Die DDR ist verschwunden, und mit ihr auch zahlreiche Konsumgüter, die im Osten Deutschlands hergestellt wurden. Auf solche Alltags- und Gebrauchsgegenstände hat sich das DDR Museum spezialisiert, das gegenüber dem Berliner Dom auf der anderen Spreeseite angesiedelt ist. Dort gibt es etliche DDR-Produkte zu sehen, und noch mehr: unter anderem einen originalen Trabi und ein typisches Wohnzimmer.
Im Museumsverlag sind zahlreiche Bücher erschienen, unter anderem der zweite Band der Reihe „DDR in Objekten. 1949–1990“ erschienen. Während der erste Band die Themen „Alltag, Heim und Konsum“ abdeckt, legt der zweite Teil den Fokus auf die Aspekte „Freizeit, Kultur und Reisen“. Das DDR Museum hat uns zwölf Abbildungen zur Verfügung gestellt, die teils ikonische DDR-Produkte zeigen, die es heute (größtenteils) nicht mehr gibt – die vor allem aber die meisten ehemaligen DDR-Bürger:gerninnen kennen dürfen.
DDR-Produkte: Putzi war lange Zeit eine zuckersüße Zahnpasta
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Ja, auch das Sandmännchen durfte mal – ebenso wie ein Matrose und der Bummi-Bär – für Putzi werben. Die vom VEB Elbe Chemie produzierte Zahncreme war die einzige Kinderzahnpasta, die es in der DDR gab – und die später zum Exportschlager für die östlichen Bruderstaaten avancierte. Vor allem in den frühen Jahren der DDR war die Pasta bei Kindern äußert beliebt, steckte in Putzi doch jede Menge leckerer Zucker. In den 60er-Jahren wurde der Zahncreme die Süße genommen und aus Banane, Himbeere und Schoko der sozialistische Einheitsgeschmack „fruchtig“ entwickelt. Noch heute gibt es Putzi, allerdings nicht mehr mit einem ganz so prominenten Maskottchen, sondern einem kleinen Drachen. Den Kids ist das vermutlich egal.
Auf Markennamen pfiff man…
Eins der bekanntesten Akronyme in der DDR war ORWO, das für Original Wolfen steht. In Sachsen-Anhalt wurde alles produziert, was DDR-Bürger:innen brauchten, um Kassetten zu bespielen, Dias herzustellen oder Fotos zu schießen. Ursprünglich wurden die Wolfener Produkte unter dem deutliche bekannteren Namen Agfa vertrieben, was zu Konflikten mit dem in den nach Westen umgesiedelten Traditionsunternehmen führte. Die DDR-Führung knickte schließlich ein, auch weil man überzeugt war, hochwertige Produkte herzustellen, die keinen Markennamen brauchen. Recht hatten sie: ORWO überlebte die Wende, wenngleich nur deutlich geschrumpft.
Der Rekorder, den alle hatten…
Das Kombinat Sternradio mit Sitz in Weißensee stellte in vier Volkseigenen Betrieben sämtliche in der DDR vertriebenen Radios her. Besonders bekannt ist das Model „Type R 160“ mit Kassettendeck im schnicken Holzgehäuse, das ab 1972 mithilfe weiterer Fabriken aus dem In- und Ausland hergestellt wurde. Das Kombinat teilte nach der Wende das Schicksal so vieler staatseigener Unternehmen aus dem Bereich der Technik. Die Firmen wurden abgewickelt, die Mitarbeiter:innen entlassen. Das Gebäude ist heute eine Ruine. Auf einem Spaziergang im Osten Berlins könnt ihr dort Halt machen.
Ohne Fleiß keinen Preis!
Die zentralen Kinder- und Jugendspartakiaden fanden zwischen 1966 und 1989 insgesamt zwölf Mal statt. Ziel war es, den DDR-Nachwuchs zu mehr Bewegung zu motivieren. Zugleich wollte man frühzeitig herausragende Talende sichten, um diese besonders zu fördern. Wer sich in der landesweiten Leistungsschau besonders hervortat, wurde prämiert – und erhielt eine dieser schnieken Medaillen. Spartakiaden gab es auf verschiedenen Ebenen, Kreis- und Bezirksspartakiaden gab es zum Beispiel jedes Jahr.
Ohne Zusätze, aber auch ohne Filter
Sie hießen Juwel, Club, Cabinet oder f6 – die Zigaretten, die man in der DDR gerne und viel paffte. Zum Billigsten, das es zu kaufen gab, gehörte Karo. 1,60 Mark für 20 filterlose Zigaretten, die immerhin ihrer Zeit voraus waren. In Karo steckte immer nur Tabak, ganz ohne Zusätze – so wie es die Berliner Boheme heute eben mag. Die Zigaretten kamen schon damals an. Und so sang selbst ein Wolfgang Lippert locker flockig: „Eine Karo rauch ich und zum fit sein brauch ich Mocca.“ Heute übrigens wird Karo, wie so manch anderes ehemaliges Ost-Tabakprodukt, von Philip Morris vertrieben, allerdings nicht mehr durchgängig. Wer so eine Zigarette rauchen will, muss ein wenig stöbern.
Wenn alle alle überwachen
Zahlkästen und Zahlboxen gab es in Berlin bereits sehr früh, und man setzte hier auch lange auf die einfache, aber effektive Methode. Die Kundschaft von Straßenbahn, Bus und U-Bahn warf das Geld ein und zog sich einen Schein, eine Fahrkarte kostete 20 Pfennig. Die Kontrolle erfolgt mittels anderer Fahrgäste und einem sporadischen Abgleichen der ausgegebenen Fahrscheinnummern. Noch 1990 konnte man in Berlin diesen Zahlboxen begegnen, heute sind es nur noch Museumsstücke.
DDR-Produkte: Honig aus der Retorte
Da dreht es Foodies den Magen um. Kunsthonig? Honey, wirklich?! Immerhin, die zuckersüßen DDR-Produkte hatten zumindest einen zehnprozentigen Honig-Anteil und waren schon damals – siehe Aufdruck – glutenfrei. Der Kunsthonig aus dem VEB Kombinat Süßwaren Delitzsch kostete stabile 1,10 Mark. Heute gibt’s zum Glück kaum noch Kunsthonig.
Als in Berlin der Späti erfunden wurde…
Die Leuchtwerbung aus dem Jahr 1985, hergestellt vom VEB Neontechnik Halle, wies den DDR-Bürger:innen den Weg zum nächsten Konsum, die kleinere Kaufhallen. Einige von ihnen hatten längeren Öffnungszeiten als die „normalen“ Kaufhallen, heute würde man zu diesen wohl Späti sagen. Was nämlich kaum jemand weiß: Das grundsätzliche Konzept des Späti ist ein Erbe der DDR, die Spätverkaufsstellen wurden damals für Schichtarbeiter eingerichtet (die Abkürzung Späti kam allerdings erst nach der Wende auf). Drüben im Westen hingegen ging man eher zur Tanke.
DDR-Jeans? Nein, danke!
Jeans waren vor allem am Ende der DDR-Zeit ziemlich angesagt. Allerdings gab es Unterschiede. Die einen hatten Glück und konnten durch die spendable Westverwandtschaft an die gute Levis kommen. Die andere mussten auf Ostprodukte wie „Boxer“, „Shanty“, „Goldfuchs“ oder „Wisent“ zurückgreifen. Beliebt waren die Jeans „Made in GDR“ keinesfalls. Sie passten oft nicht und der Stoff war minderwertig. Dann doch lieber die gute alte Stoffhose…
Der Unverwüstliche
Aus Suhl im schönen Thüringen, seinerzeit Bezirkshauptsstadt, kam der Komet RG28s, der glänzendste Stern in allen DDR-Küchen. Mit dem elektrischen Handrühr- und Mixgerät aus dem VEB Elektrogerätewerk konnte Eierkuchenteig veredelt und so manches Kuchenrezept ausprobiert werden. Und das Besondere: Die Dinger waren unverwüstlich.
Oben (und unten) ohne – von Rügen bis Sachen
FKK war zu DDR-Zeiten ziemlich hip. Die passende Literatur zum Massenphänomen lieferte Friedrich Hagen mit seinem Buch „Baden ohne“, das nicht nur zahlreiche Bücherregale schmückte, sondern auch mit dickem Service-Charakter ausgestattet war. Schließlich hatte es sich der Autor vorgenommen, alle schönen Freikörperkulturorte von Rügen bis Sachsen zu kartografieren. Unsere große FKK-Übersicht für Berlin findet ihr hier.
DDR-Produkte: Potzblitz, was für ein cooler Kracher!
In der DDR wurde bekanntermaßen eher Russisch als Englisch gesprochen. Auf der Packung der beliebten Silvesterknaller Filou sah das „Firecracker“ dann wohl aber doch cooler aus. Die im VEB Pyrotechnik Silberhütte hergestellten Knaller waren leicht zu bedienen und lieferten neben einem (heute vergleichsweise leisen) Knall auch noch einen ordentlichen Blitz. Ein Heidenspaß!
DDR-Produkte: Kultobjekte in drei Bänden
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