Berlin verstehen

DDR in Berlin heute erleben: Trabi, Stasi und Soljanka

Eigentlich existiert die DDR in Berlin seit Jahrzehnten nicht mehr. Doch auch noch heute lassen sich die Spuren des Arbeiter- und Bauernstaats in der Hauptstadt finden. Wir haben Tipps für euch, wo ihr die DDR in Berlin nachspüren könnt.


Geschichte zum Anfassen bietet das Berliner DDR-Museum

Der Eingang in eine andere Welt. Das DDR Museum zeigt den Alltag hinter der Mauer. Foto: Imago/Chromorange

Alltags- und Gebrauchsgegenstände aus der DDR sowie einen Trabi, ein DDR-typisches Wohnzimmer mit DDR-Fernsehen im alten Fernsehapparat und anderes mehr zeigt das Museum – nicht nur in Vitrinen, sondern zum Entdecken und Erleben. Informationen zur Geschichte kommen dabei auch nicht zu kurz. Mehr über das, was euch im DDR-Museum erwartet, erfahrt ihr hier.

  • DDR Museum Karl-Liebknecht-Straße 1, Mitte, tgl. 9-21 Uhr, Erwachsene 12,50 €, ermäßigt 7 €, weitere Infos hier

Einblicke in die düstere Arbeite des Ministeriums für Staatssicherheit gibt es im Stasimuseum

Bürozimmer in der Stasi-Zentrale in Lichtenberg. Foto: Imago/agefotostock

Das Haus 1 der ehemaligen Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit ist nunmehr Museum: Mehrere Ausstellungen zur Arbeit der Staatssicherheit geben Aufschluss über die ausgefeilten Observationstechniken der Stasi und über die Arbeit der Opposition in der ehemaligen DDR. Zudem ist die original erhaltene Ministeretage zu besichtigen. Neben Führungen durch die vier Etagen werden Vorträge angeboten und Seminare veranstaltet, die die Geschichte der zweiten deutschen Diktatur aufarbeiten. Mehr zum Stasimuseum, seiner Entstehung und der Dauerausstellung lest ihr hier.

  • Stasimuseum Normannenstraße 20, Lichtenberg, Mo-Fr 10-18 Uhr, Sa+So, Feiert. 11-18 Uhr, Erwachsene 8 €, ermäßigt 6 €, weitere Infos hier

Bei der Trabi Safari fährt man mit dem berühmten DDR-Zweitakter durch Berlin

Endlich Technik, die auch Boomer verstehen: Trabis. Foto: Imago/Hohlfeld

„Brumm, brumm, brumm“, knattert es in der Stadt, wenn die zumeist bunt gecheckten, dafür immerhin historischen Fahrzeuge in Kolonnen Berlins Sehenswürdigkeiten abklappern. Weil sich viele der Tourist:innen mit dem Lenkrad-Schalthebel schwer tun, reißt häufig der Zusammenhalt. Der an der Spitze vorweg fahrende Guide hat jedoch alles im Blick und nutzt die Wartemomente, um per Walkie-Talkie Touristisches zu erläutern. Zum Teil lassen die Kolonnen Berlin so erscheinen, als würde die Mauer noch stehen. Passend zur Stimmung könnt ihr euch gleich noch diese Fotos von Ost-Berlin in den 1980er-Jahren anschauen.

  • Trabi Safari Zimmerstraße 100, Mitte, tgl. 11.30 Uhr, ab 30 €, weitere Infos hier

Die Geschichte von Flucht, Mauer und Teilung wird in der Gedenkstätte Berliner Mauer erklärt

Mauer, Wachturm und Grenzstreifen an der Gedenkstätte Berliner Mauer. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Die Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße avancierte zum zentralen Erinnerungsort der Deutschen Teilung. Das Ensemble umfasst ein Besucherzentrum, Reste der Berliner Mauer, die Kapelle der Versöhnung sowie ein Dokumentationszentrum samt Aussichtsturm, das seit dem Jubiläumstag der Wiedervereinigung mit einer neuen Dauerausstellung aufwartet. Mehr Infos zur Gedenkstätte der Berliner Mauer haben wir hier für euch.

  • Gedenkstätte Berliner Mauer Bernauer Straße 111, Mitte, Ausstellung im Gedenkstättenareal tgl. 8-22 Uhr, Aussichtsturm Mo 10-16 Uhr, Di-So 10-18 Uhr, Besucherzentrum Di-So 10-18 Uhr, weitere Infos hier

Mehr Mauer als an der East Side Gallery gibt es nicht

Beliebt bei Touristen: die East Side Gallery. Foto: Imago/Winfried Rothermel

Das längste erhaltene Stück der Berliner Mauer, allerdings der Hinterlandmauer, wurde erst nach der Wende bemalt, 118 Künstler aus aller Welt verzierten das graue Mauersegment mit bunten Bildern, von denen viele um die Welt gingen. So wie der berühmte „Bruderkuss“ oder der Trabi, der durch die Mauer bricht, die wohl schon millionenmal fotografiert wurden. Wir zeigen euch die Berliner Mauer in Bildern: So sah’s damals aus – und so jetzt.

  • East Side Gallery Mühlenstraße, Friedrichshain, mehr Infos hier

Futtern wie bei Muttern in der Volkskammer, dem DDR-Restaurant

DDR in Berlin: DDR-Nostalgie: Die Gaststätte Volkskammer in Friedrichshain. Foto: Imago/Winfried Rothermel
DDR-Nostalgie: Die Gaststätte Volkskammer in Friedrichshain. Foto: Imago/Winfried Rothermel

Die DDR war nicht nur Stasi und Trabi, sondern auch Soljanka. Die Küche in Ostdeutschland hatte ihre Spezialitäten hervorgebracht, die von den Bedingungen des real existierenden Sozialismus bestimmt waren. Kulinarisch vielleicht kein Höhepunkt, aber doch ein exotisches kulinarisches Erlebnis. Das Restaurant Volkskammer in Friedrichshain bietet originale DDR-Küche der 1970er- und 1980er-Jahre. Auf den Teller kommt Würzfleisch, Kessel-Goulasch, Goldbroiler und Jägerschnitzel. Letzteres ist panierte Jagdwurst, dazu gibt es Nudeln. Lecker!

  • Volkskammer – Das DDR-Restaurant Straße der Pariser Kommune 18a, Friedrichshain, Tel. 20 68 75 49, Di-Sa 11-22 Uhr, So 11-17 Uhr, weitere Infos hier

Der DDR-Wirklichkeit näher kommen im Museum in der Kulturbrauerei

„Alltag in der DDR“, die Dauerausstellung im Museum in der Kulturbrauerei. Foto: Imago/Uwe Steinert

In der Kulturbrauerei kann man neben Partys, Konzerten und Filmen auch in den „Alltag in der DDR“ eintauchen. So heißt die Dauerausstellung im zugehörigen Museum. Mit mehr als 800 Originalexponaten, Texttafeln und zahlreichen Dokumenten sowie umfangreichem Video- und Tonmaterial werden die wesentlichen Aspekte des Lebens im SED-Staat erläutert. Im Fokus stehen Themenbereiche wie die DDR-Wirtschaft, das Arbeiten im Kollektiv und die ideologischen Verheißungen des Sozialismus auf ein besseres Leben. Übrigens: Neben der Kulturbrauerei gibt es in Prenzlauer Berg noch viel mehr Sehenswürdigkeiten zu entdecken.

  • Museum in der Kulturbrauerei Knaackstraße 97, Prenzlauer Berg, Di-Fr 9-18 Uhr, Sa+So 10-18 Uhr, Eintritt frei

So wohnte man in der DDR: Hellersdorfer Musterwohnung

DDR in Berlin: Die Wohnungsbaugesellschaft Stadt und Land unterhält in Hellersdorf eine Musterwohnung der Bauart WBS 70. Foto: Imago/Jürgen Ritter
Die Wohnungsbaugesellschaft Stadt und Land unterhält in Hellersdorf eine Musterwohnung der Bauart WBS 70. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Hellersdorf gehört zu den großen Wohnungsbauprojekten in Ost-Berlin, die im Zentrum der SED-Wohnungspolitik standen. Die Großsiedlung wurde in den 1980er-Jahren in Plattenbauweise errichtet und steht heute beispielhaft für die „Ost-Platte“. Besonders interessant ist die WBS-70-Musterwohnung, eine komplett eingerichtete Wohnung, die ziemlich gut zeigt, wie man in der DDR in den damaligen Neubauten wohnte.

  • Hellersdorfer Musterwohnung Hellersdorfer Straße 179, Hellersdorf, Tel. 0151/16 11 44 40, Eintritt nach Vereinbarung

Erinnerungen an dramatische Abschiede im Tränenpalast

Tränenpalast ist die umgangssprachliche Bezeichnung für die ehemalige Ausreisehalle der Grenzübergangsstelle Bahnhof Friedrichstraße. Foto: Imago/STPP

Der Tränenpalast ist ein Pavillon unweit der Friedrichstraße, der bis zur Wende als Ausreisehalle am Bahnhof Friedrichstraße fungierte. Weil sich hier die Ost- und Westverwandtschaft, aber auch Freunde und Liebespaare voneinander verabschiedeten und dabei viele Tränen flossen, kam das markante Gebäude zu seinem Namen.

  • Tränenpalast Reichstagsufer 17, Mitte, Tel. 030/467 77 79 11, Di-Fr 9-19 Uhr, Sa+So, Feiert. 10-18 Uhr, Eintritt frei

Milchbar im Funkhaus

Milchbar im Funkhaus Nalepastraße. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Das Funkhaus in der Nalepastraße gehört zu den spannendsten Gebäuden in Berlin. Gastronomie gibt es hier auch! Früher verbrachten hier die Mitarbeiter:innen des Rundfunks der DDR ihre Pausen. Inzwischen hat das Team des alpinen Schneeweiß aus Friedrichshain die Milchbar übernommen – und glücklicherweise nur die Küche modernisiert. Die bietet jetzt hervorragende Schnitzel (von Schwein oder Kalb) zu hervorragenden Preisen und einige vegetarische Tagesgerichte. Im Winter gefällt die urig-ostalgische Atmosphäre, im Sommer sitzt man wunderschön draußen an der Spree.

  • Milchbar im Funkhaus Nalepastraße 18, Köpenick, Tel. 0176-24 17 87 04, Mo–So 10.30–17 Uhr, weitere Infos hier

Die Easy Rider des Ostens im Berliner DDR-Motorrad-Museum

Links steht ’ne Schwalbe vor dem Berliner DDR-Motorrad-Museum. Foto: Imago/Schöning

Zweiräder aus 40 Jahren DDR-Produktion. Die 140 Maschinen der Hersteller  DKW/ IFA/ MZ, Simson-Suhl, IWL und EMW gibt es thematisch sortiert gemäß ihrer Nutzung als Gelände-, Behörden oder Freizeitfahrzeug zu bestaunen. Plakate und Schaubilder aus der Zeit der Herstellung ergänzen die Ausstellung, ebenso wie die kleine Kino-Ecke mit ihren historischen Aufnahmen.

  • Berliner DDR-Motorrad-Museum Rochstraße 14c, S-Bahnbögen, Mitte, Tel. 030/24 04 57 25, Mi-So 9-21 Uhr, Erwachsene 8 €, ermäßigt 6 €, weitere Infos hier

Der dunklen Geschichte des Stasi-Gefängnisses in der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen nachspüren

Die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen. Foto: Imago/Jürgen Ritter

40 Jahre blieb das Areal ein weißer Fleck auf den Stadtplänen Ostberlins. Unter strengster Geheimhaltung internierte erst der sowjetische Geheimdienst NKDW Verdächtige, ab 1950 nutzte die Staatssicherheit das Gefängnis, um politische Querdenker und Abweichler einzusperren. Die Gedenkstätte erinnert an die Gefangenen, die unter unwürdigen Haftbedingungen litten mit regelmäßigen Führungen und Veranstaltungen, beispielsweise anlässlich des Mauerbaus. Mehr über die Gedenkstätte Hohenschönhausen lest ihr hier.

  • Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen Genslerstraße 66, Lichtenberg, Tel. 030/98 60 82 30, tgl. 9-18 Uhr, weitere Infos hier

VEB orange

Der Gebrauchtladen VEB Orange bietet auch eine viele alte Poster an. Foto: Imago/Eibner

Bisschen Rümpelkammer, bisschen Alt-Hippie-Wohnzimmer, so lässt sich VEB orange am ehesten beschreiben. Passend dazu verkauft der Gebrauchtladen ausschließlich Möbel, Accessoires und Kleidung aus den 60ern- und 70ern-Jahren – inklusive vieler DDR-Devotionalien. Es war die Zeit des gesellschaftlichen Ausbruchs, des Kampfes gegen verstockten Konservatismus. Barfuss im Schlamm statt in Budapestern auf blaugrauen Büroteppichen. Gut, das mag etwas romantisch verklärt sein, doch Kitsch kann nicht schaden, auch nicht in der eigenen Wohnung. Gut, dass VEB orange davon genug hat.

VEB orange Oderberger Straße 29, Prenzlauer Berg, Mo-Sa 11-19 Uhr, Tel: 030/97 88 68 86, weitere Infos hier


Mehr deutsch-deutsche Geschichte

Bekannte DDR-Architekten in Berlin: Aufbau Ost von Platte bis Zuckerbäckerstil. Viele Gebäude sind aber auch aus dem Stadtbild verschwunden: 12 berühmte Gebäude in Berlin, die nicht mehr existieren. So sah die Jugend in Ost-Berlin aus: FDJ, Punks und Gruftis – 12 Fotos aus den 1980er-Jahren. Wie sah es auf der anderen Seite der Mauer aus? Mehr zur Geschichte Berlins findet ihr hier.

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