West-Berlin 1970, Willy Brandt ist Bundeskanzler, die Beatles lösen sich auf, bei der Fußball-WM in Mexiko wird Gerd Müller Torschützenkönig und Brasilien mit Pelé gewinnt das Turnier. Es war eine andere Welt. Mit Kaltem Krieg und ohne Internet. Auch die Mauerinsel West-Berlin sah anders aus als heute, aber auch nicht überall. Manches ändert sich nicht.
Wir haben 12 Fotos herausgesucht, die zeigen, wie der westliche Teil der Stadt vor 50 Jahren aussah.
Pan Am in Tempelhof
Der Flughafen Tegel, wie man ihn heute kennt, wurde erst 1974 eröffnet. Zuvor war Tempelhof Berlins wichtigster Flughafen. Heute ist das Gelände besser bekannt als Tempelhofer Feld und dient als Amüsierfeld für urbane Hipster und Familien, damals flogen dort noch Pan-Am-Maschinen ab. Es wehte der Wind der großen weiten Welt in den alten Hallen. Pan Am hat übrigens 1991 den Betrieb eingestellt, der Flughafen Tempelhof wurde 2008 geschlossen.
750 Jahre Marienfelde
Foto: Imago/Serienlicht
Kurz vor Mauerfall und Wiedervereinigung feierte die Stadt auf Ost- und Westseite „750 Jahre Berlin“. Es gab Ausstellungen, Konzerte, Publikationen und sogar eine Etappe der Tour-de-France startete auf dem Ku’damm. In Marienfelde wurde der 750. Geburtstag bereits 1970 gewürdigt, mit etwas weniger Pomp allerdings. Das heißt also, dass Marienfelde im Corona-Jahr 2020 den 800. Geburtstag feiert. Wir gratulieren!
Hertha Fanblock
1970 war ein gutes Jahr für Hertha BSC. Die Berliner beendeten die Saisons 1969/70 und 1970/71 jeweils auf dem dritten Platz. Im April 1970 gewann die Alte Dame mit einem spektakulären 9:1 gegen die Tabellennachbarn Borussia Dortmund (Platz 5). Im Jahr darauf folgte der Bundesligaskandal, aber das ist eine andere Geschichte.
Der Reichstag
Der Reichstag war noch kriegsgeschädigt. Die Mauer in direkter Nachbarschaft und der brachliegende Potsdamer Platz sorgten für Endzeitstimmung. Von Kuppel und Touristenströmen war nichts zu sehen. Erst ab 1971 lockte eine Ausstellung zur deutschen Geschichte Besucher in den symbolträchtigen Bau.
Hotel Westend
Schummriges Neonlicht und leere Straßen. In Kreuzberg waren die Nächte vielleicht lang, in Westend sagten sich auch 1970 Hase und Igel gute Nacht. So scheint es zumindest. Das Foto vermittelt dennoch recht gut die Stimmung in West-Berlin. Man muss an Jörg Fausers Roman „Der Schneemann“ (1981) denken, wer weiß, was sich hinter der unscheinbaren Fassade so alles abgespielt hat.
SFB – Haus des Rundfunks
In der Masurenallee schlug das journalistische Herz West-Berlins. Hier residierte der Sender Freies Berlin. 1970 steht da bereits das neue SFB-Gebäude, aber das alte Haus des Rundfunks glänzt und und ist bis heute eine architektonische Sehenswürdigkeit, nicht zuletzt wegen des noch funktionierenden Paternosters.
Polizeieinsatz am Kranzler
August 1970, der Ku’damm ist vor dem Kranzler gesperrt. Ein Polizeieinsatz findet statt. Es ist die Zeit kurz nach der Unterzeichnung der „Moskauer Verträge“ zwischen der BRD und der Sowjetunion. Die RAF gründet sich im Mai. Drei Jahre zuvor wurde nicht weit von hier der Student Benno Ohnesorg von dem West-Berliner Polizisten Karl-Heinz Kurras erschossen. Die Zeit ist politisch aufgeladen. Im Kranzler aber wird die bürgerliche Gemütlichkeit mit Kaffe und Kuchen zelebriert.
Der 19er am Zentralflughafen
Der 19er fuhr von Tempelhof über Kreuzberg und Schöneberg bis zum Zoologischen Garten. Es war eine legendäre Buslinie, die heute als 119er weiterhin existiert. Das Foto entstand während einer verregneten Nacht und zeigt in schönem Licht die romantische Tristesse der Mauerstadt.
Die Kongresshalle
Die Amerikaner schenkten den Berlinern den futuristisch anmutenden Bau im Rahmen der Interbau 1957. Auf diesem Foto von 1970 ist die Kongresshalle vom internationalen Flair umgeben. Zehn Jahre später stürzte das Dach ein und tötete dabei einen SFB-Redakteur. Längst ist das Gebäude umgetauft und als Haus der Kulturen der Welt ein wesentlicher Bestandteil des Berliner Kulturlebens.
Der 4er am Funkturm
Auch der 4er-Bus, heute die Linie 104, war wichtig für die West-Berliner. Hier fährt er am Funkturm vorbei, von allen Türmen dieser Stadt, im Westteil der wohl beliebteste.
Zoobesucher bei der Tierfütterung
Das ist vermutlich die Robbenfütterung, bis heute eine beliebte Attraktion im Zoologischen Garten. Auch 1970 erfreute sich der Zoo vieler Besucher. Interessant ist das Foto, weil hier keine Tiere, sondern die Menschen, die die Tiere bestaunen, zu sehen sind.
Nacktbaden im Grunewald
Badekultur in West-Berlin fand oft auch ohne Textilien statt. FKK im Grunewald gehörte zum Alltag dazu. Aber man muss sich die drückende Hitze vorstellen und die ummauerte Stadt. Ein Ausflug nach Brandenburg zu einem abgelegenen Badesee war ein Ding der Unmöglichkeit.
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