Es war ein Moment sondergleichen: Als sich am 27. Oktober 1961 amerikanische und sowjetische Panzer am Checkpoint Charlie gegenüberstanden, blickte die ganze Welt auf Berlin. Es fehlte nicht viel und es wäre zum Dritten Weltkrieg gekommen. Heute zählt der ehemalige Grenzübergang zu den berühmtesten Sehenswürdigkeiten Berlins, an dem höchstens mal unachtsame E-Roller-Fahrer für angespannte Stimmung sorgen.
Am Checkpoint Charlie drohte kurzzeitig der Ausbruch eines Dritten Weltkrieges
Nachdem im August 1961 die Berliner Mauer gebaut wurde, die die Stadt für 28 Jahre trennen sollte, errichteten amerikanische Soldaten mitten auf der Friedrichstraße den ikonischen Bretterverschlag. Der Checkpoint Charlie verband im geteilten Berlin den sowjetischen mit dem US-amerikanischen Sektor. Nur hier konnten Militärangehörige, Diplomaten und sonstige Funktionäre der BRD die Grenze passieren, ohne einer Kontrolle durch DDR-Soldaten ausgesetzt zu sein. Für Westberliner, die Ostdeutschland besuchen wollten, war der Grenzübergang dagegen nicht zuständig.
Am 27. Oktober 1961 kam es am Checkpoint Charlie zum Showdown, als sich amerikanische und sowjetische Truppen bewaffnet gegenüberstanden. Die Ereignisse dieses Tages verdeutlichen, wie angespannt die Beziehungen zwischen den beiden Staatenblöcken damals war. Denn der Anlass für die Eskalation, die zum Dritten Weltkrieg hätte führen können, war relativ lapidar: Ein amerikanischer Offizier, der zwecks eines Theaterbesuches nach Ost-Berlin reisen wollte, wurde von DDR-Grenzern festgehalten.
Daraufhin erzwang eine bewaffnete Eskorte den Grenzübertritt des US-Amerikaners. Doch dabei beließ es die West-Führung nicht, General Lucius Clay beorderte Panzer auf die westliche Seite des Grenzübergangs. Das konnte der damalige Präsident der Sowjetunion Nikita Chruschtschow erwartungsgemäß nicht auf sich sitzen lassen und beorderte ebenfalls Panzer an den Checkpoint Charlie. So standen sich die aufmunitionierten Truppen stundenlang mitten in Berlin gegenüber, die Soldaten beider Supermächte hatten den Befehl, im Zweifelsfall zu schießen.
Erst ein Telefonat zwischen den beiden Präsidenten, Chruschtschow und Kennedy, brachte eine friedliche Lösung. Damit Kennedy die Panzer ohne Gesichtsverlust abziehen konnte, willigte Chruschtschow ein, den ersten Schritt zu machen und die sowjetischen Streitkräfte zurückzurufen. So fuhren zunächst die Panzer auf Ost-Berliner Seite um die zehn Meter zurück, dann die auf West-Berliner. Das wiederholte sich, bis die Gefahr schlussendlich gebannt war.
Außerdem war der Checkpoint Charlie auch immer wieder Schauplatz spektakulärer Fluchtversuche. Während es 1986 drei DDR-Bürgern gelang, mit einem 7,5-Tonnen-Kieslaster die Grenzsperren zu durchbrechen und in den Westen zu fliehen, verblutete Peter Fechter 1962 bei seinem Fluchtversuch vor den Augen westdeutscher Beobachter.
Das Mauermuseum am Checkpoint Charlie
In dem von dem amerikanischen Architekten Peter Eisenmann errichten „Haus am Checkpoint Charlie“ befindet sich das Mauermuseum, das die Geschichte der Berliner Mauer inklusive der zahlreichen Fluchtversuche aus der DDR dokumentiert. Die Sammlung besteht aus Fluchtobjekten, Kunstwerken und sonstigen, mit dem Leitthema in Verbindung stehenden Exponaten. Das Museum widmet sich aber auch aktuellen Konflikten und dem weltweiten Kampf um Menschenrechte. Übrigens entwarf Peter Eisenmann auch die Pläne für das Holocaust-Denkmal.
Fun Fact Das Kontrollhäuschen am Checkpoint Charlie ist eine originalgetreue Nachbildung. In den Sandsäcken davor befindet sich allerdings heutzutage keine Erde, sondern Beton. Die Originalfassade des ersten Wachhäuschens lässt sich aber dennoch auch heute noch besichtigen – sie ist Teil der Dauerausstellung im Alliierten-Museum im Dahlem.
Wichtige Information für den Besuch des Checkpoints Charlies und des Museums
Öffnungszeiten Der Checkpoint Charlie kann zu jeder Tageszeit kostenlos besucht werden. Das Mauermuseum hat täglich zwischen 10 und 18 Uhr auf. Der Eintritt kostet für Erwachsene 17,50 Euro, für Studierende 11,50 Euro, für Schüler:innen (7-18 Jahre) 9,50€. Kinder bis sechs Jahre müssen nichts zahlen.
Anfahrt Der Checkpoint Charlie liegt in der Friedrichstraße 43-45. Der nächste U-Bahnhof ist „Kochstraße/Checkpoint Charlie“ wo die U6 verkehrt und die Buslinien M29 und N6. Alternativ fährt am U-Bahnhof „Stadtmitte“ neben der U6 auch noch die U2, sowie die Buslinie 265. Wer einen kleinen Fußweg in Kauf nimmt, kann auch an der S-Bahnstation Anhalter Bahnhof austeigen. Dort fahren die S1,S2,S25 und die S26. Dazu mit dem eigenen PKW anzufahren, ist aufgrund der schwierigen Parksituation abzuraten.
In der Nähe In Laufdistanz des Checkpoints Charlie befindet sich die Topographie des Terrors, die im ehemaligen Hauptquartier der Gestapo an die Gräueltaten des nationalsozialistischen Regimes erinnert. Von da ist es nicht mehr weit bis zum Potsdamer Platz. Außerdem befinden sich in der Nähe des Checkpoints Charlie zahlreiche Museen, wie das Museum für Kommunikation, der Gropius Bau, das Jüdische Museum und die Berlinerische Galerie – einiger der Berliner Museen also, die immer einen Besuch wert sind.
Panorama „Die Mauer“ von Yadegar Asisi am Checkpoint zeigt Berlin in den 80er-Jahren
Bei Tourist:innen ausgesprochen beliebt ist zudem „Die Mauer“, ein Panorama des Künstlers Yadegar Asisi am Checkpoint Charlie. Das Indoor-Panorama zeigt auf auf 900 Quadratmetern das alltägliche Leben im West-Berliner Stadtteil Kreuzberg in den 1980er-Jahren. Für den besten Blick kann eine vier Meter hohen Besucherplattform bestiegen werden, von der aus man in eine Reproduktion des geteilten Berlins schaut. Der Eintritt beträgt elf Euro, ermäßigt neun Euro und für Kinder (6–16 Jahre) fünf Euro. Geöffnet ist täglich von 10–18 Uhr.
- Checkpoint Charlie, Friedrichstraße 43-45, Mitte
- Mauermuseum, Friedrichstraße 43-45, Mitte, online
- Die Mauer, Friedrichstraße 205, online
Ihr wollt mehr über die Teilung Berlins erfahren? Gedenkstätte Berliner Mauer: Alle Infos zum Erinnerungsort im Überblick. Und falls ihr Bildung mit einem Spaziergang verbinden wollt, versucht es doch mit einer Mauerweg-Wanderung. Bleibt ihr lieber Zuhause, ist hier die Geschichte der Berliner Mauer in Bildern. Mehr Historisches in unsere Geschichte-Rubrik.