Die erste Berlinale fand 1951 statt. Mitten im Kalten Krieg war klar, ein Internationales Filmfestival wird dieser Stadt gut tun. Seitdem hat sich viel verändert. Die Stadt ist längst nicht mehr geteilt, Filme laufen nur noch mit Absicht in Schwarzweiß, viele Ikonen leben nicht mehr, doch das Festival begeistert nach wie vor. Wir haben das Archiv durchforstet und zeigen euch, wie die Berlinale früher aussah.
Die erste Berlinale: Friedlicher Wettstreit im Kalten Krieg

Die erste Berlinale fand 1951 statt. Sechs Jahre nach dem Ende des „Dritten Reichs“, zwei Jahre nach der Berlin-Blockade. Internationale Filmfestspiele mitten im Kalten Krieg, ausgerechnet in dieser Stadt: Die Initiative des US-amerikanischen Filmoffiziers Oscar Martay kann man durchaus als Wagnis bezeichnen. Seine Funktion als Kontrolleur und Förderer der Berliner Filmindustrie nahm der jüdische Emigrant äußerst ernst. Mit Darlehen der amerikanischen Militärregierung veranstaltete er die erste Berlinale unter dem Motto „Schaufenster der freien Welt“. Damals noch im Sommer und nicht wie heute im Februar. So gab es ein Berlinale-Freilichtkino, das größte der Welt, in der Waldbühne. Ein „friedlicher Wettstreit der Filmnationen“ im Nazi-Amphitheater. Der Eröffnungsfilm war übrigens Alfred Hitchcocks „Rebecca“.
Der große Theo Lingen fühlt sich wohl auf der Berlinale
Von Anfang an traf sich bei der Berlinale die Filmelite. Auf diesem historischen Berlinale-Foto aus dem Eröffnungsjahr 1951 sieht man den Schauspieler Theo Lingen, der durch Filme von Fritz Lang und Komödien mit Hans Moser und Heinz Rührmann zur Ikone wurde. Mit Sonnenbrille und Zigarette steht er stilsicher im Sommergarten der Messe, umzingelt von Starlets. Kein schlechter Start in die Filmfestspiele.
- Gewinnerfilme 1951:
- Dokumentation: „In Beaver Valley“
- Drama: „Die Vier im Jeep“
- Komödie: „Unbekannt verzogen (… sans lassier d’adresse)“
- Kriminal- oder Abenteuerfilm: „Schwurgericht (Justice est faite)“
- Musikfilm: „Cinderella“
Regisseur Billy Wilder auf der zweiten Berlinale
Als Stargast auf der zweiten Berlinale genoss der prägende Regisseur Billy Wilder große Aufmerksamkeit. Auch wenn er auf diesem Foto eher skeptisch an der Kamera vorbeischaut. Vielleicht zu viel Blitzlicht. Generell soll der Filmemacher jedoch reichlich gute Laune und Optimus verbreitet haben: „Wenn wir da ein bisschen helfen könnten, das wäre wunderbar. Die ganze Welt wartet auf einen deutschen Film“, sagte er in einem Welt-Interview. Um den deutschen Film stand es Anfang der 50er nicht wirklich gut. Bei der ersten Berlinale im Vorjahr waren alle Produktionen des Gastgeberlandes bei Presse und Publikum durchgefallen. Einige Filme waren sogar gnadenlos ausgebuht worden. Gut, dass Hollywood-Star Billy Wilder vorbeikam und die Hoffnung nicht aufgab.
- Gewinnerfilm 1952: „Sie tanzten nur einen Sommer“
Regisseur-Legende Billy Wilder auf der 43. Berlinale
Billy Wilder besuchte die Berlinale immer wieder. 1993 erhielt er der legendäre Regisseur, Drehbuchautor und Produzent während der 43. Internationalen Filmfestspiele Berlin den Goldenen Ehrenbären für das Gesamtwerk. Zu dem Zeitpunkt war er bereits 86 Jahre alt. Seine Prophezeiung, dass die deutsche Filmlandschaft interessanter werden würde, hatte sich erfüllt. So überzeugte Detlev Buck mit dem satirischen Nach-Wende-Film „Wir können auch anders“ Presse und Publikum. 2002 starb Wilder im Alter von 95 Jahren in Los Angeles. In Lichterfelde wurde 2007 eine Straße nach der Filmikone benannt. Billy Wilders’ Berlin spüren wir hier nach.
- Gewinnerfilme 1993:
- „Die Frauen vom See der duftenden Seelen“
- „Das Hochzeitsbankett“
Berlinale-Trubel auf dem Kurfürstendamm
Rockabilly-Tollen, Sonnenhüte, Pelz und leichte Kleider. Ja, so trieb man sich in den 1950er-Jahren während der 6. Internationalen Filmfestspiele vor Berliner Kinos rum. Über dem Astor-Eingang hängt ein Poster des Westerns „12 Uhr Mittags“ mit Gary Cooper und Grace Kelly. Damals schon ein Klassiker. Auch heute zeigt die Astor Film Lounge weiterhin wichtige Filme dieser Zeit. Wir blicken auch gern zurück und zeigen euch das Berlin der 1950er-Jahre.
- Gewinnerfilm 1956: „Einladung zum Tanz“
Berlinale früher: Neonlichter und Limousinen 1959
Neonlichter beleuchten elegante Limousinen, die am Straßenrand geparkt sind. Werbebanner großer Filmproduktionen hängen an den prunkvollen Fassaden. Film-Noir-Romantik in West-Berlin. Doch wo sind die Leute? Alle bei der Berlinale, oder in der hübschen Schultheiss-Kneipe links. In der Zeit konnte man Schnaps gut gebrauchen. Immerhin befand sich die Stadt mitten in der Berlinkrise. Der Bau der Berliner Mauer sollte nicht mehr lange auf sich warten lassen.
Berlinale früher: Der Breitscheidplatz wirkt wie ein Filmset
Mitte der 50er sieht der Breitscheidplatz aus wie ein Filmset. Die imposant vor Krieg mahnende Gedächtniskirche, das gerade entstehende Bikini-Haus, die westernartigen Buden und die bunten Berlinale-Banner in Übergrößen: Berlin fühlt sich plötzlich an wie Hollywood. Der Mann im Anzug könnte auch Filmproduzent sein. Vielleicht schaut er sich auch noch „Die tätowierte Rose“ auf der Berlinale an. Oder es gibt einfach nur ’ne Currywurst am Imbiss-Budapest.
- Gewinnerfilm 1959: „Schrei, wenn du kannst“
Die größte gekrümmte Projektionswand der Welt auf der Berlinale
Das modernste Kino der 1960er-Jahre liegt unter Saturn begraben. Den Elektronik-Markt im Europa-Center kennen wohl alle, an den Royal Palast, der hier bis 2004 stand, erinnert man sich nur noch selten, obwohl das Filmtheater damals über die größte gekrümmte Projektionswand der Welt verfügte. Diese war um 120 Grad geschwungen und maß 420 Quadratmeter. Berlins größter Vorhang legte sich über die Leinwand. Selbstverständlich war es eine Ehre, seine Filmkunst in solchen Dimensionen zu präsentieren. Das Berlinale-Werbebanner passte perfekt in die Szenerie. In den 2000er-Jahren schloss das Kino. Bei der Vielzahl der neuen Multiplex-Kinos half auch die Riesenleinwand nicht mehr. Wir vermissen den Royal Palast und noch einige andere Dinge aus West-Berliner Zeiten. Hollywood in West-Berlin: So sah Charlottenburg in den 1960ern aus.
- Gewinnerfilm 1966: „Wenn Katelbach kommt…“
Berlinale früher: Eine italienische Diva in Berlin
Gina Lollobrigida gehört zu den größten Diven der Filmgeschichte. In den 1950er- und 1960er-Jahren machte sich die Italienerin einen Ruf als Inbegriff der Schönheit. Stets kunstvoll frisiert, elegant und gerne auch freizügig gekleidet, mit Schmuck behangen, selbstbewusst und stolz: die Femme Fatale der Kinowelt. 1976 besuchte die Ikone die Berlinale und präsentierte eigene Fotografien in einer Ausstellung. Hierbei waren Portraits von Henry Kissinger (auf dem Foto links) und Farah Dibah (rechts) zu sehen, die auf ihren Weltreisen entstanden sind. Außerdem lief auf der Berlinale ein einstündiger Film über Fidel Castro, den sie auf Kuba gedreht hatte.
1986 wurde Lollobrigida die Berlinale Kamera verliehen. Gleichzeitig sorgte sie als Jury-Mitglied für einen Eklat, als sie sich mit aller Kraft gegen die Entscheidung der Co-Juroren stellte, den Film „Stammheim“ mit dem Goldenen Bären auszuzeichnen. Der damalige Leiter Moritz de Hadeln warf ihr daraufhin sogar „antidemokratisches Verhalten vor“. Eine Diva steht halt zu ihrer Meinung.
- Gewinnerfilm 1976: „Buffalo Bill und die Indianer“
Zeit für Action
Vor und im Zoo Palast ist nicht nur während der Berlinale, wenn hier Filmstars über den roten Teppich laufen, oder ihre Limousinen auf der Hardenbergstraße spazieren fahren, ordentlich Action. In den 70ern liegt der Fokus jedoch auf einem anderen Gefährt: In der Luft, auf einem Drahtseil neben dem Berlinale-Kino, thront ein rotes Hercules-Motorrad. Wer träumt bei so einem Anblick nicht davon, sich wie Peter Fonda in „Easy Rider“ aufs Bike zu schwingen und einfach loszufahren. Fürs Cruisen verzichtet man vielleicht sogar auf die Berlinale.
- Gewinnerfilm 1977: „Aufstieg“
Mit 100 Jahren auf der Berlinale
Der 1908 geborene Portugiese Manoel de Oliveira galt seit 2001 als ältester aktiver Regisseur der Filmgeschichte. Bereits in der Stummfilmzeit hatte er seinen Beruf in der Branche ausgeübt und 1931 sein Debüt „Harte Arbeit am Fluss Douro“ veröffentlicht. 2009, im Alter von 100 Jahren, reiste er nach Berlin zu den 59. Filmfestspielen, um sich mit der Berlinale Kamera auszeichnen zu lassen. Bei der ersten Berlinale 1951 war Manoel de Oliveira übrigens bereits 42 Jahre alt. 2015 starb der älteste Regisseur. Mit 106 Jahren.
- Gewinnerfilm 2009: „Eine Perle Ewigkeit“
Berlinale früher: Filmlegenden-Ausstellung zum Berlinale-Auftakt
Der Fotograf Jim Rakete hatte schon so ziemlich jeden Star vor der Linse. Musiklegenden wie Jimi Hendrix und David Bowie, aber natürlich auch Größen aus der Filmbranche. Eine Sammlung, die sich sehen lässt: Zum Start der Berlinale 2011 präsentierte er rund 50 Fotografien von wichtigen Filmleuten aus Deutschland. Die Ausstellung „Stand der Dinge“ in der Kunsthalle Koidl wurde ein Erfolg. Kein Wunder, Portraits von Legenden wie Götz George, Volker Schlöndorff und auch aktuellen Publikumslieblingen wie Nora Tschirner und Hannah Herzsprung schaut man sich ja gerne an. Das Besondere: Die Stars posierten mit Requisiten aus ihren Filmen. George in Schimanski-Kutte, Schlöndorff mit der Blechtrommel, Tschirner mit dem Keinohrhasen im Dekolleté und Herzsprung am Piano.
- Gewinnerfilm 2011: „Nader und Simin – Eine Trennung“
Zur Eröffnung haben wir „Das Licht“ von Tom Tykwer gesehen – die Filmkritik. Er lebt mittlerweile in Hamburg und ist im Berlinale-Wettbewerb mit „Yunan“ vertreten: Wer ist der Regisseur Ameer Fakher Eldin? Er präsentiert seinen zweiten Film „Was Marielle weiß“ im Berlinale-Wettbewerb: Wer ist der Regisseur Frédéric Hambalek? Vom Kiezkino bis zu ehrwürdigen Filmtheatern: Diese Kinos sind die Spielstätten der Berlinale 2025. Ihr braucht einen Überblick? Filmtipps für die Berlinale 2025 mit Empfehlungen für jede Sektion. Filmprominenz im Blitzlichtgewitter: Diese Stars kommen 2025 zur Berlinale. Welche Filme laufen, wann und wo findet ihr das vollständige Programm? Alle Infos rund um das Programm der Berlinale. Wann beginnt der Verkauf, wo gibt es Tickets? Alles, was ihr zum Ticketkauf der Berlinale wissen müsst. Die Jury um Todd Haynes wird ihre Freude haben am Berlinale-Wettbewerb 2025, der spannend und ausgeglichen werden dürfte. Was läuft sonst? Hier ist das aktuelle Kinoprogramm für Berlin. Mehr aus der Filmwelt lest ihr in unserer Kino-Rubrik. Und alles zum Festival steht in unserer Berlinale-Kategorie.