Berlin verstehen

Geschichte der Berliner Flughäfen: Von Gatow, Tempelhof und Tegel bis zum BER

Eine Geschichte der Berliner Flughäfen ist auch eine Geschichte der Stadt. Von den Pionierzeiten der Luftfahrt Anfang des 20. Jahrhunderts über die beiden Weltkriege, die Berlin-Blockade und die Teilung der Stadt bis zum modernen und wiedervereinigten Berlin, spielten die Flughäfen stets eine zentrale Rolle. Hier erzählen wir von Johannisthal, Gatow, Staaken, Tempelhof, Schönefeld und Tegel und natürlich vom Skandalflughafen BER. Guten Flug!


Flugplatz Johannisthal

Geschichte der Berliner Flughäfen: Flugplatz Johannisthal, um 1920. Foto: Imago/Arkivi
Geschichte der Berliner Flughäfen: Flugplatz Johannisthal, um 1920. Foto: Imago/Arkivi

In Johannisthal wurde 1909 Berlins erster Flughafen eröffnet, der zweite in Deutschland überhaupt. In den ersten Jahren der zivilen Luftfahrt flogen hier die kleinen Passagiermaschinen auf ihre holprige Reise ab. 1913 ereignete sich auf dem Areal eines der bis dato schwersten Flugunglücke der deutschen Geschichte. Das Luftschiff Zeppelin LZ 18 fing Feuer und stürzte ab, 28 Menschen starben. 1923 verlor Johannisthal nach der Eröffnung des Flughafens Tempelhof an Bedeutung und wurde ab 1952 nicht mehr als öffentlicher Flughafen betrieben und 1995 endgültig geschlossen.


Junkers G 23

Flugzeuge vom Typ Junkers G 23 auf dem Flughafen Tempelhof, 1927. Foto: Imago/Arkivi
Flugzeuge vom Typ Junkers G 23 auf dem Flughafen Tempelhof, 1927. Foto: Imago/Arkivi

Vorsprung durch Technik. In Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg brummte trotz der durch den Versailler Friedensvertrag erhobenen Beschränkungen der Flugzeugbau. Ein Unternehmen stach dabei besonders hervor, die in Dessau gegründeten Junkers Flugzeugwerke. In den 1920er-Jahren kam der Typ G 23 auf die Rollfelder Europas. Mit einer Reichweite von etwa 1000 Kilometern und einer maximalen Flugdauer von etwa drei Stunden konnten Besatzung und die zehn Passagiere an viele Ziele in Europa befördert werden.


Zentralflughafen Tempelhof

Berlin Tempelhof, 1930er-Jahre. Foto: Imago/Arkivi
Berlin Tempelhof, 1930er-Jahre. Foto: Imago/Arkivi

Die ersten Planungen und die erste Nutzung des Tempelhofer Felds als Flugfeld führen bis in das frühe 20. Jahrhundert zurück, in den 1920er-Jahren haben die Berliner Stadtverordneten schließlich den Bau eines zentralen Flughafens beschlossen. Die Erweiterung des Baus und die spektakuläre Architektur gehen jedoch auf die Zeit des Nationalsozialismus zurück.

Der im Dritten Reich gefragte Architekt Ernst Sagebiel bekam 1934 den Auftrag vom Reichsluftfahrtministerium für den Neubau des Zentralflughafens und legte einen Plan für ein monumentales Bauwerk vor. Das damals flächengrößte Gebäude der Welt hat eine Länge von gut 1.200 Metern und gehört damit zu den längsten Bauwerken in Europa.


Flugshow in Staaken

50.000 Menschen kommen zu einer Flugshow nach Staaken, 1936. Foto: Imago/Topfoto/United Archives
50.000 Menschen kommen zu einer Flugshow nach Staaken, 1936. Foto: Imago/Topfoto/United Archives

Der Flugplatz in Staaken, einem Ortsteil von Spandau, existierte in den Jahren 1915 bis 1953. Vor allem in der Ära der Luftschiffe wurde das riesige Gelände intensiv genutzt, mit dem Ende der Zeppeline schwand die Bedeutung von Staaken nach und nach. Während des Zweiten Weltkriegs nutzte die Luftwaffe den Standort als Reparatur- und Forschungsbetrieb. Nach Kriegsende übernahmen die Briten die Kontrolle über Staaken, in den 1950er-Jahren wurde der Flughafenbetrieb eingestellt und die Bauten als Lagerräume genutzt.


Berliner Luftbrücke

Geschichte der Berliner Flughäfen: Spitfires der Royal Air Force während der Berlin-Blockade, 1948. Foto: Imago/United Archives International
Spitfires der Royal Air Force während der Berlin-Blockade, 1948. Foto: Imago/United Archives International

Eine schicksalhafte Zeit, als vom 24. Juni 1948 bis zum 12. Mai 1949 West-Berlin von der sowjetischen Militäradministration blockiert war und von den Westalliierten aus der Luft versorgt werden musste. 1951 baute der Berliner Senat das Luftbrückendenkmal an den neu benannten Platz der Luftbrücke. Im Volksmund wird das Denkmal aufgrund seiner Form gelegentlich als „Hungerharke“ bezeichnet.


US Air Force in Tempelhof

Flugzeuge der US Air Force auf dem Rollfeld des Flughafens Tempelhof, 1964. Foto: Imago/Gerhard Leber
Flugzeuge der US Air Force auf dem Rollfeld des Flughafens Tempelhof, 1964. Foto: Imago/Gerhard Leber

Kaum eine andere Beziehung zu einem anderen Land prägte die deutsche Hauptstadt in den vergangenen 100 Jahren so intensiv, wie die von Berlin und den USA. Die Maschinen der US Air Force gehörten auf dem Flughafen Tempelhof zur Normalität. Doch in der Mauerstadt mochte man die Alliierten. Der Besuch des legendären US-Präsidenten John F. Kennedy im Juni 1963 in West-Berlin gehört zu den politischen Sternstunden der Mauerstadt. Regierender Bürgermeister war damals Willy Brandt, der als Bundeskanzler schon bald selbst Geschichte schreiben sollte. Brandt empfing JFK, die Stadt war in Aufruhr und jubelte dem jungen Präsidenten vor dem Rathaus Schöneberg zu. 


Flughafen Schönefeld

Flughafen Berlin-Schönefeld in der Abenddämmerung, 1982. Foto: Imago/NBL Bildarchiv
Flughafen Berlin-Schönefeld in der Abenddämmerung, 1982. Foto: Imago/NBL Bildarchiv

Ost-Berlin, die Hauptstadt der DDR, benötigte einen modernen Flughafen. Während sich mit Tempelhof und Gatow die alten Flugplätze im Westteil der Stadt befanden und dort mit Tegel nachgerüstet wurde, musste auch der Arbeiter- und Bauernstaat nachziehen. Die Geschichte des riesigen Geländes im Südosten der Stadt ist seit den 1930er-Jahren mit der Luftfahrt verbunden. Offiziell wurde der Flughafen 1946 eröffnet und in den 1960er-Jahren zum Zentralflughafen Berlin-Schönefeld abgebaut. Nach der Wende wurde Schönefeld zur Keimzelle des BER, das alte Abfertigungsgebäude wurde 2021 geschlossen.


Die Queen in Gatow

Die Queen besucht im Mai 1978 West-Berlin und wird von britischen Truppen auf dem Flughafen Gatow begrüßt. Foto: Imago/Zuma/Keystone
Die Queen besucht im Mai 1978 West-Berlin und wird von britischen Truppen auf dem Flughafen Gatow begrüßt. Foto: Imago/Zuma/Keystone

Auch in unserem heimlichen Lieblingsbezirk Spandau gab es einst einen Flughafen: Gatow. Der Ortsteil im südlichen Teil Spandaus ist ein Naturparadies. Schöne Ausflugsziele sind die Dorfkirche, Villa Lemm, Rieselfelder und die Jaczo-Schlucht. Baden kann man in der Havel oder am Großglienicker See. Der Flugplatz Gatow, auf dem das Militärhistorische Museum der Bundeswehr beheimatet ist, liegt tatsächlich im benachbarten Kladow.


Flughafen Tegel

Flughafen Tegel, 1982. Foto: Imago/Serienlicht
Flughafen Tegel, 1982. Foto: Imago/Serienlicht

Von 1974 bis 2020 gab es den Flughafen Berlin-Tegel „Otto Lilienthal“. Die Entwürfe für den Flughafen stammen von dem Architekturbüro Gerkan, Marg und Partner (gmp). Der Flughafen überzeugte mit moderner Funktionalität, kurzen Laufwegen vom Check-In zum Flugzeug und insgesamt einer gelungenen Infrastruktur. Mit seinen stromlinienförmigen Formen, dem farbenfrohen Leitsystem und dem bulligen Tower reiht sich der Flughafen Tegel zudem in die lustig-futuristische West-Berliner Architektur der 1970er-Jahre ein, wofür etwa das ICC, der Bierpinsel in Steglitz oder die pop-knalligen U-Bahnhöfe der U7 gute Beispiele sind.


Das Ende von Interflug

Ilyushin IL-18D der Interflug am Flughafen Berlin-Schönefeld, 1991. Foto: Imago/Ralph Peters
Ilyushin IL-18D der Interflug am Flughafen Berlin-Schönefeld, 1991. Foto: Imago/Ralph Peters

In den letzten Jahren war der Flughafen Schönefeld vor allem durch die Billig-Airline Easyjet geprägt, nach dem Mauerfall endete dort eine Ära, die der DDR-Airline Interflug. Die Fluggesellschaft wurde 1958 gegründet und 1991 liquidiert. Wie so viele andere Unternehmen, überlebte auch Interflug nicht die politische Wende. Auf dem Flughafen Schönefeld landete die letzte Interflug-Maschine im April 1991.


Flughafen Tempelhof – Protestaktion gegen die Schließung

Geschichte Berliner Flughäfen: Protestaktion gegen die Schließung des Flughafens Tempelhof, 2008. Foto: Imago/Eventpress/Müller
Protestaktion gegen die Schließung des Flughafens Tempelhof, 2008. Foto: Imago/Eventpress/Müller

Seit der Wiedervereinigung waren die Tage des Flughafens Tempelhof gezählt. Im Flächennutzungsplan des Senats war schon 1994 eine Umwidmung des Geländes angestrebt. Das Volksbegehren „Tempelhof bleibt Verkehrsflughafen!“ konnte 2008 nicht die notwendige Zustimmung erreichen. Zwei Jahre später wurde das Tempelhofer Feld geöffnet und später durch ein Volksbegehren als Freifläche für die Stadt gesetzlich gesichert.


BER – Flughafen Berlin Brandenburg

Geschichte der Berliner Flughäfen: Baustelle des Flughafens Berlin Brandenburg, 2011. Foto: Imago/Mike Schmidt
Baustelle des Flughafens Berlin Brandenburg, 2011. Foto: Imago/Mike Schmidt

Der Flughafen Berlin Brandenburg „Willy Brandt“, kurz BER, wurde nach 14 Jahren (2006–2020) Bauzeit fertiggestellt. Seitdem hat Berlin einen zentralen Flughafen, von dem alle Flüge abgehen. Wir haben alles Wissenswerte zum neuen Hauptstadt-Airport zusammengetragen. Wie ihr zum Flughafen kommt und wieder weg. Welche Airline von welchem Terminal abfliegt. Und welche Besonderheiten ihr in den verschiedenen Terminalgebäuden entdecken könnt.


Mehr Berlin verstehen:

Alles zu Geschichten und Geschichte Berlin. Hier geht es auf eine Zeitreise zur Berliner Mauer in Kreuzberg: Die Bilder erzählen vom Alltag im Schatten der Grenze. Wir zeigen euch mehr Fotos, nämlich vom Kriegsende, und vergleichen Bilder von 1945 und 2020. Den Vorher-Nachher-Vergleich haben wir auch mit der Berliner Mauer gewagt. Außerdem haben wir uns mit Beton und Brutalismus beschäftig. Einige besondere architektonische Erlebnisse sind da garantiert!

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