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Leichenfund am Landwehrkanal: Was geschah wirklich mit Pape?

Am 20.12.2020 wurde der leblose Körper von Pape Gorgui Samba Diop entdeckt. Er trieb im bei der Schlesischen Brücke im Wasser. Für die Ermittlungsbehörden ein Suizid. Das mediale Interesse? Nicht existent. Ein einsamer Tod, mit vielen Ungereimtheiten. Eine Initiative hat nun einen Zeug*innenaufruf gestartet, in der Hoffnung, mehr über die Umstände von Papes Tod herauszufinden. Es ist nicht der erste Leichenfund am Landwehrkanal.

Leichenfund am Landwehrkanal: An der Schlesischen Brücke bei der Lohmühleninsel verschwand Pape, einen Monat später wurde seine Leiche hier gefunden. Foto: Imago Images/STPP

Ungeklärte Umstände: Chronik des Verschwindens

Auf den Tag genau einen Monat zuvor verschwand Pape. Über die Umstände ist nichts bekannt. Gemeinsam mit zwei Freunden saß er am Ufer, unweit der späteren Fundstelle seiner Leiche. Er war mit seiner Freundin verabredet, telefonierte und wollte noch etwas verweilen, als sich die Freunde etwa gegen 17 Uhr verabschiedeten. Ihnen kam ein relativ großes Polizeiaufgebot entgegen, das mutmaßlich zielstrebig in Richtung Papes ging.

Etwa eine Stunde später, zwischen 18 und 19 Uhr, ging er laut seiner Freundin noch ans Telefon, nur war lediglich das Rauschen der Blätter zu hören. Als er auch tags darauf nicht erschien, gingen seine Freunde davon aus, er könnte von der Polizei aufgegriffen worden sein – eine unter afrikanischen Flüchtlingen durchaus alltägliche Vermutung.

Ein Spaziergänger fand dann die Leiche. Bis Papes Brüder von seinem Tod erfuhren, vergingen weitere zwei Wochen, sie erfuhren davon am 5. Januar 2021 – über Facebook, die Behörden setzten sie nicht in Kenntnis. Vorwürfe möchte Mustafa, Papes Bruder, daraus nicht ableiten. Aber ihm fallen Ungereimtheiten auf.

Leichenfund am Landwehrkanal: Vermeintlicher Routinefall, viele Ungereimtheiten

Sowohl ihm als auch dem jüngeren Bruder vermittelt die Polizei das Gefühl, Pape sei kriminell gewesen. Der Zugang zur Leiche wird Mustafa verwehrt, er muss sich mit der behördlichen Suizid-Theorie begnügen, die das Opfer als „lebensmüde“ bezeichnet. Nur, da sind Familie und Freund*innenkreis sich einig, galt Pape als lebensfroh.

Auch wundert sein Bruder sich über den Zeitraum des Verschwindens. Er kennt den Fundort, die Schlesische Brücke. Das Wasser dort ist allenfalls knietief, man kann von der Brücke aus aufs Flussbett hinabschauen. Er selbst hätte im Sommer noch ein Fahrrad auf dem Grund entdeckt und es herausgeholt, berichtet er. Wie kann eine Leiche an einer solchen Stelle einen Monat unentdeckt bleiben?

Verdächtige Häufung: Der vierte Todesfall in fünf Jahren

Auch ist Pape nicht die erste Person, die an diesem Ort gestorben zu sein scheint. Er ist inzwischen die vierte Person of Color, die hier seit 2015 gefunden wurden, alle starben unter ungeklärten Umständen, ohne Aufsehen. In der Gemeinschaft verbreitet sich zusehends Unbehagen und Angst.

Der Zeug*innenaufruf zum Tod von Pape: Wer hat etwas gesehen? Foto: Twitter/der_neukoellner

Eine Initiative von Freund*innen versucht nun, die Umstände hinter Papes Tod aufzuklären. Ein beauftragter Anwalt sichtet die Fallakten, seit einer Woche geht ein Zeug*innenaufruf durch soziale Netzwerke und bittet um sachdienliche Hinweise. Diese werden unter der Nummer 0157-358 328 43 entgegengenommen.

Ob die Angehörigen eine andere Antwort als die offizielle bekommen werden, ist unklar, vielleicht unwahrscheinlich.


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