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Impfanreize: 12 Wege, um Impfunwillige in Berlin doch zu überzeugen

Die Berliner Politik überlegt, wie man Impfanreize schaffen könnte und Impfunwilligen den Impfsaft in den Arm befördern könnte. Die Ideen reichen von Strafen (Mario Czaja, CDU) über Freikarten für Museen und Kulturveranstaltungen (Franziska Giffey, SPD), Tierpark-Eintritt (Antje Kapek, Grüne) zur Impfpartynacht mit DJ (Dilek Kalayci, SPD). Wir hätten da noch ein paar mehr Ideen für Impfanreize, um die Menschen in Berlin zur Impfung zu bewegen. Und mal ehrlich: unsere sind besser – wenn vielleicht auch nicht alle mal so eben realisierbar sind (und man nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen sollte).


Kontakte zu Hausverwaltungen und Vermieter:innen

Menschen mit Wohnungen ködern, um Impfanreize zu schaffen? Funktioniert bestimmt! Foto: Imago/Jürgen Ritter
Menschen mit Wohnungen ködern, um Impfanreize zu schaffen? Funktioniert bestimmt! Foto: Imago/Jürgen Ritter

Das Thema taucht eigentlich auf jeder Party, jedem Grillen im Park, selbst bei Telefongesprächen mit Familienmitgliedern irgendwann auf: der angespannte Wohnungsmarkt in Berlin. Irgendjemand sucht immer gerade eine Wohnung, manchmal sogar seit Monaten oder Jahren, ist von Verdrängung bedroht oder hat gerade mit ganz viel Glück eine neue gefunden. Auf jeden Fall ist bezahlbarer Wohnraum das wohl begehrteste Gut in Berlin, vor allem wenn die Wohnung nicht in Mahlsdorf oder Alt-Friedrichsfelde ist. Wir haben zwar auch einige Tipps für die Wohnungssuche. Aber mit einem guten Kontakt zu einer fetten Hausverwaltung, die einem unter der Hand günstige Wohnungen vermittelt, könnte man wahrscheinlich sogar Annette aus Prenzlauer Berg, die ihre Energie aus Kristallen zieht und sich eine Alu-Wand neben ihr Bett stellt, um sich vor Strahlung zu schützen, zu einer Impfung bewegen.


Ein gut fahrendes Fahrrad

12 Wege, um Impfunwillige zur Impfung zu bringen
Man sollte nie den Wert eines gutes Fahrrads unterschätzen! Foto: Lars-Helge Kriener

Ganz ehrlich: Ein gutes Fahrrad zu finden, zu kaufen und dann auch noch am Laufen zu halten ist ungefähr so anstrengend und nervenauffreibend wie jeden Abend Zirkeltraining und danach Mathe-Aufgaben zu lösen, die einem der Lehrer aus dem Mathe-Abi stellt. Man darf die nächsten Fahrradmärkte nicht verpassen, man muss mit irgendwelchen Menschen auf Ebay schreiben, die einen im schlimmsten Fall auch noch sexuell belästigen, oder man muss einfach reich sein und mal eben ein paar hundert Euro für ein Fahrrad abdrücken können, das einem kurz danach vielleicht geklaut wird.

Hier könnten Impfanreize ansetzen. Denn ein gut fahrendes Fahrrad ist so wertvoll, dass selbst der ein oder andere Aluhut sich wahrscheinlich heimlich impfen lassen würde, wenn die Stadt ihm eins in Aussicht stellen würde. Für die ganz Uneinsichtigen gibt’s dann ein Lastenrad. Wer sich übrigens trotzdem der Tortur des Fahrradkaufs aussetzen will: Wir hätten da ein paar Läden, die euch entweder ein Rad verkaufen oder das Alte reparieren.


Ein paar Gläser Freibier wären gute Impfanreize

Bier finden viele toll, Freibier noch mehr. Impfanreize könnte man also sicher mit Alkohol schaffen. Foto: Janek Grahmann
Bier finden viele toll, Freibier noch mehr. Impfanreize könnte man also sicher mit Alkohol schaffen. Foto: Janek Grahmann

Wir sind zwar nicht in Bayern, aber auch die Menschen in Berlin trinken ganz schön viel Bier. Freibier als Lockmittel ist auch nicht besonders originell. Auf Bier können sich aber einfach die meisten Leute einigen. Letztlich könnte man Impfunwilligen, die kein Bier mögen, auch mit Wein, mit Wodka oder anderen Erzeugnissen von Berliner Brennereien ködern, welcher Suff letztlich zum Impfsaft im Arm führt, ist auch egal. Es geht ums Prinzip. Trotzdem muss das Wort Freibier auf den Aushang, das ist schon mal klar. Denn unter den Querdenkern sind ja bekanntlich besonders viele Männer, und wie man so munkelt, mögen diese besonders männlichen Männer eigentlich nur Bier und vielleicht noch Fleisch. Also, lasst uns impfunwillige Männer in die Biergärten locken, betrunken machen und ihnen dann ein bisschen Biontech andrehen. Im Zenner schmeckt das Bier übrigens gut und die Aussicht ist auch schön. Vielleicht reicht das ja als Argument.


Abende auf Dachterrassen

12 Wege, um Impfunwillige zur Impfung zu bringen
Die Dachterrassen wären natürlich schöner als diese hier. Foto: Imago/Westend61

Eine Dachterrasse in Berlin gehört wohl zu den beliebtesten, aber gleichzeitig unerreichbarsten Lebenszielen, die man so haben kann. Wenn die Dachterrasse auch noch innerhalb des Rings sein soll, dann gute Nacht. Deswegen ginge es auch zu weit, Impfunwilligen Dachterrassen anzubieten. Die haben sie einfach nicht verdient. Aber man könnte ihnen Abende auf Dachterrassen anbieten, an denen sie dort alleine oder mit Freund:innen sitzen können, bei Wein oder Crémant. Sie können dann dort in den blassblauen Berliner Abendhimmel schauen und darüber sinnieren, warum Melinda Gates ihren Mann Bill verlassen hat und ob sie endlich die Kraft gefunden hat, sich gegen Bills Chip zu wehren. Am nächsten Morgen gibt’s dann die Impfung.


Kostenlose Taxifahrten als Impfanreize

12 Wege, um Impfunwilligen in Berlin eine Impfung schmackhaft zu machen
Taxifahren ist Luxus – einer, man den Impfunwilligen anbieten könnte. Foto: Imago/Frank Sorge

Die meisten kennen es: Man sitzt bei Freund:innen am Küchentisch oder in einer Bar oder im Biergarten – und hat den Absprung verpasst. Vielleicht ist die letzte Bahn vor einer halben Stunde gefahren und jetzt rumpelt nur noch der Nachtbus durch das nächtliche Berlin. Vielleicht hat man aber auch die eigene Energie überschätzt und will nur noch schnell nach Hause – aber es wartet eine Fahrt mit zwei Mal umsteigen. Die perfekte Lösung wäre ein Taxi, wenn nur etwas mehr Kohle im Portmonee wäre. Wie schön wären da ein paar kostenlose Taxifahrten. Die eine oder den anderen Impfunwillige(n) könnte man bestimmt mit ein paar Taxigutscheinen für eine Impfung locken.


Freie Taxibestellungen

De-criminalize it – und erreicht Herdenimmunität! Foto: Imago/Stefan Zeitz

Es geht immer mal wieder durch die Berliner Nachrichten: Der Koks-Taxi-Boom in der Hauptstadt ist ungebrochen, unzählige Berliner bestellen vor allem Koks, aber auch andere Drogen via Lieferservice. Vielleicht könnte es der Pandemiebekämpfung helfen, sich diesen Hunger nach dem Rausch zunutze zu machen. Denn, und auch darauf deuten die Berichte hin, an der Illegalität der Drogen stört sich kaum jemand. Die Menschen konsumieren sie, Sonderkommissionen hin, dubiose Verkäufer:innen her. Natürlich müssten dafür die Drogen erstmal entkriminalisiert werden. Aber vielleicht ist das einen Gedanken wert. Idee: Zusätzlich zum Drogen-Taxi-Gutschein müssten die Konsument:innen dann noch ein Aufklärungsseminar besuchen. Und die Verkäufer:innen müssten ihren Stoff vorher im Labor testen lassen.


Gästelistenplätze in Clubs als Impfanreize

Gästeliste im Berghain oder in anderen Clubs – das wären mal gute Impfanreize! Aber will man das? Foto: Imago/imagebroker
Gästeliste im Berghain oder in anderen Clubs – das wären mal gute Impfanreize! Aber will man das? Foto: Imago/imagebroker

Kommen wann man will und dann auch noch nicht anstehen müssen, sich keine Sorgen ums Reinkommen machen müssen und dann auch noch keinen Eintritt zahlen: ein Gästelistenplatz ist in Berlin bei einigen Menschen so begehrt wie Karten für so manche Berlinale-Premiere. Warum also nicht impfskeptische Raver:innen mit einem Gästelistenplatz für die eine oder andere Veranstaltung locken? Andererseits: Zu krass dürfen die dann auch nicht drauf sein, bei QAnon-Anhänger:innen, Flat-Earthern und generell Querdenker:innen hört der Spaß eigentlich auf. Denn mal ehrlich, wer will schon neben jemandem raven, der oder die letzten Sommer neben Nazis und esoterischen Hippie-Trommelkreisen mit rechtem Einschlag marschiert ist?


Aufrücken auf Schrebergarten-Wartelisten

Schrebergarten gegen Impfung? Würde bestimmt funktionieren! Foto: Imago/Raimund Müller

Die Wartezeit für einen Schrebergarten beträgt in Berlin, je nach Kolonie und Quelle, drei bis zwölf Jahre. Die Sehnsucht nach der grünen Parzelle, in der es summt und brummt, in der bunte Blumen wachsen und es statt Abgasen nach frisch gemähtem Gras riecht, ist nachvollziehbar. Leider gibt es in Berlin nicht genug Schrebergärten für alle, manche wollen auch, dass die Kolonien zu Gunsten von Wohnungsneubau aufgelöst werden. Das Argument: Sie sind elitär, kommen nur einigen wenigen zugute. Man könnte die Sache aber auch so rum sehen: Wenn sie schon nur wenigen zugute kommen, dann könnte sie vielleicht an die gehen, die sonst durch Weigerung, sich impfen zu lassen, den Rest der Gesellschaft gefährden würden. Immer noch kein guter Deal, aber immerhin würden sich damit vielleicht ein paar Impfunwillige impfen lassen und die Herdenimmunität in greifbare Nähe rücken.


Gutscheine für Hamy

Everybody loves Hamy! Und auch wenn die Currys dort zwar gut schmecken, aber eben auch nicht besser als in vielen anderen Restaurants und mittlerweile auch nicht viel günstiger sind: Hamy ist inzwischen einfach Kult. Dort geht die hippe Gesellschaft Neuköllns und Kreuzbergs ein und aus, eigentlich zählt dort auch das Sehen und Gesehen-Werden. Über den Sinn und Unsinn des Ganzen kann man diskutieren. Man kann es aber auch lassen und impfunwillige Kreuzberger:innen und Neuköllner:innen mit Hamy-Gerichten bewerfen und hoffen, dass das gute Essen ihre Gehirnzellen anregt und sie doch noch verstehen, warum sie sich impfen lassen sollten.


Kita-Plätze sind knapp, aber vielleicht gute Impfanreize

Kita
Man kann gar nicht früh genug einen Kita-Platz beantragen, heißt es ja immer. Foto: Sergey Novikov/ SerrNovik/ ripictscom/ Fotolia

Ein Rat, den sich Menschen mit Kinderwunsch, oder sogar einfach nur Berliner:innen im fruchtbaren Alter regelmäßig geben, lautet: Besorg dir einen Kita-Platz am besten schon bevor du schwanger bist. Ansonsten wird’s ein Krampf, Betreuung für den Nachwuchs zu finden. Zwar lassen sich Kitas und vor allem Erzieher:innen nicht mal so eben aus dem Boden stampfen, aber die Stadt könnte es zumindest probieren, wenn Impfunwillige sich dafür impfen lassen und die Herdenimmunität winkt. Gleichzeitig könnte sie die Gehälter für Erzieher:innen erhöhen und die Arbeitsbedingungen verbessern, dann ist es in Zukunft vielleicht auch nicht mehr so schwer, genügend Personal für Kitas zu finden.


Zeitfenster im leeren Schwimmbad

Impfanreize: Es gibt wohl nicht viel Schöneres als ein leeres Schwimmbad. Foto: VfK Südwest
Es gibt wohl nicht viel Schöneres als ein leeres Schwimmbad. Foto: VfK Südwest

An die Schwimmer:innen unter euch, die der Corona-Impfung skeptisch gegenüber stehen: Wie schön ist es, in einem leeren Schwimmbad seine Bahnen zu ziehen, bei lauem Sommerwetter und mit der Aussicht auf eine Portion Schwimmbadpommes danach? Da gleitet der Beckenboden an einem vorbei, ab und zu kommen Bäume ins Sichtfeld, dringt Vogelgezwitscher an die Ohren und nicht Kindergeschrei. Was bilden die Kinder sich auch ein, im Sommer im Schwimmbad Spaß haben zu wollen! Wie wär’s also, man würde euch Zeitfenster im Schwimmbad kostenlos anbieten, in denen ihr das ganz Becken, nein, sogar das ganze Bad, für euch habt? Alle Infos zu Berliner Freibädern findet ihr übrigens hier.


Termine beim Bürgeramt

Termine beim Bürgeramt: einfach, aber gut. Foto: Imago/Schöning

Klar, Termine beim Bürgeramt als Lockmittel in Berlin sind ein bisschen basic. Aber mit ziemlicher Sicherheit verfehlen sie ihre Wirkung nicht. Das ist wie mit Socken als Weihnachtsgeschenk. Richtig freuen tut sich darüber niemand. Aber jede:r nimmt sie dankbar an, es sei denn die Sockenschublade quillt über. Aber weil das mit Bürgeramtsterminen in Berlin niemals der Fall sein wird, sollten wir Impfunwillige mit Bürgeramtsterminen locken. Gerade jetzt ist der Terminstau nämlich so groß wie noch nie. Wir sollten diese Chance nutzen, um die Unwilligen einzufangen!


Mehr Berlin

Ihr habt nichts gegen die Impfung, nur der Überblick fehlt euch? Macht nichts: Alle wichtigen Infos zu Impfungen in Berlin haben wir hier gesammelt. Wir würden uns mehr Kreativität wünschen – und plädieren für Impfaktionen an ungewöhnlichen Orten. Immer nur an Querdenker und Corona zu denken, tut auf Dauer nicht gut. Lenkt euch ab und entspannt euch, zum Beispiel auf diesen Radtouren durch Brandenburg.

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