Der Osten Berlins beherbergte zu Mauerzeiten einige der schönsten Hallenbäder der Stadt, vom altehrwürdigen Stadtbad Mitte bis zum hochmodernen Sport- und Erholungszentrum (SEZ) mit seinen weitläufigen Becken und Attraktionen wie dem Wellenbad. Manche sehen noch heute wie vor Jahrzehnten aus, manche verfallen und andere sind überhaupt keine Schwimmbäder mehr, wie das SEZ. Wir reisen zurück in eine Zeit, in der an diesen Orten noch das Wasser spritzte und die typische Schwimmbad-Geräuschkulisse von den Wänden widerhallte.
Stadtbad Mitte im Jahr 1951

Foto: Bundesarchiv, Bild 183-09989-0002 / Quaschinsky, Hans-Günter / CC-BY-SA 3.0/Wikimedia Commons
Dort, wo das Stadtbad Mitte heute steht, befand sich auch vorher eine Badeanstalt, gestiftet von James Simon und errichtet in den 1880er-Jahren: In den Ämtern nannte man sie Volksbad Oranienburger Vorstadt. Damals hatten die wenigsten Wohnungen Badewannen oder Duschen, das Ziel war es, den Menschen zumindest in der Nähe Zugang zu Waschmöglichkeiten zu geben. 1927 begannen die Arbeiten an einem Neubau, der den Prinzipien des Neuen Bauens verpflichtet war. Mehr über Bauhaus-Bauten und die Zeit des Neuen Bauens in Berlin erfahrt ihr hier.
Wieder das Stadtbad Mitte im Jahr 1951, mit Sprungturm
Der Architekt Carlo Jelkmann entwarf das Gebäude des Stadtbads Mitte, inklusive seiner großen Fenster, denn auch in den Hallenbädern sollte die Menschen viel Licht erreichen. Feierliche Einweihung des Bades war am 14. Mai 1930. Der Sprungturm mit seinem hochklappbaren 1-Meter-Brett, dem Dreier und dem Fünfer fiel leider Sanierungsmaßnahmen zum Opfer.
Kinderschwimmen im Stadtbad Mitte, 1957
Foto: Bundesarchiv, Bild 183-51925-0001 / CC-BY-SA 3.0/Weiß
Kleine quadratische Keramikfliesen in Beige verkleiden das Becken im Stadtbad Mitte. Und wer zuguckt, tut dies mit warmem Hintern, denn an den Wänden der Halle befinden sich beheizte Sitzbänke – sicherlich ein Komfort, den schon die kleinen Schwimmer:innen im Jahr 1951 zu schätzen wussten.
Neue Volksschimmhalle Pankow im Jahr 1975
Foto: Katscherowski/Bundesarchiv, Bild 183-P0206-0034 / CC-BY-SA 3.0
Heute ist das Hallenbad Pankow, im Gegensatz zum anliegenden Sommerbad, eine Ruine. Es gehört zu den Bädern, für das im klammen Haushalt der Stadt kein Geld da war und wegen Sanierungsstau im Jahr 2000 geschlossen wurde. 1975 dagegen, als das Bad eröffnet wurde, war es die größte und modernste Schwimmhalle in Ost-Berlin.
DDR-Schwimmeisterschaften im Sportforum, 1976
Vom 1. bis zum 5. Juni 1976 fanden im Ost-Berliner Sportforum die DDR-Schwimmmeisterschaften statt. Das Sportforum in Alt-Hohenschönhausen, entstanden ab 1954, ist nach dem Olympiapark das größte Sportzentrum Berlins.
Schwimmhalle Treptow nach der Eröffnung, 1980
Foto: Bundesarchiv, Bild 183-W0202-0011 / Zimmermann, Peter / CC-BY-SA 3.0/Wikimedia Commons
Klein, aber fein ist die Schwimmhalle am Baumschulenweg in Treptow. Sie ist nach der Vorlage des Modells Bitterfeld entstanden und zeichnet sich durch ihr wellenförmiges Dach aus.
SEZ Leninallee, heute Landsberger Allee, 1981
Foto: Bundesarchiv, Bild 183-Z0318-032 / Link, Hubert / CC-BY-SA 3.0/Wikimedia Commons
Das SEZ an der Landsberger Allee war seit seiner Eröffnung im Jahr 1981 ein echter Publikumsmagnet und hatte für viele DDR-Bürger:innen einen ähnlichen Stellenwert wie der Palast der Republik. Erich Honecker persönlich eröffnete es. Ein Highlight: die Kaskaden im Plantschbecken. Auf die Geschichte des SEZ blicken wir übrigens hier zurück.
Badeball und Fasching im SEZ, Februar 1981
Foto: Bundesarchiv, Bild 183-1986-0202-001 / Settnik, Bernd / CC-BY-SA 3.0/Wikimedia Commons
Das SEZ zeichnete sich nicht nur durch seine Spaß- und Sporteinrichtungen aus, sondern auch durch die vielen Veranstaltungen, die dort stattfanden – wie hier beim Badeball. Besonders beliebt war auch „SEZ Komplett“, eine Art Festival, bei dem zwei Tage lang bis zu 15.000 Menschen ins SEZ kamen und sich an den 15 verschiedenen Veranstaltungsorten vergnügten.
Eröffnung der Schwimmhalle am Helene-Weigel-Platz, 1986
Foto: Bundesarchiv, Bild 183-1986-0111-001 / Schindler, Karl-Heinz / CC-BY-SA 3.0/Wikimedia Commons
Auch heute noch ist die Schwimmhalle am Helene-Weigel-Platz in Marzahn das wichtigste Zentrum für Schul- und Sportschwimmen in der Gegend. Es bietet ein Nichtschwimmerbecken und ein 50-Meter-Becken zum Schwimmen. Herausstechend bei der Eröffnung wie heute: die schöne Doppeldachkonstruktion des Bades.
Das Hallenbad des SEZ im Jahr 1988
Die Glasfassade des SEZ glänzte von außen ähnlich bronzefarben wie die des Palasts der Republik. Es umfasste sieben Schwimmbecken, die teils miteinander verbunden waren. Für das Wellenbad reisten viele Menschen extra nach Berlin an. Heute ist schwimmen, mal abgesehen von dem kleinen Becken vor der Sauna, nicht mehr möglich. Der Mann, dem das SEZ seit 2003 gehört, ließ entgegen seinen Versprechungen im Schwimmbecken das Wasser ab. Im Wellenbad schwitzen Menschen nun auf Fitnessgeräten und unter dem Sprungturm ist ein Fußballfeld.
Wenn ihr euch jetzt ins Wasser werfen wollt, dann schaut in unseren großen Berliner Schwimmbad-Guide. Schwere Zeiten für die Stadt: Berlin leidet unter Bädermangel. Im Winter zieht es die Menschen in die Hallenbäder, im Sommer an die Badeseen in Berlin, die wir euch hier gesammelt haben. Wie das früher aussah? Wir zeigen euch mehr historische Fotos von Berliner:innen beim Badespaß. Noch mehr Vergangenheit zeigen wir euch in unserer Rubrik zur Berliner Geschichte.