Eigentlich sollte das jetzt ein Nachruf werden auf eine der originellsten, eigenartigsten, bewundernswertesten Sammlungen, die ein nicht unbedeutendes Unternehmen der Stadt aufgebaut hat. Allein, der Schreck, der mir in die Knochen gefahren ist, als ich die Nachricht bekam, ist verflogen durch die Aussage, dass die Sammlung erhalten bleibt.
Deshalb kann ich nun frohgemut dringend anraten, während der Langen Nacht auf jeden Fall am Landwehrkanal Station zu machen, genauer: am Reichpietschufer 60. Dort ist nicht nur das altehrwürdige Baudenkmal, das sogenannte Shell-Haus, zu besichtigen, diese 1930 bis 1932 von Emil Fahrenkamp gebaute Ikone der Moderne, sondern eben auch die auf sechs Etagen und dem Dach verteilte, mehr oder weniger ortsgebundene Kunstsammlung, die unter besonderer Mitwirkung auch der Mitarbeiter entstandene Kunst wie beispielsweise die „Parallelbeschilderung“ von Markus Strieder, der den Namensschildern eine persönliche Aussage der jeweils hinter der Tür arbeitenden Mitarbeiter hinzufügte.
Spektakulär ist die Klanginstallation „Ping Pong“ in einem der Treppenhäuser von Carsten Eggers, die aus 15 Lautsprechern und einem Computer besteht. Wenn man will, kann man von oben nach unten einen Pingpongball, die Treppenstufen hinunterspringend, verfolgen. Wunderbar. Wenn man will, kann man die ganze Nacht dort verbringen, die Gänge erforschen, Fluchtwege entdecken, sich täuschen lassen, und bei einigen Objekten wird man nicht umhinkommen, sich das eine oder andere Schmunzeln abzuringen. Denn die verdrehten Sprüche Pierre Granoux’ auf blauen Emailleschildern wirken bei der heutigen Selbstverständlichkeit von Gas absurd.
Die Gasag, die diese Sammlung aufgebaut hat, wird auch noch 2010 an der Langen Nacht der Museen teilnehmen. Anschließend wird sie in einen Neubau am Hackeschen Markt ziehen. Ihre Kunstsammlung will die Gasag auf jeden Fall retten. Aber so schön wie im Shell-Haus wird sie dann sicher nicht mehr sein.
www.lange-nacht-der-museen.de