Fotos aus Ost-Berlin sind Türen zu einer heute fremden Welt. In der Hauptstadt der DDR stand auf der einen Seite die Zeit still, ganze Straßenzüge verfielen, der Putz blätterte von den Fassaden und die Mietskasernen befanden sich im erbärmlichen Zustand. Noch Jahrzehnte nach dem Kriegsende konnte man allerorts die Zerstörungen sehen. Auf der anderen Seite arbeiteten die Stadtplaner und Architekten an einer (sozialistischen) Stadt der Zukunft. Es gab spektakuläre Bauprojekte, ob Ahornblatt, Fernsehturm oder Palast der Republik, breite Prospekte und die berühmten Arbeiterpaläste.
In dieser Zeit war der Fotograf K. Krause in Ost-Berlin unterwegs. Seit den frühen 1970er-Jahren dokumentierte er den Alltag, jenseits der Sehenswürdigkeiten fing er die Stimmung in der Stadt auf. Hier zeigen wir 12 Ost-Berlin-Fotos von K. Krause aus den Jahren 1971 bis 1990.
Fotos von Ost-Berlin: Wallstraße und die Fischerinsel
Plattenbau vor Ahornblatt, so könnte man K. Krauses Foto aus dem Jahre 1971 betiteln. Ab 1973 diente der unweit der Fischerinsel in Mitte eingeweihte Bau, der aufgrund seiner aus fünf Zacken bestehenden Dachkonstruktion einem Ahornblatt ähnelte (und so genannt wurde), als Großgaststätte für das Ministerium für Bauwesen der DDR. Nach der Wende fanden in dem Gebäude Technopartys statt, ab 1994 stand es leer und wurde trotz heftiger Proteste aus der Kultur- und Kunstszene im Jahr 2000 abgerissen. Auf dem Grundstück steht heute ein unscheinbares Hotel.
Leipziger Straße
K. Krause war ein Ost-Berliner Fotograf mit dem Blick für die besondere Situation. Er fotografierte den Alltag der Stadt, das vermeintlich Nicht-Vorzeigbare und die vergänglichen Momente. Hier steht eine junge Mutter an der leeren Leipziger Straße. Im Hintergrund kann man das berühmte Ahornblatt erkennen.
Invalidenstraße
Heute ist die Invalidenstraße vor allem für ein vielfältiges kulinarisches Angebot bekannt. Ob Caminito und W Pizza, die Leidenschaft für Teig wird an der Invalidenstraße zelebriert und auch das Dashi Diner befindet sich an der berühmten Straße in Mitte. Als K. Krause dort in den 1970er-Jahren unterwegs war, machte er diesen Schnappschuss von den Abbrucharbeiten eines Wohnhauses.
Ackerstraße
Heute gehört die Ackerstraße in Mitte zu den begehrten Adressen der Stadt. In den frühen 1980er-Jahren sahen Hinterhöfe in der Mitte von Berlin noch oft so aus wie kurz nach dem Krieg. Von Sanierungen und Modernisierungen keine Spur. Noch. Wer Lust auf mehr Hinterhofkultur in Berlin Ost und West hat, hier geht es auf eine fotografische Reise zu verborgenen Höfen.
Am Kupfergraben
Zwischen 1824 und 1930 entstanden auf der von der Spree umspülten Insel fünf Museumsbauten. Den Anfang machte das klassizistische Alte Museum 1828, entworfen von Karl Friedrich Schinkel. Es war Preußens erstes öffentliches Museum. Es folgten das Bode-Museum (damals Kaiser-Friedrich-Museum), das Neue Museum (damals Königlich-preußisches Museum), die Nationalgalerie (die alte) und 1930 das Pergamonmuseum.
Joachimstraße
Das Scheunenviertel ist ein Berliner Mythos. Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges stießen in der Gegend rund um den Hackeschen Markt Glanz und Elend aufeinander. Heute ist der Hackesche Markt ein Ort voller Geschichte und ein kreatives Zentrum mitten im Herzen von Berlin. Im Scheunenviertel gibt es alles von internationalen Mode-Designer bis zu Hinterhof-Bars und gemütlichen Restaurants. In den 1980er-Jahren war es hingegen eine eher heruntergekommene Wohngegend.
Spittelmarkt
Berlin ist eine ziemlich junge Stadt – jedenfalls was den Baubestand angeht: Die meisten Gebäude hier sind nicht viel älter als 100 bis 120 Jahre, im Vergleich zu anderen europäischen Hauptstädten wie Paris, London oder Rom ist Berlin damit geradezu jugendlich. Doch man kann rund um den Spittelmarkt immer noch tief in die Stadtgeschichte eintauchen. Hier sind die ältesten Gebäude in Berlin-Mitte.
Am Nordbahnhof
Der Stettiner Bahnhof ist längst verschwunden. Als Fernbahnhof wurde der imposante Bau an der Invalidenstraße bereits 1836 eröffnet. Unter dem Namen war er ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt und verband die preußische Metropole mit nördlich von Berlin gelegenen Städten wie Angermünde, Eberswalde und Stettin. Die geografische Ausrichtung der Strecken gab dem Bahnhof 1950 den neuen Namen: Nordbahnhof. Jedoch verlor er an Bedeutung, der Fernbahnhof wurde 1952 geschlossen und das während des Krieges stark beschädigte Bauwerk später abgerissen. K. Krause hielt 1985 einen Zwischenzustand fest.
Bödikerstraße
Rund um den Boxhagener Platz mit seinem Wochenmarkt ist Friedrichshain vergleichsweise hübsch, rundherum bestimmen oft schlichte Bauten den Stadtteil – im Osten geht es architektonisch zurück in die Gründerzeit, im Westen dominieren Plattenbauten. Relativ unscheinbar ist bis heute die Gegend zwischen Spree und den Schienen. Auch hier war K. Krause in den 1980er-Jahren unterwegs.
Rudolfplatz
Ob Bödikerstraße (siehe Foto oben) oder eben der Rudolfplatz Ecke Danneckerstraße, die Gegend fiel nicht ins Auge. Gerade das zeichnet die Bilder von K. Krause aus, dass er den Blick für das vermeintlich Langweilige hatte und so Zeitdokumente schuf, die bis heute Bestand haben.
Brandenburger Tor
Nach der Teilung Berlins befand sich das berühmte Brandenburger Tor plötzlich am Stadtrand, es gehörte zu Ost-Berlin und befand sich unmittelbar im Grenzgebiet und nach dem Mauerbau 1961 mitten auf dem Todesstreifen. Die Berliner Mauer prägte das Berliner Stadtbild.
Clara-Zetkin-Straße
K. Krause war auch nach dem Mauerfall mit seiner Kamera unterwegs. Dieses Bild entstand in der chaotischen Zeit zwischen dem 9. November 1989 und der Wiedervereinigung im Oktober 1990. Ein Alltag im Schatten der Mauer, die schon bald weitgehend aus dem Stadtbild verschwinden sollte.
Mehr Berliner Geschichte
Diese Berliner Originale prägten die Stadt. Mit Bildern und historischen Fotos spüren wir Berliner Bühnen nach: Theater und Opernhäuser, die es nicht mehr gibt. Die Fotogalerie mit Bildern vom Kriegsende zeigt 1945 und die Gegenwart – das zerstörte Berlin im Vergleich mit dem modernen Berlin. Ansichten aus der Zeit vor den Kriegszerstörungen zeigen wir hier: 12 Farbfotos aus Berlin in den 1940er-Jahren. Mehr zur Geschichte Berlins lest ihr in dieser Rubrik.