Sie ist vielbefahren, mancherorts ziemlich grau und dann auch noch weitläufig, sodass man sich beim Flanieren wie verloren vorkommt: Die Greifswalder Straße ist wahrlich kein schöner Boulevard. Und doch kann man entlang der Straße, die vom ehemaligen Königstor am Märchenbrunnen nach Weißensee führt und dort in die Berliner Allee übergeht, Orte entdecken, die spannend sind, eine wichtige Stütze des kulturellen Lebens oder einfach nur kultig. Wir nehmen euch mit auf eine Entdeckungstour entlang der Greifswalder Straße in Berlin. Viel Spaß!
Die Schaubude ist Berlins ambitioniertestes Figuren- und Objekttheater
Direkt am S-Bahnhof Greifwalder Straße liegt die Schaubude, Berlins größtes und ambitioniertestes „Theater der Dinge“, so auch der Name des jährlichen Festivals mit Inszenierungen aus ganz Europa. In der Schaubude gibt es das ganze Jahr über neue Stücke zu entdecken. Mehr als 300 Inszenierungen stehen auf dem Spielplan, der sich an Kinder und Jugendliche ebenso richtet wie an Erwachsene. Es besteht eine enge Kooperation mit der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“, an der es auch den Studiengang „Puppenspiel“ gibt.
- Schaubude Greifswalder Straße 81-84, Prenzlauer Berg, www.schaubude.berlin
Kultur und Wohnen rund um den Ernst-Thälmann-Park in Prenzlauer Berg
Ernst Thälmann wohnt als steinernes Abbild immer noch an der Greifswalder Straße in Berlin. Die Hochhäuser rund um dem nach dem 1944 im KZ Buchenwald ermordeten KPD-Politiker benannten Park im Prenzlauer Berg (1986 als Prestige-Objekt der DDR zur 750-Jahr-Feier Berlins errichtet) stehen inzwischen unter Denkmalschutz. Die Planer haben aber auch an Kultur gedacht, weshalb zu den Wohnungen für 4.000 Menschen auch Kultureinrichtungen zum Areal gehören – darunter auch das Theater unterm Dach (TuD), die kommunale Spielstätte des Bezirks.
- Theater unterm Dach Danziger Straße 101, Prenzlauer Berg, www.theateruntermdach-berlin.de
Gute Produkte von der Erchinger Fleisch- und Wurstmanufaktur kaufen
Jörg Eichinger setzt auf traditionelles Handwerk und bestmögliche Qualität, verzichtet auf jegliche Zusätze und Geschmacksverstärker – definitiv ein guter Metzger in Berlin. Er ist nicht nur Neuland-Partner, sondern hat seine prämierte Fleisch- und Wurstmanufaktur auch zur ersten glutenfreien Fleischerei erhoben. Wild bezieht er von Brandenburger Jägern.
- Erchinger Fleisch und Wurstmanufaktur Greifswalder Straße 205, Prenzlauer Berg, Mo-Mi 8-18.30, Do, Fr 8-19, Sa 8-16 Uhr
In der Musikbrauerei finden Konzerte und Events statt
Ein kleiner Weg führt von der Greifswalder Straße zum versteckt liegenden Grundstück, auf dem die ehemalige Schneider-Brauerei steht. Halb Ruine, halb Industriepark, lässt der Bau an Berlin kurz nach der Wende denken, als Künstler und Musiker leerstehende Gebäude wie dieses kurzerhand in Kulturorte umfunktionierten.
In der 1892 errichteten Brauerei mit angeschlossenen Veranstaltungsräumen und einem Restaurant wurde nur bis 1914 Bier gebraut. Später nutzte man das Gebäude als Kino und Tanzhalle, und die Nazis hielten hier Propagandaveranstaltungen ab. In der DDR-Zeit fanden auf dem Grundstück „Am Schweizer Garten“, das die Schneider Brauerei umgibt, eine Kohlehandlung, Büros und ein Kindergarten Platz. Nach der Wende entstanden dort Wohnhäuser.
Die Brauereiruine wurde behutsam saniert und dient mittlerweile als Tonstudio und unter dem Namen „Musikbrauerei“ als Veranstaltungsort für experimentelle Musik. So ist sie etwa Heimat der anspruchsvoll kuratierten Konzertreihe Kiezsalon.
- Musikbrauerei / Schneider Brauerei Greifswalder Straße 23A, Prenzlauer Berg
Bei Meraba gibt’s den klassischen Döner mit Neuland-Fleisch
Gut schmeckt er, doch was drin ist, kann man oft nicht sagen: Qualitäts- oder doch eher Billigfleisch? Bei Meraba muss man sich deshalb keine Sorgen machen. Denn der Laden ist der erste seiner Art, der auf Fleisch von Neuland setzt. Das kommt an, gerade in Prenzlauer Berg, wo viele Menschen besonderen Wert auf ihre Ernährung legen und selbst der sparsame Schwabe gerne „bio“ kauft. Neben Döner werden auch Gemüsesuppe, türkische Linsensuppe und gefüllte Auberginen angeboten.
- Meraba Greifswalder Str. 32, Prenzlauer Berg, tägl. ab 10 Uhr
Bier picheln und Kippen qualmen in der Eckkneipe Willy Bresch
Ostler erinnern sich: Das Willy Bresch gab’s nämlich schon damals. 1966 hat der Namensstifter sein Lokal an der Stelle eröffnet, an der sich das Willy Bresch noch heute befindet. Den Mauerfall hat es überstanden, jetzt wird es heute in dritter Generation bewirtschaftet. Mittlerweile ist das Willy Bresch eine der letzten alten, ehrlichen Eckkneipen von Prenzlauer Berg. Das wissen längst auch junge Leute zu schätzen und kommen gerne vorbei, um im Herzen des durchgentrifizierten Bezirks ein Schulle zu zischen.
- Willy Bresch Danziger Straße 120 (Ecke Greifswalder Straße), Prenzlauer Berg, Mo–Fr ab 10 Uhr, Sa + So ab 12 Uhr
DDR-Chic in der Schwimmhalle am Ernst-Thälmann-Park
Typische DDR-Schwimmhalle, so sexy wie ein Pioniernachmittag. In dem 25-Meter-Becken kann es schnell so voll wie in der morgenlichen Tram M4 werden, ähnlich mollig ist es in 28-Grad-Wasser auch. Immerhin kann man schon durch die große Fensterfront auf dem Weg zum Eingang sehen, ob man gleich wieder umkehren darf. Die Kleinsten dürfen im Babybecken toben. Für Kinder im Kitaalter, die noch nicht schwimmen können, ist das Bad dagegen die reinste Spaßbremse, es gibt kein Nichtschwimmerbecken. Fans eines puristischem Nass-Erlebnisses sind hier jedoch genau richtig: zum Bahnen ziehen. Die Dampfsauna ist derzeit sowieso außer Betrieb. Gleiches gilt für den Behindertenlift. Manchmal wohl leider auch für den Wischmob. (Erik Heier)
- Schwimmhalle Ernst-Thälmann-Park Lilli-Henoch-Str. 20, Prenzlauer Berg
Am Märchenbrunnen beginnt die Greifswalder Straße in Berlin
1913 wurde der Märchenbrunnen nach zwölfjähriger Bauzeit eröffnet. Er ist einer der schönsten Brunnenanlagen Berlins und steht daher auch unter Denkmalschutz. Die insgesamt 106 Steinskulpturen zeigen Motive aus den Märchen der Brüder Grimm. Die zentralen zehn Skulpturen auf dem Beckenrand interpretieren Märchen wie „Der gestiefelte Kater“, „Hänsel und Gretel“ und „Schneewitchen“.
- Märchenbrunnen ehem. Königstor, Prenzlauer Berg
Industriecharme trifft Vintage-Look in der Hochzeitslocation Von Greifswald
Heiraten im alten Güterbahnhof? Warum nicht, in diesem Fall sogar eine richtig gute Idee. Das Von Greifswald besticht mit rustikalem Industriecharme und einem ausgeprägten Vintage-Look. Der Innenraum misst 1.000, die Außenfläche insgesamt 3.000 Quadratmeter. Da ist genügend Platz auch für große Hochzeitsgesellschaften. Fehlen nur noch die Menschen, die sich trauen (lassen). Und wer noch ein Hochzeitskleid braucht, wird in diesen Geschäften in Berlin sicher fündig.
- Von Greifswald Lilli-Henoch-Straße 10 (Ecke Greifswalder Straße), Prenzlauer Berg
Im Centro Italia Spezialitäten aus Südeuropa erwerben
Das Centro Italia ist ein wahres Schlemmerparadies. Seit über 50 Jahren versorgt das Kaufhaus Berliner*innen mit original italienischen Produkten. Rund 3.000 sind das mittlerweile. Dazu gehören sämtliche Sorten von Pasta, Risotti, Antipasti, Wurst, Käse… – die Liste an Köstlichkeiten ließe sich noch lange fortführen. Die Produkte gibt es auch im Onlineshop. Ein Highlight ist die Salumeria in der Charlottenberger Filiale. Hier bekommt ihr den italienischen Wurstklassiker Salsiccia täglich frisch und hausgemacht. Und wer schon beim Einkaufen so hungrig wird, dass er es kaum bis an den eigenen Herd schafft, kann sich in der dazugehörigen Trattoria verköstigen lassen. Hier gibt’s weitere internationale Spezialitäten zu kaufen.
- Centro Italia Greifswalder Straße 80 c, Prenzlauer Berg, Mo-Fr 10-19 Uhr, Sa 10-16 Uhr, www.centro-italia.de
Schmökern in der Buchbox
„Literarische Leidenschaft gepaart mit unkonventionellen Ideen“, mit diesem Konzept gründeten Jan Köster und David Mesche die „Buchbox“. Aus einem Flohmarktverkauf wurde erst ein Buchladen am Boxi und schließlich eine Kette mit insgesamt vier Filialen – eine davon liegt direkt an der Greifswalder Straße. In den Läden gibt es nicht nur sorgsam kuratierte Bücher, sondern auch regelmäßig Veranstaltungen. Zudem legt das Team Wert auf eine gute Ökobilanz – vom Reinigungsmittel bis zur Recyclingtüte ist alles „bio“.
- Buchbox Greifswalder Straße 33, Prenzlauer Berg, Mo–Sa 10–20 Uhr, www.buchboxberlin.de
Ehrliches Brot kaufen bei 100Brote
Gutes kann ganz einfach sein. Zwar hat 100Brote neben echt tollen Laiben, die ihr ganz oder geschnitten nach Hause tragen könnt, auch immer etwas ausgefallener belegte Varianten – 100 Brote auch deswegen definitiv zu unseren Lieblingsläden für Stullen und belegte Brote. Es gibt aber auch immer ein Standard-Angebot, dass ihr euch auf verschiedenen Broten gönnen könnt. Das wären Griebenschmalz, Camembert und Paprika, Landrahm und Petersilie, Nutella, hausgemachte Marmelade. Wir wollen uns da gar nicht festlegen – alles fein. Zutaten sind Bio, gebacken wird mit Dinkel und Roggen – und Catering gibt es auch. Online seht ihr auch immer, welche Brote es tagesaktuell gibt. (Sebastian Scherer)
- 100Brote, Hufelandstraße 2, Prenzlauer Berg, [email protected], Telefon: 0173 60 15 913, Mo–Sa 8.–20 Uhr, So 9–18 Uhr, www.100brote.de
Mehr Tipps für Prenzlauer Berg:
Prenzlauer Berg hat sich in den vergangenen Jahren extrem verändert. Dennoch hat sich der Bezirk seinen ursprünglichen Charme an manchen Ecken bewahren können. Diese zwölf Orte lieben wir – vom Prater bis zum Helmholtzplatz. Die Greifswalder Straße endet an der Berliner Allee, Weißensees wichtigster Straße. Überhaupt hat der kleine Bezirk einiges zu bieten – das sind die Highlights. Früher ging man in Prenzlauer Berg noch feiern, nicht selten in der Greifswalder Straße, wo u. a. das Knaack ansässig war. So reagierten unsere Leser, als sie 2010 erfuhren, dass der Club endgültig schließen muss.