Berlin im Jahr 1985: Lady Diana bezaubert die Mauerstadt, im Osten lässt das DDR-Regime die Versöhnungskirche sprengen, und Ivan Lendl besiegt den frisch gebackenen Wimbledon-Sieger Boris Becker. Ganz West-Berlin strömt zur Bundesgartenschau, in Ost-Berlin sind noch Pferdewagen unterwegs, und Depeche Mode produzieren Songs in den legendären Hansa Studios. Hier blicken wir auf Berlin im Jahr 1985 zurück.
Lady Diana in West-Berlin, 1985
Wer die letzten beiden Staffeln der Erfolgsserie „The Crown“ geschaut hat, dürfte einen guten Eindruck davon bekommen haben, wie es Lady Diana in den 1980er- und 1990er-Jahren erging. Die Gemahlin des britischen Thronfolgers Prince Charles litt enorm unter dem Druck des Königshauses und der Beziehung ihres Ehemanns zu Camilla. Bei öffentlichen Auftritten bezauberte die Prinzessin aber die Menschen. Auch wenn es sich hierbei nicht um einen Staatsbesuch im eigentlichen Sinne handelte, schließlich war die Princess of Wales zu keinem Zeitpunkt ein Staatsoberhaupt, schlug sie im Herbst 1985 die Berliner und Berlinerinnen in ihren Bann. Mehr legendäre Staatsbesuche in Berlin: Kennedy, Stalin und die Queen.
Sprengung der Versöhnungskirche
Die evangelische Kirche stand von 1892 bis 1985 an der Bernauer Straße 4. Damit befand sie sich exakt auf der Grenze zwischen Wedding und Mitte und nach dem Kriegsende folglich zwischen dem französischen und dem sowjetischen Sektor. Nach dem Bau der Mauer im August 1961 wurde die Kirche, die de facto auf dem Todesstreifen stand, geschlossen. Teilweise nutzten sie Grenzsoldaten als Wachturm. Im Januar 1985 ließ die DDR-Regierung den nutzlos gewordenen Kirchenbau sprengen. Am 9. November 2000 wurde auf den Fundamenten der verschwundenen Versöhnungskirche die architektonisch spektakuläre Kapelle der Versöhnung eröffnet, die zur Gedenkstätte Berliner Mauer gehört.
Manfred Krug im Zoo
Manfred Krug war ein deutsche-deutsches Phänomen. Im Osten brillierte er als Meister des Jazzschlagers und Charakterdarsteller, nach der Ausreise in den Westen machte der sperrige Sympath Karriere und begeisterte als „Liebling Kreuzberg“ die Fernsehzuschauer auf beiden Seiten der Mauer.
- Lust auf „Liebling Kreuzberg“ & Co.? Hier sind 12 Serien-Klassiker aus Berlin für nostalgisches Binge-Watching.
Pferdewagen in Ost-Berlin
Wir erinnern uns an die 1980er-Jahre in Ost-Berlin: Es war das letzte Jahrzehnt der DDR, entsprechend war auch das Ende der Stadt neben der Stadt besiegelt. Nach innen erstarrte der Osten immer mehr, im strengen Reglement suchten die Bewohner:innen nach Ablenkung, manchmal nach Abenteuern, oft konfrontierte sie aber vor allem der Alltag mit der bitteren Realität Ost-Berlins.
Kreuzberg in den 1980er-Jahren
In den 1980er-Jahren sah das Leben in Kreuzberg noch ganz anders aus als heute: Leere Straßen und graue Hinterhöfe prägten die Atmosphäre im ehemaligen Arbeiterbezirk, aber auch politischer Aktivismus und bunte Feste. Zunehmend wurde das Leben hier von Künstlern, Studenten, Wehrdienstverweigerern, Hausbesetzern und Migranten gestaltet. 12 Fotos aus dieser Zeit zeigen wir euch hier: Kreuzberg in den 1980er-Jahren war ein urbanes Dorf im Schatten der Mauer.
Depeche Mode in West-Berlin
Die 1980er-Jahre in West-Berlin hatten eine eigentümliche Anziehungskraft auf Musikstars, noch unter dem Eindruck der David-Bowie-Ära kam der australische Punk-Cowboy Nick Cave mit seiner Gefolgschaft in der Mauerstadt an. Wim Wenders drehte abgründig-poetische Filme, und die englischen Popstars Depeche Mode (Foto) zogen die brachialen Sounds der Einstürzenden Neubauten an.
Gropiusstadt
Die berühmteste ehemalige Bewohnerin der Gropiusstadt ist wohl Christiane F. Im Buch „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ beschreibt sie das Quartier so: „Gropiusstadt, das sind Hochhäuser für 45.000 Menschen, dazwischen Rasen und Einkaufszentren. Von weitem sah alles sehr gepflegt aus. Doch wenn man zwischen den Hochhäusern war, stank es überall nach Pisse und Kacke.“ 90 Prozent des Wohnraums war Sozialbau – und das Viertel, das wegen seiner hellen Wohnungen anfangs attraktiv wirkte, bekam bald den Ruf eines sozialen Brennpunkts. Mehr über den Mythos Christiane F. lest ihr hier.
Bundesgartenschau 1985
Das einstige mit einem See versehene Gelände der Berliner Bundesgartenschau von 1985 hat sich zu einem veritablen Park gemausert. Vor allem Eltern von Kleinkindern schätzen es sehr, dass im Britzer Garten weder Fahrradfahren erlaubt ist noch Hunde ausgeführt werden dürfen. So kann der Nachwuchs ungestört auf den top gepflegten, saftig-grünen Wiesen tollen und auf den Wegen gefahrlos verträumt die Blumenmeere betrachten. Außerdem lockt eine riesige Spiellandschaft mit – im Sommer – Wasserspielanlage und einem Lehmdorf. Was ihr sonst noch für euren Ausflug in den Britzer Garten wissen müsst.
DDR-Pop auf den Dächern
Es ist eine geheime Welt, die Dächer über Berlin. So wie die unterirdische Stadt, die aus Kellern, Bunkern und Tunnelanlagen besteht, existiert eine überirdische Ebene, dort wo die Häuser aufhören und der Himmel beginnt. Die Grenze verläuft entlang der Dächer. Viele sind langweilig, andere sind ausgebaut. Für manche Mieter sind sie unzugänglich und für andere sind sie Oasen der Freiheit. 1985 boten die Dächer in Ost-Berlin einen dringend benötigten Freiraum, so wurden dort etwa Musikvideos gedreht. Die Dächer über Berlin sind vielfältig wie die Stadt selbst.
Ivan Lendl vs. Boris Becker
Berlin im Jahr 1985. Die ganze Welt befand sich in den 1980er- Jahren im Tennisfieber. Steffi Graf und der blutjunge Wimbledon-Sieger Boris Becker ließen die Herzen der Nation höher schlagen. Im November 1985 kam es in West-Berlin zu einem Match der Tennis-Superstars: Becker spielte gegen den Tschechen Ivan Lendl. Das Match entschied Lendl mit 2-6, 6-4, 6-4 für sich.
Palasthotel in Mitte
Eine der feinsten Adressen in Ost-Berlin: An der Karl-Liebknecht-Straße Ecke Spandauer Straße ragte ab 1979 das Palasthotel in den sozialistischen Himmel. Die Betonfassade war mit bernsteinfarbenen Fenstern durchsetzt, es gab mehrere Bars und Restaurants, ja, das von der Interhotel-Kette betriebene Etablissement hatte sogar fünf Sterne. Besser unterkommen konnte man im SED-Staat kaum. Die Radisson-SAS-Gruppe übernahm das Haus nach der Wende, dennoch wurde im Jahr 2000 der Abriss beschlossen. Beim Abbau fand man unter den Fundamenten eine Fliegerbombe.
Berliner Humor
Den Berliner Humor prägt eine Vorliebe fürs Absurde. Der Widersinn paart sich mit Wortspielen und schrägen Gedankenverbindungen. Daraus entstand eine spröde Schlagfertigkeit, die schon die Altberliner Humoristen wie Adolf Glaßbrenner und Claire Waldoff pflegten und die sich bis in die Gegenwart fortsetzt. Auch bei dem Comiczeichner und Entertainer Fil oder dem Lesebühnen-Autor Ahne („Zwiegespräche mit Gott“) ist sie zu finden.
Ein Jahrzehnt zuvor: Bilder von Berlin im Jahr 1975. So sah es 20 Jahre zuvor in der Stadt so aus: Berlin 1965 in Bildern: Europa Center, Passierscheine und Kosmonauten. Noch einmal zehn Jahre früher: Berlin 1955 in Bildern: Charlottenburg, Willy Brandt und Sommerbäder. Und hier spüren wir legendären Berliner Bühnen nach: Theater und Opernhäuser, die es nicht mehr gibt. Wir erzählen die Geschichte vom Berliner Schloss zum Humboldt Forum in Fotos. Auch sehenswert ist die Fotogalerie mit Bildern vom Kriegsende 1945 und denselben Orten in der Gegenwart. Mehr zur Geschichte Berlins lest ihr in dieser Rubrik.