Oldtimer sieht man in Berlin vor allem im Frühling und Sommer. Dann werden die edlen Karossen aus dem Winterschlaf geholt und tauchen im Stadtverkehr und gerne auch im Umland auf. Wer einen Oldtimer fährt, muss nicht unbedingt reich sein, natürlich gibt es Klassiker, die viel Geld kosten, aber viele Fans alter Autos sind aus Leidenschaft dabei und pflegen die besondere Autokultur. Bei Oldtimer-Treffen in Berlin und anderswo kann man fachsimpeln, Ersatzteile oder gleich ein neues altes Gefährt kaufen und auch Rallyes bieten eine gute Bühne für die formschönen Wagen. Richtig schick sind sie aber auf den Berliner Straßen, wo sie für etwas Abwechslung im eintönigen Verkehr sorgen. Ob ein alter VW Käfer oder der Trabant, ein Opel Kadett aus den 1960er-Jahren oder ein schicker Rolls Royce, zwischen den unscheinbaren Neuwagen sind die Oldtimer immer ein Highlight!
Der rostige Opel von Kreuzberg
Wer im Kreuzberger Graefekiez unterwegs ist, hat gute Chancen diesen uralten Opel zu sehen. Rostig steht er da herum, hat nicht einmal ein H-Kennzeichen, das normalerweise alte Autos bekommen undangeblich hat ihn sein Besitzer seit den 1970er-Jahren nicht mehr geputzt.
Heidi Hetzer on Tour
Berlins berühmteste Oldtimer-Enthusiastin war wohl die Unternehmerin, Rallyefahrerin und Weltenbummlerin Heidi Hetzer. Mit ihrem Hudson Greater Eight (Baujahr 1930) begann Hetzer 2014 eine Fahrt einmal rund um die Erde, nach gut zwei Jahren und einer zurückgelegten Strecke, die die knapp 80-jährige über alle fünf Kontinente führte, kehrte sie nach Berlin zurück. Im April 2019 verstarb Hetzer in ihrer Heimatstadt Berlin.
Classic Remise in Moabit
Die Hauptzentrale der Berliner Oldtimer-Szene ist in Moabit, in der Wiebestraße genauer gesagt. Dort steht eine gewaltige Halle, in der Besitzer und Besitzerinnen von Oldtimern ihre kostbaren Vehikel parken können, spezialisierte Werkstätten sorgen sich um die Schätze auf vier Rädern und am Wochenende kann man einen Ausflug dorthin machen. Mehr Oldtimer auf einmal bekommt man in Berlin sonst nicht zu sehen.
- Classic Remise Wiebestraße 36 – 37, Moabit
Opel Kadett B auf dem Ku’Damm
Den Opel Kadett B brachte der Autohersteller Mitte der Sechziger Jahre auf den Markt. Ein kleines Auto im unteren Mittelklassesegment. Millionen mal wurde das Modell verkauft und erreichte Kultstatus. Der Werbespruch für die Karre war simpel: „Opel Kadett. Das Auto“. Die Punkband Wizo schrieb sogar einen Song auf den bis 1973 produzierten PKW. Heute sieht man den Kadett B nur noch selten auf den Berliner Straßen.
Mercedes Benz Oldtimer
Berlin war bereits vor dem Zweiten Weltkrieg eine Autostadt. Die breiten Straßen eigneten sich hervorragend für den motorisierten Verkehr und bereits in den 1920er-Jahren rauschten die Automobile vom Kurfürstendamm über den Potsdamer Platz bis nach Mitte. Auch erste Ampeln, Parkhäuser, ein dichtes Netz aus Tankstellen und Werkstätten sowie ein großer Taxibetrieb gehen auf diese Zeit zurück.
Noch ein Mercedes, der ausgebaute W114
Ein ausgebauter Mercedes-Leichenwagen war in den 1970er- und 1980er-Jahren so ziemlich das coolste, womit man sich fortbewegen konnte. Hier wurde ein Mercedes W 114, der, so wie auch das Schwestermodell W 115, ab den späten 1960er- bis Mitte der 1970er-Jahre gebaut wurde, zu einem Wohnmobil umgerüstet. Schick!
Er rollt und rollt und rollt, der VW Käfer
Der VW Beetle sieht zwar auch ganz lustig aus, aber das Original ist nun einmal nicht zu übertreffen. Der VW Käfer ist der Oldtimer-Klassiker schlechthin, und ein überaus sympathisches Auto, mit dem in Kult- und Imagefragen wohl nur die „Ente“, also der Citroen 2 CV, konkurrieren kann.
Ein Rolls Royce in Berlin
Während der Kadett oder der Käfer die Autos des Volkes waren, befand sich der Rolls Royce am anderen Ende der Skala. Das Gefährt der Oberschicht, mit dem sich selbst die Queen chauffieren lässt, ist ein Sinnbild für Luxus auf vier Rädern. Entsprechend selten sieht man die edlen und teuren Modelle Silver Wraith oder die Phantom-Reihe. Hier ist ein stolzer Eigentümer im Rahmen der Classic Days Berlin auf dem Kurfürstendamm unterwegs.
Barkas B 1000, Pankow
Auch die DDR-Autoproduktion brachte einige Klassiker hervor. Neben Trabant und Wartburg zählt dazu auch der zwischen 1961 und 1991 produzierte Kleintransporter Barkas B 1000, der auch von der Feuerwehr und von Rettungsdiensten verwendet wurde. Der formschöne Zweitakter ist heute recht selten zu sehen, vor allem im so guten Zustand wie das Exemplar hier auf dem Foto.
Rallye Hamburg-Berlin-Klassik
Der westdeutsche Pendant zum Barkas war natürlich der Bulli. Der VW Transporter T1. Dieses top erhaltene Modell aus dem Jahr 1964 ist unterwegs auf der Rallye Hamburg-Berlin-Klassik, zu der sich Oldtimer-Freunde alljährlich versammeln und gemächlich die Strecke zwischen beiden Städten abfahren. Das nächste Rennen findet wegen der Corona-Pandemie erst im August 2022 statt. Ein Liste mit 12 berühmten Rennen in Berlin – von Dackeln und Segelbooten bis zu Seifenkisten und Kakerlaken – findet sich hier.
Plymouth Sattelite Hardtop Coupé
Oldtimer aus Deutschland und Europa dominieren in Berlin, doch hin und wieder kommen auch die großen amerikanischen Schlitten hinzu. Die Chevrolets, Fords und Cadillacs verbrauchen Unmengen an Sprit und lassen sich in der Stadt schlecht parken, aber sie erzählen von einer blindoptimistischen Ära des ungebremsten Individualverkehrs, als man von Klimaerwärmung und Ressourcenknappheit noch nichts wusste oder nichts wissen wollte.
Trabant in himmelblau
Wer will, kann in Berlin mit einem Trabant fahren, etwa im Rahmen der Trabi-Safari, die Touristen mit dem „echten“ DDR-Fahrgefühl lockt. Doch der Zweitakter aus Pappe, der wie nichts anderes, den Arbeiter- und Bauernstaat repräsentiert, ist nahezu vollständig aus Berlin verschwunden. Nur selten steht hier und da noch ein Trabi herum und erinnert an längst vergangene Zeiten.
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