Berlin verstehen

12 unvergessene Ereignisse der 2000er-Jahre in Berlin

Die 2000er-Jahre brachten Berlin ein Fußball-Sommermärchen und mit Klaus Wowereit einen neuen Regierenden Bürgermeister, der die Geschicke der Stadt für Jahre prägen sollte. Doch es gab auch Tragödien, wie den Jahrhundert-Orkan, bei dem zwei Kinder tödlich verunglückten, und den „Ehrenmord“ an Hatun Sürücü. In 12 Bildern erinnern wir an das Jahrzehnt.


Kein Kuchen mehr: Das Café Kranzler schließt

Die traditionsreiche Kuchen-und-Kaffe-Zentrale der Wilmersdorfer Witwen musste 2000 schließen. Foto: Imago/Teutopress
Die traditionsreiche Kuchen-und-Kaffe-Zentrale der Wilmersdorfer Witwen musste 2000 schließen. Foto: Imago/Teutopress

Der Kurfürstendamm war das unangefochtene Zentrum von West-Berlin. Mit seinen Geschäften, Kinos, Theatern, dem Europa Center und natürlich dem Café Kranzler war der natürliche Mittelpunkt. Das Café Kranzler gehörte ab 1932 dazu und in West-Berlin wurde die Kaffeehaus-Institution, die nach dem Krieg erst 1958 wieder öffnete, zum legendären Ort. Udo Lindenberg sang über das Kranzler, der Kabarettist Wolfgang Neuss nannte hier den damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker „Häuptling Silberlocke“, und die Wilmersdorfer Witwen verschlangen tonnenweise Sahnetörtchen und Kirschplunder. 2000 schloss das Traditionshaus, heute befindet sich dort ein Ableger der Kaffeerösterei The Barn.


Klaus Wowereit wird Regierender Bürgermeister von Berlin

Der SPD-Fraktionsvorsitzende im Berliner Abgeordnetenhaus Klaus Wowereit (mitte) wird im Juni 2001 Regierender Bürgermeister von Berlin. Foto: Imago/Christian Ditsch
Der SPD-Fraktionsvorsitzende im Berliner Abgeordnetenhaus Klaus Wowereit (Mitte) wird im Juni 2001 Regierender Bürgermeister von Berlin. Foto: Imago/Christian Ditsch

Mit Eberhard Diepgens (CDU) Fiasko begann die Ära Wowereit. Der Tempelhofer SPD-Politiker regierte von 2001 bis 2014 im Roten Rathaus. Unter dem stets gut gelaunten Wowereit stieg Berlin von einer sich neu orientierenden und verschuldeten Pleitestadt zu einer schillernden Metropole auf. „Berlin war 2001 in einer depressiven Phase, ein Grauschleier zog sich über die Stadt. Eine Käseglocke, wo man nicht nur schöne Gerüche hatte. Ich hoffe, ich habe dazu beigetragen, das zu durchlüften“, sagte Klaus Wowereit 2018 im tipBerlin-Gespräch anlässlich seines Buchs „Sexy, aber nicht mehr so arm: Mein Berlin“.


Trauer nach Terror-Anschlag in New York

Trauer nach Terror-Anschlag. Etliche Berliner kamen zur US-Botschaft in Berlin-Mitte um ihre Trauer mit den Opfern der Terroranschläge in New York und Washington zu zeigen. Sie entzündeten Kerzen und brachten Blumen. Berlin am 11. September 2001. Foto: Imago/Seeliger
Trauer nach Terror-Anschlag. Etliche Berliner kamen zur US-Botschaft in Mitte um ihre Trauer mit den Opfern der Terroranschläge in New York und Washington zu zeigen. Sie entzündeten Kerzen und brachten Blumen. Berlin am 11. September 2001. Foto: Imago/Seeliger

Der 11. September 2001 ließ Berlin und die Welt für einen Moment still stehen. Die Terroranschläge von New York und Washington gehören seitdem zu den einprägsamsten Ereignissen des 21. Jahrhunderts. Danach war nichts mehr, wie es war.  In Berlin sahen die Menschen die Anschläge live im Fernsehen, in Büros mit den Kollegen oder Zuhause mit der Familie und Freunden oder allein. Noch am gleichen Tag versammelten sich viele Menschen bei der Mahnwache vor der US-Botschaft in Mitte. Sie brachten Blumen, selbstgemachte Plakate und amerikanische Flaggen mit und zündeten Kerzen an.


Der „Jahrhundert-Orkan“ wütet über der Stadt

Berlin 2000er
Auch dieser Einsatzwagen wurde von dem Unwetter im Juli 2002 nicht verschont. Foto: Imago/Olaf Wagner

Schwere Unwetter über Berlin sorgten in der Nacht vom 10. zum 11. Juli 2002 in Berlin für den Ausnahmezustand. Die Presse sprach vom „Jahrhundert-Orkan“, es war ein tragischer Moment für die Stadt: Auf der Insel Schwanenwerder verwüstete der Sturm einen Zeltplatz, wobei zwei Kinder ums Leben kamen.


Aus ORB und SFB wird der rbb

Hochhaus des rbb Rundfunk Berlin Brandenburg in der Masurenallee. Foto: Imago/Müller-Stauffenberg

Eine Fusion der Sendeanstalten in Berlin und Brandenburg ereignete sich im Mai 2003. Aus dem ORB und dem SFB wurde der Rundfunk Berlin Brandenburg – kurz der rbb. Seitdem versorgt der Sender die Region mit einem Fernseh- und zahlreichen Radioprogrammen.


Im Kunstrausch: Das MoMA in Berlin

Berlin 2000er: Lange Schlangen vor der Neuen Nationalgalerie während der MOMA-Ausstellung in Berlin, August 2004. Foto: Imago/Schöning
Lange Schlangen vor der Neuen Nationalgalerie während der MOMA-Ausstellung in Berlin, August 2004. Foto: Imago/Schöning

Ein Kunsthighlight ereignete sich im Sommer des Jahres 2004. Die Ausstellung „MoMA in Berlin – Meisterwerke aus dem Museum of Modern Art, New York“ gastierte in der Neuen Nationalgalerie. Die Besucher und Besucherinnen strömten in Massen und standen ewig lang in Warteschlangen, um die berühmten Gemälde von Cézanne, van Gogh, Picasso, Matisse, Dalí, Kandinsky, Beckmann, Hopper, Pollock und vieler anderer zu sehen.


Der Mord an Hatun Sürücü schockt Berlin

Trauerdemo für Hatun Sürücü am 22. Februar 2005. Foto: Imago/Fabian Matzerath
Trauerdemo für Hatun Sürücü am 22. Februar 2005. Foto: Imago/Fabian Matzerath

Am 7. Februar 2005 wurde die 23-jährige Hatun Sürücü in Tempelhof von ihrem Bruder ermordet, weil sie ein selbstbestimmtes Leben führen wollte. Die Tat, die in der Presse als „Ehrenmord“ bezeichnet wurde, hatte weitreichende Folgen. Es kam zu Demos und öffentlichen Trauerbekundungen. Das Gericht verurteilte lediglich den jüngsten Bruder zu einer Haftstraße von neun Jahren und fünf Monaten. Die beiden älteren mitangeklagten Brüder wurden aus Mangel an Beweisen freigesprochen.


WM 2006 – das Sommermärchen

Die WM 2006 versetzt die Menschen in ein Deutschlandfieber, vor allem auf dem Fanfest in Berlin. Foto: Christian Schroth
Die WM 2006 versetzt die Menschen in ein Deutschlandfieber, vor allem auf dem Fanfest in Berlin. Foto: Christian Schroth

2006 war das Jahr von Schwarz-Rot-Gold. Deutschland war Gastgeber der Fußballweltmeisterschaft und die Straßen, Plätze, Kneipen und Biergärten verwandelten sich in ein einziges Public-Viewing-Areal, über dem die Nationalfarben geschwenkt wurden. Schnell sprach man vom „Sommermärchen“. Die Mannschaft holte zwar nicht den Titel, kam aber immerhin auf den dritten Platz und Miro Klose wurde Torschützenkönig. Weltmeister wurden am 9. Juli 2006 die Italiener im Berliner Olympiastadion.


Skandal um die Rütli-Schule in Neukölln

Berlin 2000er
Rütli-Skandal: Schüler zeigt stolz eine einschlägige Schlagzeile der „BZ“. Foto: Imago/Christian Schroth

2006 kam es zum Eklat um die Rütli-Schule in Neukölln. Nach einem Brandbrief, in dem die verheerende Situation beschrieben wurde, stürzten sich die Medien auf die „Problemschule“ und allein das Wort „Rütli“ wurde zum Synonym für das marode Bildungssystem. Es ging um Gewalt, Respektlosigkeit und frustrierte Lehrkräfte. Doch der Skandal hatte eine gute Seite, statt weiteren Stigmatisierungen kamen Finanzspritzen und neue Konzepte, es entstand der „Campus Rütli“, das einstige Sorgenkind entwickelte sich zum Musterschüler.


Süß, süßer, Knut: Der neue Zoo-Superstar ist da!

Eisbär Knut bei seinem ersten öffentlichen Rundgang im Freigehege im Zoologischen Garten, März 2007. Foto: Imago/Raimund Müller

Die Geschichte von Knut ist tragisch. Der kleine Eisbär wird 2006 unter riesigem Medienrummel geboren, die Fotos und Videos aus seinem ersten Jahr gehen um die Welt, er steigt zum Superstar auf. Es gibt Lieder über ihn, T-Shirts und Kuscheltiere, und der Aktienkurs des Zoos stieg zeitweilig in astronomische Höhen. Als Knut groß wird und damit weniger süß, verliert sich bald das Interesse an ihm. Und mit nicht einmal fünf Jahren stirbt er plötzlich 2011. Auf die berühmtesten Berliner Zoo-Tiere blicken wir hier zurück.


Schließung des Flughafens Tempelhof

Berlin 2000er
Letzte Maschine der Cirrus Airline nach Mannheim während der Feierlichkeiten zur Schließung des Flughafens Tempelhof, 30. Oktober 2008. Foto: Imago/Sabine Gudath

Spätestens mit der Wiedervereinigung war der Flughafen Tempelhof angezählt. Im Flächennutzungsplan des Senats war schon 1994 eine Umwidmung des Geländes angestrebt. Das Volksbegehren „Tempelhof bleibt Verkehrsflughafen!“ konnte 2008 nicht die notwendige Zustimmmung erreichen. Zwei Jahre später wurde das Tempelhofer Feld geöffnet, dessen Geschichte wir hier erzählen.


Dieter Hallervorden eröffnet das Schlosspark Theater

Eröffnungsgala des Schlosspark Theaters in Steglitz mit einem sichtlich zufriedenem Dieter Hallervorden, September 2009. Foto: Imago/Henry H. Herrmann/Eventpress/Radke
Eröffnungsgala des Schlosspark Theaters in Steglitz mit einem sichtlich zufriedenem Dieter Hallervorden, September 2009. Foto: Imago/Henry H. Herrmann/Eventpress/Radke

Als das Land Berlin nach einem neuen Betreiber für das Schlosspark Theater in Steglitz sucht, setzt sich Dieter Hallervorden durch, seit 2009 ist er dort Chef. Didi saniert das Gebäude mit eigenem Geld und konzipiert das Programm des rührigen Volkstheaters. Das Schlosspark Theater spielt jedes Jahr weit über 300 Vorstellungen, ist aber defizitär und wird von Hallervorden aus seinem Privatvermögen subventioniert.


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Die Mauer schloss die Stadt ein und die Welt drehte sich etwas langsamer an der Spree: 12 Dinge, die jeder kennt, der in West-Berlin der 1980er gelebt hat. Wie war es in der anderen Hälfte der Stadt? An diese Dinge erinnern sich alle, die in den 1980er-Jahren in Ost-Berlin gelebt haben. Wir erinnern uns auch an prägende Ereignisse der 1990er-Jahre in Berlin. Wer noch nicht so lange dabei ist: An diese Dinge müssen sich Zugezogene gewöhnen. Immer neue alte Geschichten aus Berlins Geschichte lest ihr hier

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