Bildung

Humboldt-Universität: Wissenswertes zur „Mutter aller Universitäten“

Sie ist die älteste der Berliner Hochschulen, die Humboldt-Universität. Sit mehr als 200 Jahren wird hier gelehrt, gelernt, geforscht. Heute gehört sie zu den Exzellenzuniversitäten, wird also vom Staat gefördert, um den deutschen Wissenschaftsstandort zu stärken. Doch wie viele andere Einrichtungen Deutschlands, insbesondere Berlins, durchlief die Humboldt Universität in ihrer langen Geschichte auch dunkle Kapitel.

1960 feierte die Humboldt-Universität ihr 150-jähriges Bestehen. Foto: Imago/ ZUMA/Keystone

Humboldt-Universität: Die Geschichte der Institution

Bis heute trägt die Humboldt-Universität den Titel „Mutter aller Universitäten“, heißt es zumindest auf ihrer Seite – das bezieht sich allerdings eher aufs Lernmodell denn auf die Einrichtung an sich, ein paar Unis sind dann doch ein ganz bisschen älter. 1810 gegründet (damals als Berliner Universität), war sie zumindest Pionierin in Sachen Konzeption. Staatsmann Wilhelm von Humboldt plante eine Einrichtung zu schaffen, in der Lehre und Forschung als Einheit verwirklicht und eine allseitige humanistische Bildung ermöglicht werden sollte, eine Volluniversität oder in altschlau „Universitas Litterarum“. Letztlich war die Humboldt Universität Patient Null: überall auf der Welt entstanden Universitäten gleichen Typs.

Ein Schnitt durch das Hauptgebäude von 1866. Foto: Imago/piemags

Die HU begeisterte die wissenschaftliche Prominenz. Der Universalgelehrte Alexander von Humboldt, zweiter Namenspatron der HU, der Chemiker August Wilhelm von Hofman, der Physiker Hermann von Helmholtz, aber auch die Mediziner Johannes Müller und Rudolf Virchow, förderten die Bildungseinrichtung. Zeit ihres Bestehens wuchs die HU, viele Gebäude, etwa das Institut für Naturwissenschaften, kamen hinzu.

So viele Erfolge es dort auch zu feiern gab, seien es erfolgreiche Absolvent:innen wie der berühmte Physiker Max Planck oder prominente Unterstützer:innen, der Vorreiter galoppierte zwar in die Zukunft, nahm aber lange nur Männer mit. Frauen durften sich erst 1908 immatrikulieren, vorher durften sie dort nur als Doktorand:innen mit Ausnahmeregelungen studieren. Doch der dort gelehrte Humanismus hatte nicht nur in dem Punkt seine Grenzen.

Die Humboldt-Universität unterm Hakenkreuz

Kaum regierten die Nationalsozialisten Deutschland, boykottierten Studierende die Vorlesungen jüdischer Dozierender, griffen zudem ihre Hörenden tätlich an. Die Gewalt erreichte mit der Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 einen vorläufigen Höhepunkt. Ermordung und Vertreibung jüdischer Gelehrter, Studierender und politischer Gegner des Nationalsozialismus bestimmten fortan den Alltag der heutigen Humboldt-Universität. Widerstand gab es nicht, dafür kehrten einige nichtjüdische Studierende der Uni den Rücken.

Denkmal zur Erinnerung an die Bücherverbrennung auf dem Bebelplatz. Foto: Imago/gezett

Nach Kriegsende brauchte die Uni Zeit, um sich neu aufzustellen. Das wissenschaftliche Potential: stark geschwächt; die Gebäude: allesamt schwer beschädigt; der Lehrkörper und die Studierendenschaft: gespalten. Letzteres hing mit einer zunehmenden kommunistischen Einflussnahme zusammen und gipfelte 1948 in der Eröffnung einer neuen Einrichtung im damaligen amerikanischen Sektor, der Freien Universität.

1949 war das Hauptgebäude rekonstruiert und es folgte ein neuer Name, die Humboldt-Universität war geboren. Bis 1990 bildete sie rund 150.000 Studierende aus, pflegte zudem Austauschbeziehungen mit anderen Universitäten Osteuropas.

Die Humboldt-Universität heute

Kaum war die Wiedervereinigung durch, veränderte sich die HU noch einmal völlig. Viele Wissenschaftler:innen schieden aus, teils aus Altersgründen, meist aus politischen, fachlichen und strukturellen Gründen. Lehr- und Forschungsinhalte veränderten sich ebenfalls, moderner und, besonders wichtig, international vergleichbar. Das machte die Universität attraktiver, stärkte zudem ihr Ansehen. Fördergelder flossen in Forschungsprojekte, wissenschaftliche Erfolge folgten.

Mittlerweile gibt es an der Humboldt-Universität elf Fakultäten und zudem einige interdisziplinäre Zentren sowie zusätzliche Forschungsinstitute. Der Wechsel sorgte auch dafür, dass sich HU und die Freie Universität wieder nährten, heute unterhalten sie etwa zusammen die medizinische Fakultät der Charité. Zudem konnten die Humboldt, Freie und Technische Universität 2019 die Exzellenzkrone erringen, was bedeutet, dass sie von Bund und Ländern jährliche Zuschüsse in dreistelliger Millionenhöhe bekommen, für Forschung und Ausbau.

Nobelpreisträger und hübsche Gebäude

An der Humboldt-Universität studierten und lehrten einige Prominente der Wissenschaft, etwa Physikerin Lisa Meitner, die zusammen mit Otto Frisch die erste physikalisch-theoretische Erklärung zur Kernspaltung veröffentlichte. Ebenso wichtig ist die lange Liste der Nobelpreisträger:innen, die an der HU forschten, unterrichteten und/oder studierten. Den alternativen Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften eingeschlossen sind es 57, darunter der berühmte Physiker Werner Heisenberg (für sein Unbestimmtheitsprinzip), der Chemiker Fritz Haber (für sein Verfahren zur Ammoniaksynthese) und der Mediziner Robert Koch (für die Entdeckung der Erreger von Infektionskrankheiten).

Immer wieder schön: Die Humboldt-Universität mitsamt Namenspatron Alexander von Humboldt. Foto: Imago/robertharding

Falls ihr nicht an der Humboldt-Universität studieren wollt, könnt ihr euch zumindest die Architektur anschauen. Zum Beispiel ist das Hauptgebäude (Unter den Linden 6) das ehemalige Palais des Prinzen Heinrich von Preußen, 1766 erbaut. Zwar war es nach dem Zweiten Weltkrieg zerstört, doch beim Wiederaufbau versuchten die Verantwortlichen das historische Vorbild zu erhalten. Ob das geklappt hat, könnt ihr entscheiden. Ebenso sind das Alte Palais (Unter den Linden 9), der Prinz Wilhelm 1837 als Stadtpalais diente und das Gouverneursgebäude (Unter den Linden 11) sehenswert.


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