Geschichte

12 Ehrenbürger von Berlin: Von Zar Nikolaus I. bis Daniel Barenboim

131 Ehrenbürger hat Berlin, seit 1813 verleiht die Stadt herausragenden Personen diese höchste Würde. Politiker, Militärs, Wissenschaftler und Künstler finden sich darunter, zumeist Männer wohlgemerkt und dies bis heute. Erst mit Louise Schroeder, der sehr kurz amtierenden Regierenden Bürgermeistern von Berlin, bekam auch mal eine Frau die Auszeichnung.

In der Liste finden sich auch Adolf Hitler und Hermann Göring sowie eine ganze Reihe sowjetischer Generäle, denen allen aber die Würde aberkannt wurde. Anlässlich der Verleihung der Ehrenbürgerschaft an den argentinisch-israelischen Pianisten und Dirigenten Daniel Barenboim haben wir 12 Ehrenbürger und Ehrenbürgerinnen zusammengestellt.


Zar Nikolaus I.

Ehrenbürger Berlin: Kaiser (Zar) Nikolaus I.
Zar Nikolaus I. Foto: Franz Krüger/Gemeinfrei

Die ersten Ehrenbürger Berlins waren zumeist preußische Generäle. Mit Nikolaus I. wurde 1837 erstmals einem Ausländer diese Würde verliehen, den Anlass bot der Erwerb eines Grundstücks durch den Zaren, das für die russische Botschaft in Berlin bestimmt war. Ein frühes Beispiel für die guten deutsch-russischen Beziehungen, die vielleicht auch von der Tatsache geprägt waren, dass Nikolaus im Alter von 21 Jahren die Tochter des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III., Charlotte von Preußen, geheiratet hat.


Alexander von Humboldt

Ehrenbürger Berlin: Alexander von Humboldt
Alexander von Humboldt. Foto: Imago/United Archives

Interessanterweise bekam Wilhelm von Humboldt die Ehrenbürgerschaft nicht verliehen, nur sein jüngerer Bruder Alexander durfte sich 1856 über die hohe Würdigung freuen. Der große Forschungsreisende und Mitbegründer galt als „die erste wissenschaftliche Größe seines Zeitalters“.


Robert Koch

Ehrenbürger Berlin: Robert Koch. Foto: Imago/Leemage
Robert Koch. Foto: Imago/Leemage

1890 erhielt der Mediziner Robert Koch die Ehrenbürgerschaft, ein Jahr vor seinem Kollegen Rudolf Virchow. Die Wissenschaft genoss, neben Politik, Militär und Kirche, ein hohes Ansehen im Kaiserreich. Künstler und Literaten kamen erst später zu Ehren. Allerdings entdeckte Koch das Heilmittel gegen Tuberkulose, und 1905 gab es obendrauf auch noch den Nobelpreis. Die Berliner Nobelpreisträger stellen wir hier vor.


Max Liebermann

Ehrenbürger von Berlin: Max Liebermann. Foto: Imago/agefotostock / Peter Barritt / Avalon

1927 war es dann so weit, ein jüdischer Maler bekam die Ehrenbürgerschaft verliehen, vor ihm erhielt nmit dem Maler und Zeichner Adolph Menzel nur ein einziger anderer Künstler die höchste Würdigung. Der Sohn eines wohlhabenden Industriellen studierte an der Kunstakademie in Weimar und später in Paris, wo er sich besonders für die Abbildungen des Lebens einfacher Leute auf dem Land interessierte. Ab 1884 wohnte Liebermann wieder in Berlin und heiratete Martha Marckwald. In späteren Jahren dokumentierte er das elegante Leben der gehobenen Schicht. Ab 1909 bewohnte Max Liebermann eine Villa am Wannsee, wohin er sich für viele Sommermonate zurückzog. Heute befindet sich darin das Liebermann Museum. Mehr zu Liebermann und seinen Spuren in Berlin lest ihr hier.


Louise Schroeder

Louise Schroeder, Porträt auf einer Briefmarke 1961 Foto: Imago/ imageBROKER/Alf Jönsson

Erst 1957 war es so weit, mit der SPD-Politikerin Louise Schroeder, die 1947 (für sehr kurze Zeit) die letzte Oberbürgermeisterin von Gesamt-Berlin war, wurde erstmals eine Frau Ehrenbürgerin von berlin. Immerhin hat es 140 Jahre gedauert, bis sich die Stadtväter zu der Entscheidung überwinden konnten. Nach der Teilung der Stadt wurde die Ehrenbürgerschaft übrigens jeweils in Eigenregie verliehen. Im Osten vor allem an hochrangige Rotarmisten und SED-Spitzenpersonal (die Würdigungen wurden allesamt aberkannt).


Nelly Sachs

Berliner Ehrenbürgerin: Nelly Sachs. Foto: Imago/TT/Svenskt Pressfoto

Im Juli 1967 wurde die Berliner Ehrenbürgerschaft an die Schriftstellerin Nelly Sachs verliehen, für ihre Leistungen um die literarische Aufarbeitung des Nationalsozialismus. Die Würdigung kam ein Jahr, nachdem Sachs den Literaturnobelpreis bekommen hat. Die Entnazifizierung der Ehrenbürger-Liste fand (erst) am 16. Dezember 1948 statt, drei Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs waren Hitler, Goebbels und Göring keine Ehrenbürger Berlins mehr.


Hans Scharoun

Der Regierende Bürgermeister Willy Brandt in einer Feierstunde mit Hans Scharoun. Foto: Imago/Kindermann/United Archives
Der Regierende Bürgermeister Willy Brandt hängt Hans Scharoun das Große Verdienstkreuz mit Stern um den Hals. Foto: Imago/Kindermann/United Archives

Hans Scharoun prägte die moderne Architektur in Berlin nachhaltig, vor allem in den Nachkriegsjahren, in denen er mit dem spektakulären Bau der Berliner Philharmonie (Foto), eines der berühmtesten Gebäude der Stadt realisierte. Aber auch mit seinen Entwürfen für die Staatsbibliothek an der Potsdamer Straße sowie Institutsgebäuden der TU Berlin und dem AOK-Hauptgebäude am Mehringplatz in Kreuzberg. 1969 bekam er die Ehrenbürgerschaft.


Heinrich Zille

Heinrich Zille. Foto: Imago/Artokoloro/Hugo Erfurth

Heinrich Zille und Berlin gehören zusammen. Wenige Menschen haben die Stadt so geprägt, wie der 1858 im sächsischen Radeburg geborene und 1929 in Berlin verstorbene Maler, Zeichner, Karikaturist und Fotograf. Zilles Bilder vermischten Lokalkolorit, Sozialkritik und Humor, er porträtierte das einfache Leben in den Hinterhöfen und Kaschemmen, seine Helden waren Säufer, Huren, Waschfrauen, Tagelöhner und immer wieder Kinder. Das Volk nannte ihn den “Pinselheinrich” und schmückte die dunklen Wohnungen mit seinen Bildern, die in Zeitungen, Illustrierten und Büchern tausendfach reproduziert wurden. Die Ehrenbürgerschaft bekam Zille erst postum, im Jahre 1970 in Ost-Berlin verliehen.


Willy Brandt

Ehrenbürger Berlin: Willy Brandt, 1990.  Foto: Imago/bonn-sequenz
Willy Brandt, 1990. Foto: Imago/bonn-sequenz

Geboren wurde Willy Brandt 1913 in Lübeck, er starb 1992, im gleichen Jahr wie Marlene Dietrich. Beerdigt wurde er im wiedervereinigten Berlin, für das er sich so eingesetzt hatte. Wo er im Westteil ab 1957 Regierender Bürgermeister war und unter anderem den US-Präsidenten John F. Kennedy empfing und an dessen Seite stand, als dieser seine berühmten Worte “Ich bin ein Berliner” sprach. Als SPD-Bundeskanzler begeisterte Brandt von 1969 bis 1974 die Bundesrepublik. Ehrenbürger wurde er 1970, die Verleihung fand natürlich in West-Berlin statt.


Anna Seghers

Anna Seghers während einer Lesung, DDR 1962. Foto: Imago/Marco Bertram
Anna Seghers während einer Lesung, DDR 1962. Foto: Imago/Marco Bertram

Ihr Roman „Das siebte Kreuz“ war ein Welterfolg und Anna Seghers schon zu Lebzeiten eine Legende. Die Schriftstellerin, die sich in ihren Büchern immer wieder mit dem Nationalsozialismus auseinandergesetzt hat, galt in der DDR als eine der wichtigsten Intellektuellen. Ehrenbürgerin wurde sie 1975 in Ost-Berlin.


Wolf Biermann

Ehrenbürger Berlin: Liedermacher und Dichter Wolf Biermann, 2009. Foto: Imago/Star Media
Liedermacher und Dichter Wolf Biermann, 2009. Foto: Imago/Star Media

Wolf Biermann ist eine zentrale Figur in der deutsch-deutschen Geschichte. Er lebte in Ost-Berlin, schrieb aufmüpfige, poetische, kunstvolle und die DDR-Oberen immer wieder irritierende Gedichte und Lieder, die im Westen verlegt und rezipiert, im Osten aber verboten waren. Als er 1976 ein Konzert in Köln spielen durfte, bürgerte das SED-Regime den bösen Wolf kurzerhand aus. Die Ausbürgerung sorgte für ein Erdbeben im Kulturbetrieb der DDR, danach war nichts mehr wie es war. Biermann musste im Westen bleiben, er zog in seine Geburtsstadt Hamburg und bekam 2007 die Ehrenbürgerschaft der Stadt Berlin verliehen.


Daniel Barenboim

Ehrenbürger Berlin: Daniel Barenboim, 2019. Foto: Imago/Florian Gaertner/photothek
Der 132. Ehrenbürger von Berlin: Daniel Barenboim, 2019. Foto: Imago/Florian Gaertner/photothek

Daniel Barenboim ist ein Mann mit einer beispielloser Karriere, 1942 in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires geboren. In den 1950er-Jahren wurde er als Pianist bekannt, musizierte mit Stars wie Itzhak Perlman und Dietrich Fischer-Dieskau und begann in den 1960er-Jahren seine Laufbahn als Dirigent. Diese führte ihn von London und New York nach Paris, Chicago, Mailand und immer wieder auch nach Berlin. Der Stadt, der er seit 1992 verbunden ist. Hier war er bis Januar 2023 Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden. Im April 2023 wurde ihm die Ehrenbürgerschaft verliehen.


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