zwischen Wedding und Mitte. An manchen Orten in Berlin gibt es bis heute noch Überbleibsel der Berliner Mauer. Und trotzdem fällt es schwer, sich vorzustellen, wie das geteilte Berlin damals aussah. Wir zeigen den Vorher-Nachher-Vergleich: Orte im Schatten der Mauer – und wie sie sich seither verändert haben.


Helene Weigel

Schauspielerin Helene Weigel  im offenen Wagen auf einer Kundgebung zum 1. Mai in Berlin, 1965.  Foto: Imago/Stana
Schauspielerin Helene Weigel im offenen Wagen auf einer Kundgebung zum 1. Mai in Berlin, 1965. Foto: Imago/Stana

Die sozialistische Propaganda lief 1965 in Ost-Berlin auf Hochtouren, und die legendäre Theaterleiterin (Berliner Ensemble), Schauspielerin und Gefährtin von Bertolt Brecht, Helene Weigel, war eine Galionsfigur der DDR-Kultur. Hier jubelt sie mit den unvermeidlichen roten Nelken während einer Parade zum 1. Mai.


Streit um die Kosmonauten

Im Oktober 1965 besuchten die Kosmonatuten Leonow und Beljajew Berlin. Foto: Imago/Zuma/Keystone

Knietief im Kalten Krieg: 1965 wurden die sowjetischen Kosmonauten Alexei Leonow und Pawel Beljajew während ihres Besuchs in der DDR auch im Westteil der Stadt empfangen – allerdings unter tumultartigen Bedingungen. Die Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft lud die Weltraumikonen auch zu einem Besuch nach West-Berlin ein. Doch schon bei der Ankunft am Checkpoint Charlie schlug die Stimmung um: West-Berliner Bürger reagierten mit Unmut auf die sowjetischen Helden.


Die Queen in Berlin

Königin Elisabeth II. und Prinz Philipin einer limousine am Platz der Luftbrücke. Foto: Imago/Serienlicht
Königin Elisabeth II. und Prinz Philip in einer limousine am Platz der Luftbrücke. Foto: Imago/Serienlicht

Die Königin besuchte in Begleitung ihres Ehemanns, des Herzogs von Edinburgh, vom 18. bis 28. Mai 1965 Deutschland. Dies war der erste Besuch eines britischen Monarchen in Deutschland seit 1913, als König Georg V. der Hochzeit von Prinzessin Victoria von Preußen beiwohnte. Queen Elizabeth II. in Berlin: Das waren ihre Besuche in der Stadt.


Jubiläum im Tierpark Berlin

Zehn Jahre Tierpark Berlin, 1965. Foto: Imago/frontalvision.com
Zehn Jahre Tierpark Berlin, 1965. Foto: Imago/frontalvision.com

Der Tierpark Berlin entstand nach der Teilung Deutschlands. Der Zoologische Garten lag im britischen Sektor und damit in der westlichen Besatzungszone. Kurzerhand beschloss man, einen eigenen Tierpark zu errichten. Die Wahl des Standortes fiel auf den Schlosspark Friedrichsfelde, der seit der Enteignung der Eigentümer nicht mehr gepflegt wurde. Am 30. November 1954 erfolgte die symbolische Grundsteinlegung, bereits in den Frühlingsmonaten des Jahres 1955 startete die Herrichtung des Parks. 1965 feierte man zehnjähriges Jubiläum.


Reisen von West nach Ost: „Besuchszeitraum Weihnachten“

Wer einen Weihnachtspass hatte, durfte von West nach Ost reisen, 12. Dezember 1965. Foto: Imago/Zuma/Keystone
Wer einen Weihnachtspass hatte, durfte von West nach Ost reisen, 12. Dezember 1965. Foto: Imago/Zuma/Keystone

Das Passierscheinabkommen von 1965 war eine erneute Regelung, die West-Berlinern Besuche in Ost-Berlin erlaubte. Es wurde im November 1965 für die Weihnachtszeit vereinbart, nachdem die Gespräche zwischen Senat und DDR-Behörden erfolgreich waren. Es war das vierte Abkommen seit 1963 und ermöglichte Besuche bei Verwandten. Die Regelung blieb begrenzt, spiegelte aber Fortschritte im geteilten Berlin wider.


Berliner Philharmonie

Die Berliner Philharmonie wurde 1963 eröffnet, Aufnahme von 1965. Foto: Imago/Serienlicht
Die Berliner Philharmonie wurde 1963 eröffnet, Aufnahme von 1965. Foto: Imago/Serienlicht

Am 15. Oktober 1963 wurde die Philharmonie als erstes Gebäude des Kulturforums mit Beethovens Sinfonie Nr. 9 im Rahmen der Berliner Festwochen eingeweiht. Damit hatten die Berliner Philharmoniker endlich wieder einen eigenen Konzertsaal, nachdem sie in der Nachkriegszeit auf verschiedene Räumlichkeiten ausweichen mussten. 1965 erstrahlte das ikonische Gebäude im hellen Lichterglanz.


Pfannkuchen, Berliner, Krapfen

Bäcker und Angestellte essen Pfannkuchen oder Berliner oder Krapfen. Foto: Imago/Imagebroker
Bäcker und Angestellte essen Pfannkuchen… oder Berliner oder Krapfen. Foto: Imago/Imagebroker

Hier streiten sich die Geister: Pfannkuchen! Für Auswärtige auch „Berliner“, andere sagen „Krapfen“. In den Teig gehören Mehl, Ei, Milch, Zucker und Butter in rauen Mengen und ausgebacken wird am besten in Butterschmalz. Mittlerweile existiert das süße Gebäck auch in veganer Ausführung, 1965 war dahingehend die Welt noch in alter Ordnung.


Louis Armstrong mit Berliner Bär

Louis Armstrong bei seiner Tournee durch die DDR. Foto: Imago/Tassilo Leher/United Archives
Louis Armstrong bei seiner Tournee durch die DDR. Foto: Imago/Tassilo Leher/United Archives

Der amerikanische Jazzmusiker Louis Armstrong bekam bei seiner Ankunft in Ost-Berlin 1965 eine Schokoladentorte serviert und durfte mit einem echten Berliner Bären knuddeln. Der legendäre Jazzmusiker spielte m Rahmen seiner Tournee durch die DDR auch in Ost-Berlin ein Konzert. Im gleichen Jahr randalierten Halbstarke bei einem Konzert der Rolling Stones in der Waldbühne.


Berliner Dom

Der Berliner Dom im Juli 1965. Foto: Imago/Gerhard Leber
Der Berliner Dom im Juli 1965. Foto: Imago/Gerhard Leber

Der Wiederaufbau des Doms war langwierig: So waren Baumaterialien und Geld im zerstörten Nachkriegsberlin knapp, weshalb die Kirchenleitung und das Berliner Magistrat die Kuppel erst 1953 notdürftig verschließen konnten. Zugleich stand in der DDR ein Abriss des Doms zur Debatte. Direkt neben dem Dom errichtete die DDR-Führung MItte der 1970er-Jahre den Palast der Republik, eines der berühmtesten Gebäude Berlins, die nicht mehr existieren. Ebenfalls in den 1970er-Jahren verständigte sich die DDR-Führung mit der Evangelischen Kirche auf einen Wiederaufbau des historischen Gebäudes. Die Außengestalt des Doms wurde 1983 fertiggestellt, 1993 fand zur endgültigen Einweihung des Doms ein feierlicher Gottesdienst statt. Mehr über die bewegte Geschichte des Berliner Doms lest ihr hier.


Das Europa-Center eröffnet

Die letzten Arbeiten am Europa-Center, im April 1965 wurde der Gebäudekomplex eröffnet, März 1965. Foto: Imago/Zuma/Keystone
Die letzten Arbeiten am Europa-Center, im April 1965 wurde der Gebäudekomplex eröffnet, März 1965. Foto: Imago/Zuma/Keystone

Der Investor Karl Heinz Pepper beauftragte 1963 die Architekten Helmut Hentrich und Hubert Petschnigg mit dem Bau eines Büro- und Einkaufszentrums nach amerikanischem Vorbild. Der Plan für das Europa-Center stand damit fest. Künstlerische Beratung erhielten sie von Egon Eiermann, der zwei Jahre zuvor den Neubau der Gedächtniskirche fertig stellte. Am 2. April 1965 wurde der Neubau vom Regierenden Bürgermeister Willy Brandt (SPD) eingeweiht und galt neben der benachbarten Kirche als Wahrzeichen West-Berlins.


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Ein Jahrzehnt zuvor: Berlin im Jahr 1955 in Bildern. Panzer, Kamele, Martin Luther King: Berlin 1964 in Fotos. Hier spüren wir legendären Berliner Bühnen nach: Theater und Opernhäuser, die es nicht mehr gibt und erzählen hier die Geschichte vom Berliner Schloss zum Humboldt Forum in Fotos. Auch sehenswert ist die Fotogalerie mit Bildern vom Kriegsende 1945 und denselben Orten in der Gegenwart. Mehr zur Geschichte Berlins lest ihr in dieser Rubrik.

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