Innovationen

12 Erfindungen aus Brandenburg: Von Lötlampe bis zu Ohropax

Von wegen nur plattes Land! Ohne Erfindungen aus Brandenburg würde unser Alltag ganz schön anders aussehen. Während in Berlin erstmals die Litfaßsäule auf die Straße gestellt und die Straßenbahn elektrifiziert wurde, tüftelten im Umland Ingenieure und Erfinder an Lötlampe, Dachpappe und Papptellern. Damit kann sich das Bundesland einer langen und ruhmreichen Industriegeschichte rühmen. Hier stellen wir 12 Erfindungen aus Brandenburg vor.


Dachpappe

Ein Handwerker schneidet Endlos-Dachpappe zu, eine der vielen Erfindungen aus Brandenburg. Foto: Imago/Günter Schneider
Ein Handwerker schneidet Endlos-Dachpappe zu, eine der vielen Erfindungen aus Brandenburg. Foto: Imago/Günter Schneider

Der mittelschwere Baustoffriese Büsscher & Hoffmann hat heute seinen Sitz in Österreich. Bis heute spezialisiert sich das Unternehmen auf die Produktion von Bitumenbahnen. In der Filiale in Eberswalde gelang es den Ingenieuren vor knapp 100 Jahren erstmals, Dachpappe in gerollten Endlosbahnen herzustellen, und nicht wie zuvor den Werkstoff in Bögen anzubieten. Die Verkleidung von Millionen Dächern wurde seitdem um einiges einfacher – und ohne die Brandenburger Erfindung müssten Dachdecker wohl noch heute anders arbeiten.


Lötlampe

Erfindungen aus Brandenburg: Die Lötlampe gab es schon vorher, doch die moderne Variante stammt von August von Marquardt, der sie 1797 in Eberswalde erfand. Foto: Imago/Science Photo Library
Die Lötlampe gab es schon vorher, doch die moderne Variante stammt von August von Marquardt, der sie 1797 in Eberswalde erfand. Foto: Imago/Science Photo Library

So wie die Erfindung der Dachpappe, geht auch die erste Lötlampe auf einen innovativen Tüftler in Eberswalde zurück. 1797 gelang es August von Marquardt, eine selbstblasende Lötlampe herzustellen, für deren Betrieb er Weingeistdampf benutzte. Damit konnten Goldschmiede und Glasbläser schneller und komfortabler arbeiten. Heute nutzt man für die handlichen Brenner aber vorrangig Gas und ihr Einsatzspektrum hat sich massiv erweitert. Vom Anzünden eines Grills, über Karamellisieren und Gratinieren in der Gastronomie (und manchen Privatküchen) bis zum Abbrennen von Lack- und Farbschichten können die Geräte verwendet werden.


Thermosflasche

Museumsdorf Glashütte bei Baruth, hier befindet sich auch ein Museum zur Geschichte der Thermosflasche. Foto: Imago/Hohlfeld
Museumsdorf Glashütte bei Baruth, hier befindet sich auch ein Museum zur Geschichte der Thermosflasche. Foto: Imago/Hohlfeld

Der Glastechniker Reinhold Burger war ein umtriebigen Mann. Nach einigen Jahren bei Siemens & Halse, einem der modernsten Unternehmen seiner Zeit, ging der gebürtige Brandenburger um 1889 in die USA, wo er einige Lehrjahre verbrachte und sich in der Neuen Welt Inspiration holte. Er kehrte zurück und gründete in Berlin ein Unternehmen, das Messzylinder, Thermometer und andere Laborgeräte aus Glas herstellte. Burger erfand zudem alltagstaugliche, doppelwandige Vakuum-Glasgefäße, im Volksmund Thermosflasche genannt. Seinem Leben und Werk widmet das Museumsdorf Glashütte bei Baruth eine Dauerausstellung.

  • Glashütte, Hüttenweg 20, Baruth/Mark

35mm-Kamera

Erfindungen aus Brandenburg: Die Leica Modell Ia (1927), die erste von Oskar Barnack entwickelte 35-mm-Kleinbildkamera. Foto: Kameraprojekt Graz 2015/Wikimedia Commons/CC BY SA 4.0
Die Leica Modell Ia (1927), die erste von Oskar Barnack entwickelte 35mm-Kleinbildkamera. Foto: Kameraprojekt Graz 2015/Wikimedia Commons/CC BY SA 4.0

Am 1. November 1879 kam in Lynow in der brandenburgischen Gemeinde Jüterbog-Luckenwalde ein Menschenkind zur Welt, das den Lauf der Geschichte maßgeblich verändern sollte. Und doch kennen den Namen Oskar Barnack nur Spezialisten. Der Feinmechaniker gilt als der Vater der modernen Fotografie, ohne den die Fotokunst vielleicht immer noch ein sperriges Handwerk für Fachleute wäre. Als Entwicklungschef der Firma Leitz gelang es ihm, die erste kompakte Kleinbildkamera auf den Markt zu bringen, die erste Leica (Leitz-Camera) ging 1924 in Serie. Heute erinnert ein Museum in Lynow an den Erfinder der 35mm-Kamera.

  • Oskar-Barnack-Museum, Dorfstraße 7, Lynow

Blindenschreibmaschine

Blinde Frau schreibt mithilfe einer Schreibmaschine in Braille. Foto:Imago/Stana
Blinde Frau schreibt mithilfe einer Schreibmaschine in Braille. Foto:Imago/Stana

Eigentlich kam der Bäckerssohn Oskar Picht aus Pasewalk in Mecklenburg-Vorpommern, 1891 schloss er das Lehrerseminar ab, anschließend bildete er sich in Berlin zum Blindenlehrer aus. Picht engagierte sich für das Blindenwesen und erfand die „erste brauchbare deutsche Punktschrift-Bogenmaschine“. Er lebte zuletzt in Brandenburg, genauer in Bergholz-Rehbrücke, wo sich auch seine Ruhestätte und ein Ehrengrabstein befinden.


Röntgenröhre

Erfindungen aus Brandenburg: Röntgenröhre ausgestellt im Museum Baruther Glashütte. Foto: Museum Baruther Glashütte/Georg Goes/CC BY SA 4.0
Röntgenröhre ausgestellt im Museum Baruther Glashütte. Foto: Museum Baruther Glashütte/Georg Goes/CC BY SA 4.0

Der aus dem brandenburgischen Ort Glashütte stammende Reinhold Burger hat nicht nur die oben beschriebene Thermoskanne erfunden, die als bedeutende technische Errungenschaft weltweit bis heute Verwendung findet. Gemeinsam mit dem Physiker Wilhelm Conrad Röntgen hat der Glastechniker auch die nach letzterem getaufte Röntgenröhre entwickelt. Röntgen war derjenige, nach dem die anfangs als X-Strahlen bezeichnete Strahlung genannt wurde, mit der die Röntgenbilder möglich geworden sind.


Pappteller

Pappteller mit Currywurst, die Unterlage wurde in Brandenburg erfunden, die Currywurst nicht. Foto: Imago/Robert Poorten
Pappteller mit Currywurst. Die Unterlage wurde in Brandenburg erfunden, die Currywurst nicht. Foto: Imago/Robert Poorten

Der Luckenwalder Buchbinder Hermann Henschel war erst 23. als er 1867 den Pappteller erfand. Bis heute ist das praktische Wegwerfprodukt an fast jeder Imbissbude zu finden. In gewisser Weise trat Henschel damit vor etwa 150 Jahren den Trend zum Einweggeschirr los. Anfangs ging es um die hygienische Verpackung von Lebensmitteln, später half die Erfindung dem Aufstieg der Fast-Food-Industrie, heute wird sie durchaus kritisch diskutiert, weil sie wenig nachhaltig ist und für Vermüllung sorgt.


Ohropax

Erfindungen aus Brandenburg: Auch Franz Kafka hat diese Erfindung aus Brandenburg gerne benutzt – Ohropax. Foto: Max Negwer/Wikimedia Commons/CC BY-SA 3.0
Auch Franz Kafka hat diese Erfindung aus Brandenburg gerne benutzt – Ohropax. Foto: Max Negwer/Wikimedia Commons/CC BY-SA 3.0

1907 gründete Michael Negwer das Unternehmen „Fabrik pharmazeutischer und kosmetischer Spezialitäten Max Negwer“, um 1924 verlegte er den Firmensitz zwischenzeitlich nach Potsdam, mittlerweile befindet sich die Hauptzentrale des Ohropax-Erfinders und Produzenten in Bad Homburg. Negwers bahnbrechende Erfindung war von Homers Held Odysseus inspiriert, der seinen Männern befahl, sich Bienenwachs in die Ohren zu steckte, um sich vor dem tödlichen Gesang der Sirenen zu schützen. Auch der zeitweilig in Berlin lebende Schriftsteller Franz Kafka soll angeblich ein Fan der Erfindung gewesen sein.


Raketentechnik

Kasernengebäude auf dem Gelände der Heeresversuchsanstalt Kummersdorf in Am Mellensee, Ortsteil Kummersdorf-Gut. Foto: Radler59/Wikimedia Commons/CC BY-SA 3.0
Kasernengebäude auf dem Gelände der Heeresversuchsanstalt Kummersdorf in Am Mellensee, Ortsteil Kummersdorf-Gut. Foto: Radler59/Wikimedia Commons/CC BY-SA 3.0

Das beschauliche Kummersdorf im Landkreis Teltow-Fläming spielte eine gewichtige Rolle bei der Entwicklung moderner Raketentechnik. Bereits im späten 19. Jahrhundert befand sich dort ein preußischer Artillerieschießplatz. In der Zeit des Nationalsozialismus betrieb die Wehrmacht auf dem Gelände eine Heeresversuchsanstalt, in der unter anderem auch der legendäre Raketeningenieur an den Triebwerken der Versuchsraketen A1 und A2 arbeitete, ebenso an einem Uranprojekt. Nach Kriegsende haben die sowjetischen Streitkräfte die Anlage übernommen, heute steht sie unter Denkmalschutz.


Faxgerät

Erfindungen aus Brandenburg: Der Erfinder des Hellschreibers, Dr. Rudolf Hell, erklärt 1958 die innovative Technologie. Foto: Imago/Zuma/Keystone
Der Erfinder des Hellschreibers, Dr. Rudolf Hell, erklärt 1958 die innovative Technologie. Foto: Imago/Zuma/Keystone

Auch Rudolf Hell (1901-2002) ist den meisten Menschen kein Begriff, dabei ist der Erfinder und Unternehmer gleich für mehrere Innovationen im Bereich der Nachrichten und Informationstechnik verantwortlich. In den 1920er-Jahre gründete Hell seine Firma in Babelsberg. Der von modernen Kommunikationsmitteln begeisterte Elektrotechniker entwickelte den Hell-Schreiber, der 1931 bei Siemens in die Massenanfertigung ging. Das Gerät gilt als Vorstufe des Faxgeräts. In den 1950er-Jahren erfand er den Klischographen, eine Maschine zur mechanischen Herstellung von Druckformen, den sogenannten Klischees, da befand sich Helles Firma aber bereits in Kiel.


Funkloch

Glückliche Kühe auf der Wiese. So sieht das Funkloch aus. Foto: Imago/Christian Thiel
Glückliche Kühe auf der Wiese. So sieht das Funkloch aus. Foto: Imago/Christian Thiel

Viele Erfinder und Erfindungen kommen aus Brandenburg, das Bundesland als das deutsche Silicon Valley zu bezeichnen, wäre aber eine Übertreibung. Noch heute hinkt die Region in technischer Hinsicht oft dem Rest des Landes hinterher. Vor allem wenn es um die Versorgung mit schnellem Internet geht oder auch nur mit mobilem Netz. Das Funkloch ist so gesehen auch eine Erfindung aus Brandenburg.


MP3

Elektrotechniker Karlheinz Brandenburg, Entwickler des mp3-Datenformates zur Audiodatenkompression. Foto: Imago/Fotokombinat
Elektrotechniker Karlheinz Brandenburg, Entwickler des MP3-Datenformates zur Audiodatenkompression. Foto: Imago/Fotokombinat

Okay, Witze über Namen soll man eigentlich nicht machen. Aber in diesem Fall passt es einfach zu gut. Die MP3-Technologie, mit der besonders gut Daten komprimiert werden können und die sich bei der Verbreitung von Musik im Internet als maßgeblich erwiesen hat, wurde am Fraunhofer-Institut in Erlangen entwickelt. Der Leiter der Forschungsabteilung war der Elektrotechniker Karlheinz Brandenburg. Das reicht ausnahmsweise auch für unsere Brandenburg-Liste.


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