Berlin verstehen

Berliner Marken, die es nicht mehr gibt – von AEG bis Wertheim

Berliner Marken wie AEG, Bolle oder Wertheim haben die Stadt lange geprägt. Es identifizieren sich schließlich viele Menschen von heute geradezu durch Marken, Firmen und Labels. Doch in Berlin sind in den vergangenen Jahrzehnten unzählige Unternehmen und Institutionen verschwunden, sie wurden abgewickelt, geschlossen, übernommen oder sind pleite gegangen. Hier sind 12 Berliner Marken, die nicht mehr existieren.


AEG – Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft

12 Berliner Marken, die nicht mehr existieren

Die Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft wurde im späten 19. Jahrhundert in Berlin gegründet. Gut 100 Jahre existierte das Unternehmen, das stellenweise zu den größten Elektrokonzernen der Welt gehörte. Man produzierte von Küchengeräten bis zu Heizungstechnik und Autoradios so ziemlich alles, was einen Stecker oder ein Batteriefach hatte. 

Der Architekt Peter Behrens baute für “AEG” eine berühmte Produktionshalle in Moabit, die zu den Klassikern der modernen Architektur in Berlin gehört, und er entwarf auch das klassische Logo mit den drei Buchstaben. 1996 erklärte der Konzern die Auflösung, zwar wurden einige Markenrechte verkauft, aber die AEG existiert so nicht mehr.


Air Berlin hebt nicht mehr ab

12 Berliner Marken, die nicht mehr existieren

Das Schicksal von Air Berlin bewegte das ganze Land. Immer wieder stand Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft vor dem Ruin, schaffte es dann aber doch, im Geschäft zu bleiben. Bis 2017 jedenfalls, dann war es vorbei. Interessanterweise wurde die Airline von einem US-amerikanischen Piloten gegründet, der ab 1978 Flüge nach West-Berlin angeboten hat. Anfangs befand sich der Firmensitz in Miami, der nach der Wiedervereinigung nach Berlin verlegt wurde. Einer der Orte, die eng mit Air Berlin verbunden waren, ist auch Geschichte: Hier nimmt unser Autor Abschied vom Flughafen Tegel, TXL.


Kein Bier vom Berliner Bürgerbräu mehr

12 Berliner Marken, die nicht mehr existieren

Ab 1869 braute man in Friedrichshagen Bier. Bockbier, Pils, Berliner Weiße und Bernauer Schwarzbier liefen in der Berliner-Bürgerbräu-Brauerei vom Stapel. Bis nach Japan hat man exportiert und noch 2008 versuchte man, den Niedergang der Brauerei mit der Produktion des “1. Berliner Bio Pils” zu verhindern. Vergeblich. 2010 war das Fass leer, mit der Berliner Marke war es vorbei.

Die Namensrechte gingen an die Radeberger Gruppe, und in dem denkmalgeschützten Komplex, der zu den spannendsten Brauereigebäuden in Berlin gehört, wurde zeitweilig ein Brauereimuseum eingerichtet. 


Bye Bye Bewag

12 Berliner Marken, die nicht mehr existieren

Miete, Bewag, Gasag und Telefon. Das musste man früher in Berlin bezahlen, wenn man hier wohnte. Der Markt der Strom- und Wasseranbieter war noch nicht offen und die Bewag war jenes Unternehmen, das den Strom lieferte. So war das. 

Im Jahre 1884 wurden die Berliner Städtischen Elektrizitätswerke gegründet, bis 2009 versorgte man die Stadt mit Strom, dann wurde ein Deal mit dem schwedischen Energiekonzern Vattenfall abgeschlossen. Die gute alte Bewag wurde Teil des neuen Konzerns und die Marke verschwand.


Billig einkaufen bei Bilka

12 Berliner Marken, die nicht mehr existieren

Nicht zu verwechseln mit einer skandinavischen Warenhauskette gleichen Namens. Bilka stand ab den 1950er-Jahren für “billig kaufen” und war die Niedrigpreiskaufhauskette des Hertie-Konzerns, eine Art deutscher Woolworth. Bis in die 1980er-Jahre hatte Bilka zahlreiche Filialen in West-Berlin, etwa am Kottbusser Damm in Kreuzberg, der Joachimsthaler Straße in Charlottenburg und in der Müllerstraße in Wedding. Um 1989 stieß Hertie die nicht mehr rentable Kette ab. Mit der Berliner Marke war es vorbei, die Standorte machten dann unter anderen Namen weiter. Hier erinnern wir an weitere Dinge, die West-Berliner aus den 1980er-Jahren kennen.


Bolle wird zu Rewe

Bolle

Das lustige Bolle-Männchen mit der Glocke in der Hand gehörte zum Alltag der Stadt. Seit 1933 versorgte die aus der Meierei C. Bolle hervorgegangene Supermarktkette die Berliner mit allerlei Lebensmitteln, Milch und Fleischwaren. In den 1990er-Jahren übernahm die Spar-Gruppe die Filialen, seit 2011 firmieren die alten Bolle-Läden unter dem Rewe-Logo.

Legendär wurde Bolle am 1. Mai 1987, als im Zuge der Krawalle in Kreuzberg die Filiale am Görlitzer Bahnhof geplündert und niedergebrannt wurde. 


Cargolifter verschwindet mit seinen Luftschiffen

Cargolifter

Da gehörten schon viel Mut und visionärer Unternehmergeist zu der Sache. Die 1996 in Berlin gegründete Cargolifter AG wollte mit Luftschiffen den Schwertransportmarkt revolutionieren. Dabei ist die alte Zeppelin-Technologie, die aufs Deutsche Reich zurückgeht, damals schon grandios gescheitert. 

Zwar baute die Firma einige Luftschiffe sowie in Brandenburg eine gigantische Luftschiffhalle, das größte freistehende Gebäude der Welt, doch so richtig konnte sich die Idee nicht durchsetzen. 2002 erklärte Cargolifter” die Insolvenz, die zigarrenförmigen Luftschiffe verschwanden vom Berliner Himmel – und in die Halle zog das Spaßbad Tropical Islands ein – keine schlechte Adresse für einen Wellness-Tag in Brandenburg.


Convent (VEB Berliner Zigarettenfabriken)

Convent

Wie so vieles andere auch, was im Ostteil Berlins produziert wurde, verschwand die DDR-Zigarettenmarke “Convent” vom Markt. Hergestellt wurde sie von der VEB Berliner Zigarettenfabriken, die in historischer Nachfolgerschaft der im Kaiserreich gegründeten Zigarettenfabriken des Berliner Unternehmers Josef Garbáty standen. 

Eine der wenigen Ost-Zigarettenmarken, die die Wende überstanden hat, war “Club”, die von Reynolds Tobacco auch nach 1990 produziert wurde. Für “Convent” und viele andere DDR-Glimmstängel hat es sich aber ausgeraucht.


Der West-Berliner Supermarkt Reichelt

Reichelt

Noch ein Supermarkt und vielleicht der berühmteste, den West-Berlin hatte, nach der Wiedervereinigung kamen auch in Osten einige hinzu. Reichelt war im Stadtbild so präsent wie heute Rewe oder Edeka. Dort gab es alles, und wer nicht zum Discounter wollte, ging zu Reichelt.

53 Filialen hatte das 1919 in Berlin gegründete Unternehmen. Nachdem Edeka die Kette übernommen hatte, wurde der Name nach und nach aufgegeben. Seit 2016 gibt es keine Reichelts mehr. Der Firmensitz wurde übrigens von Berlin nach Grünheide verlegt, in Zukunft residiert man dann in direkter Nachbarschaft zur Tesla-Gigafactory.


SFB – Sender Freies Berlin

SFB

Die Wende hat viel verändert. Die DDR-Firmen wurden privatisiert oder gingen ein, die Berlin-Zulage und die Subventionen fielen weg und Berlin wurde als Industriestandort unattraktiver. Auch im öffentlich-rechtlichen Rundfunk kam es zu Umwälzungen. 

Der Sender Freies Berlin, kurz SFB, versorgte von 1953 bis 2003 die Berliner und das Umland mit Radio- und Fernsehprogrammen. Viele Sendungen gelten bis heute als legendär. Im Mai 2003 fusionierte der SFB mit dem ORB, woraus der RBB wurde, der Rundfunk Berlin-Brandenburg. Die Berliner Marke SFB ist damit Geschichte.


Modernste Technik von Telefunken

Telefunken

Berlin war mal so etwas, was das Silicon Valley heute ist. In der preußischen Metropole haben visionäre Unternehmer einige High-Tech-Firmen gegründet, die zu internationalen Spitzenreitern aufstiegen. AEG und Siemens gehören dazu, genauso aber auch die 1903 ins Register eingetragene “Telefunken Gesellschaft für drahtlose Telegraphie m.b.H.”, die ab 1955 nur noch kurz Telefunken hieß. Damals setzte die Firma Maßstäbe und überzeugte auch mit lustigen Werbespots.

Man baute Radaranlagen und Fernseher, Funkgeräte und Plattenspieler, Radios, und zum Ende hin mischte Telefunken sogar noch auf dem Handy-Markt mit. Weit über 20.000 Patente hat der weltweit operierende Konzern angemeldet.

Die Firma verdiente ein Vermögen und das Telefunken-Hochhaus am Ernst-Reuter-Platz stand für wirtschaftlichen Aufschwung West-Berlins und modernste Technik “Made in West Germany”. 1967 fusionierte Telefunken mit der AEG, dann folgte der langsame Niedergang. Die Marke existierte noch, wurde immer wieder weiterverkauft und findet bis heute hier und da Verwendung. Der alte Glanz ist aber lange weg.


Warenhaus Wertheim

Die Berliner Marke Wertheim gibt es nicht mehr. Foto: Imago/Müller-Stauffenberg
Die Berliner Marke Wertheim gibt es nicht mehr. Foto: Imago/Müller-Stauffenberg

Die Geschichte von Wertheim füllt ganze Bücher, deshalb in Kürze: Die Wurzeln des Kaufhaus-Konzern liegen in Stralsund, doch schon 1885 investierte die Familie Wertheim in ein Warenhaus in Berlin. Man machte gute Geschäfte, Ableger in der Oranienstraße in Kreuzberg und in der Leipziger Straße folgten. 

Wertheim erlebte den Aufstieg Berlins zur Weltstadt und prägte diesen nachhaltig. In den Goldenen Zwanzigern waren die hell erleuchteten Konsumtempel Teil des Mythos der Stadt. Dann kam vorerst das Ende. Die Nazis haben die jüdisch-deutsche Unternehmerfamilie verfolgt und enteignet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es einen Neuanfang und bereits 1952 entstand in der Wilmersdorfer Straße wieder ein Wertheim-Kaufhaus. In den 1990er-Jahren übernahm Karstadt die Firma, 2009 verschwanden die Logos aus dem Stadtbild. Auf die Geschichte Berliner Warenhäuser blicken wir hier zurück.


Lust auf noch mehr Berlin?

Auch weg: Robben & Wientjes – Abschied von den Umzugslastern. Es gibt einige berlinerische Begriffe die man kennen sollte – von Äppelkahn bis Zopp. Ihr wollt weiter mitreden? 12 Berliner Sprüche, die man kennen sollte. Für Neuankömmlinge ist die Stadt manchmal fremd. An diese 12 Dinge müssen sich Zugezogene in Berlin erstmal gewöhnen. Aber die Menschen in Berlin haben so ihre Eigenheiten. Diese Spleens übernehmen Zugezogene ziemlich schnell. Geschichten von geplatzten Träumen: Bauvorhaben, die in Berlin nicht verwirklicht worden sind. Magnet, Quartier Latin, das alte Tempodrom: Legendäre Berliner Konzertorte, die nicht mehr existieren. Manches, was verschwunden war, kehrt dann doch wieder zurück: Wir zeigen euch rekonstruierte Gebäude in Berlin. Aber wie wurde man die Gebäude los? 12 Sprengungen und Fotos vom Abriss seht ihr hier. Noch mehr Vergangenes über Berlin erfahrt ihr in unserer Geschichtsrubrik.

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