Wochenlang wurden in der Hasenheide Partys gefeiert, dann kam der RBB: Eine kurze Reportage über die ausgelassenen Treffen in einem vor allem für FKK bekannten Areal des Parks in Neukölln (und des angrenzenden Gebüschs) sorgte für besondere Aufmerksamkeit der Polizei. Und aus den Geheim-Raves in Zeiten von Corona wurde schnell behördlich betreutes Abhängen. Ein Bericht vom Wochenenende.
Schon Anfang März wurden in dem Bereich in der Hasenheide Treffen organisiert. In dem vor allem in Schwulenszene bekannten Bereich habe es nicht nur ein paar Brüche der Corona-Verordnung gegeben. Sondern recht schnell größere Partys mit DJ und sogar Lichtanlagen. Weil sich in Zeiten von Social Media viele Dinge, aber nur schwerlich öffentliche Raves in einem hochfrequentierten Park geheimhalten lassen (die auch Anwohner gut hören konnten), passierte das Unvermeidbare.
Hasenheide-Partys: Erst kamen immer mehr Feiernde, dann die Presse, dann die Polizei
Im feierfreudigen Berlin bekamen immer mehr Leute Wind von den Veranstaltungen, den Raves in der Hasenheide. Dann kam die Presse. Dann die Polizei. Tatsächlich hatte diese am vergangenen Wochenende das, wie viele scherzhaft sagten, das Partylicht eingeschaltet: Eine Lichtanlage erhellte das betroffene Areal – wohl als Abschreckungsmaßnahme.
Bereits tagsüber standen Mannschaftswagen in dem Bereich, wenn auch mit wenig Wirkung, was die Besucherfrequenz anbelangte: Vor allem am Samstag war das Gebiet schnell voll. Viele waren nach der Pride-Parade in Mitte nach Neukölln aufgebrochen. Und viele hatten Lautsprecher dabei, Decken, ihre Freund*innen.
Dagegen konnte die Polizei nichts tun: In der Corona-Verordnung sind Kontaktbeschränkungen aufgehoben worden, solange der Abstand gewahrt bleibt. Heißt: Überall kamen Kleingruppen zusammen, machten es sich gemütlich.
„Polizei wurde mit Applaus empfangen“ – besonders das Licht
Ein Anwesender berichtet: „Die Polizei wurde mit Applaus empfangen.“ Als das Licht angestellt wurde, gab es besonders viel davon. „Die waren total entspannt, sind in kleinen Gruppen übers Gelände gezogen und haben wirklich nett an die Abstandsregeln erinnert.“
Ein Video zeugt von einer doch verhältnismäßig entspannten Herangehensweise ein Beamter: „Machen Sie Ihre Kreise ein klein wenig größer und versuchen den Anschein zu erwecken, dass Sie die vorgeschrieben 1,50 Meter Abstand einhalten.“ Wer das nicht könne, solle seinen Ausweis bereithalten, sollte er*sie nicht in „der größten WG Berlins“.
Um Mitternacht sei dann per Lautsprecher durchgesagt worden, dass sie die Abstandsregeln in wenigen Minuten als Ordnungswidrigkeit durchsetzen werden, berichtet ein Besucher. „Dann setzte eine große Abreisewelle ein.
Eins von Berlins derzeit beliebtesten Partyarealen wird zwar vorerst keine ganz so ausgelassenen Raves mehr ermöglichen wie in den vergangenen Wochen (die fanden Geheim-Raves übrigens jetzt unter anderem einfach in Brandenburg statt, Regionalexpress sei Dank). Als Treffpunkt könnte die Hasenheide an Popularität gewinnen (was wiederum den ursprünglichen Hauptnutzer*innen der Fläche, den FKKlern, die sich Gebiete erobert haben, zurecht gehörig auf die Nerven gehen dürfte).
Und Polizist*innen, die für Beleuchtung sorgen, damit jede*r auch seine Schuhe und Kopfhörer und was man sonst braucht wiederfindet, tun wenigsten niemand anderem irgendwas.
Harte Kritik hatte es an einem Boot-Rave zugunsten der Club-Kultur gegeben. Noch immer ist nicht absehbar, wann es wieder einen regulären Betrieb geben kann. Die Clubs in Berlin öffnen nun teil mit neuen Konzepten. Die Geldsorgen löst das bei weitem nicht. Was sich nicht groß geändert hat? Die Koks-Taxis fahren weiter – und versorgen alle, die jetzt zuhause feiern, bei Bedarf mit Drogen. Wichtig ist aber, zu verstehen, dass Club-Kultur mehr als nur Ballern ist. Clubs sind wichtig.