Geschichte

Von Einstein bis Game Boy: Geschichte der IFA Berlin in Bildern

Wuhu! Die Internationale Funkausstellung (IFA) bleibt in Berlin. Also, solltet ihr in Regionen mit schlechter Internetverbindung leben, könnt ihr schon mal feiern, solange die Seite lädt. Immerhin ist die Traditionsmesse bereits seit 1924 Treffpunkt für das Who-is-Who der Elektronikindustrie und Technikaficionados. Vor einigen Jahrzehnten zogen Besuchende zum fröhlich quietschendem Sound (damals) leistungsstarker DSL-Modems übers Berliner Messegelände, um Einblicke in die Zukunft zu bekommen. Wie die Messe vor Smartphones und gewaltiger LED-Fernseher aussah, seht ihr in unserem Überblick.


Albert Einstein war dabei

Bekannt aus schrägen Selbstoptimiererzitaten: Albert Einstein bei der IFA 1930. Foto: Bundesarchiv/CC-BY-SA 3.0

1924 gegründet, damals noch als Große Deutsche Funkausstellung, präsentierten die Ausstellenden vornehmlich Röhrenempfänger, Detektoren und Kopfhörer. Alles war recht schnörkellos, die Präsentationen eher nüchtern. Trotzdem kamen mehr als 100.000 Menschen, um sich die damaligen Innovationen anzuschauen. Damals schaute nicht nur Prominenz aus der Politik, sondern auch der Wissenschaft vorbei. 1930 war etwa Chefphysiker Albert Einstein vor Ort, sprach sogar ein Grußwort über die Sender der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft.


Innovationen bis 1939

1939 stellte Telefunken den ersten Einheits-Fernsehempfänger E1 vor. Berliner mit Retromanie versuchen sie heute netflixtauglich zu machen. Foto: Yagosaga/CC BY-SA 2.0 de

Bis 1939 fand die Funkausstellung jährlich statt. Einige der bedeutendsten Innovationen hat die Elektronikindustrie dort erstmals vorgestellt, etwa ein massentauglicher Rundfunkempfänger, das Autoradio und das erste Tonbandgerät. In der Kriegs- und Nachkriegszeit fanden die Ausstellungen nicht mehr statt. 1950 zog sie nach Düsseldorf. Dort blieb sie auch einige Zeit. Erst 1971 kehrte sie zurück nach Berlin unter dem heute bekannt Namen. Vorher mussten Aussteller noch einen Produktionsbetrieb in Deutschland ausweisen, das fiel mit dem Neustart weg.


Gut bezahlte Beschäftigung für Popstars

Falco bei der IFA 1985. Foto: Imago/teutopress

Die einst nüchterne Messe entwickelte sich zur Entertainmentmaschine. Jahr für Jahr schauten Größen aus Film- und Fernsehen, aber auch Musik vorbei, etwa Thomas Gottschalk, Robbie Williams und Falco. Letzterer spielte 1985 ein paar Songs, heizte die Leute an, bevor sie sich die ersten HDTV-Vorführungen anschauten.


Schickere Präsentationen auf der IFA

So richtig neu ist das nicht: der Weltempfänger von Siemens. Foto: Imago/Detlev Konnerth

Während sich die Bühnen der IFA weiterentwickelten, damit auch Musiker:innen auf ihnen Platz haben, überdachten auch die Aussteller:innen ihre Präsentationen. Besonders beliebt war der Globus. Immerhin wollten alle beweisen, dass sie den gesamten Planeten in ein notizblockgroßes Gerät quetschen konnten. Warum Siemens sich allerdings 1993 für einen Weltempfänger als Ausstellungsobjekt entschied, ist fraglich. Viel Brimborium für eine Schöpfung aus den 1930er-Jahren.


Nicht nur Bombast, auch Entschleunigung gab’s bei der IFA

Gespräche auf der IFA: „Zeich mal her den Apparat!“ Foto: Imago/Detlev Konnerth

Manche Präsentation war hingegen bodenständiger, fast schon Zen-artig. Vielleicht war das näher an der Realität aller Nutzenden. 1993 sahen sich die knapp 450.000 Gäste etwa Laser-Fernsehgeräte an und lernten zudem frische Videoprogrammierstandards kennen. Weltreise passt da nicht, mehr eine Couch und… Schilf?


IFA-Standards: Plastik und Elektronikgeruch

IFA 1993: Panasonic ist „einfach digital“. Foto: Imago/Detlev Konnerth

Highlights in den 1990er-Jahren waren meist schnöde Plastikkästen. Heute ist es etwas eleganter, dafür aber auch extrem gleichförmig.


Zocken auf der IFA

Game Boy spielen auf dem Fernseher: Ja, auch das konnte man bei der IFA ausprobieren. Foto: Imago/Detlev Konnerth

Absolutes Highlight dürfte auf der IFA 1993 der Super Game Boy gewesen sein. Ein Adapter, mit dem es möglich war, Game-Boy-Spiele auf den Fernseher zu übertragen. Dafür brauchte es lediglich noch einen Super Nintendo. 1994 kam der Adapter auf dem Markt.


Lange war die IFA extrem beliebt

Als Messen noch gut besucht waren: IFA 1995. Foto: Imago/Teutopress

In den 1990er-Jahren besuchten regelmäßig zwischen 300.000 und 500.000 Menschen die IFA. Streams gab es noch nicht und anders als heute organisierten viele wichtige Unternehmen noch keine eigenen Präsentationen.


Kunst auf der IFA

Geräteinstallation auf der IFA 1996: schräges Musikvideo von DJ Bobo oder Kunst? Foto: Imago/Jürgen Heinrich

Manchmal ließen sich auch Ausstellende hinreißen und schusterten Geräteinstallationen zusammen. 1996 war es eine Monitor-Mannschaft, die Besuchende anstarrte. Der Aufbau wirkt dystopisch, was auf einer Elektronikfachmesse fast schon zu ironisch gewesen sein dürfte.


Manche Highlights überstanden die Zeit

Fernseher mit Internetverbindung auf der IFA 1997. Foto: Imago/Detlev Konnerth

Videorekorder, Röhrenfernseher, Radiogeräte: Sie alle sind längst überholt. Doch so manche Innovation überstand die Zeit, gehört heute zum Alltag vieler Menschen. Auf der IFA 1997 stellte Loewe einen internetfähigen Fernseher vor. Keine schlechte Idee, nur waren die Übertragungsraten damals so schlecht, dass es sich wohl nicht gelohnt hätte, sich so ein Gerät anzuschaffen.


Modern, aber nicht mehr ganz so beliebt

Die Technik hat einen Sprung gemacht, die IFA kommt aber nicht hinterher. Foto: Imago/Xinhua

Und heute? So richtig gut sieht es aktuell nicht aus. Immer weniger Menschen kommen zur IFA. Zwischen 2010 und 2019 sind es nur noch um die 250.000. Im Jahr 2020 fand die IFA zwar statt, doch coronabedingt kamen nur knapp 80.000 Menschen. Unabhängig davon sind die Zahlen dennoch rückläufig. 2022 waren es nur 160.000, außerdem fehlten große Namen wie Microsoft und Telecom. Die IFA müsste sich neu erfinden, um wieder für Unternehmer:innen und Besuchende interessant zu werden. Wie das genau funktionieren soll, ist schwer zu sagen. Gerade die Digitalisierung sorgt dafür, dass Unternehmen neue Produkte unabhängig fester Messetermine kostengünstiger selbst präsentieren können. Die nächsten Jahre wird die IFA weiterhin in Berlin stattfinden. Mal schauen, was die Veranstaltenden draus machen.


Mehr zum Thema

Wir haben übrigens auf der IFA 2022 ein paar Eindrücke gesammelt. Und falls ihr euch noch was anderes, weniger Technisches anschauen wollt, findet ihr hier unsere Ausstellungstipps. Was Berlin noch bewegt, lest ihr in unserer Stadtleben-Rubrik. Wir blicken immer gern zurück: Besucht unsere Rubrik zur Berliner Geschichte.

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