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Berlin verstehen

So hart ist Berlin: Orte, die nichts für Weicheier sind

Berlin, das ist schon eine wunderbare Stadt. Tolle Sehenswürdigkeiten, nette Restaurants, gelegentlich sogar nette Leute. Aber wo Licht ist, ist auch Schatten – Berlin kann ziemlich hart sein. Wir stellen euch Orte vor, die genauso zur Hauptstadt gehören wie Brandenburger Tor, KaDeWe und der Wannsee, nur eben etwas rauer daherkommen. Aber wer viel reist, weiß: Die Seele einer Stadt erfährt nur, wer auch in ihre Abgründe schaut. Unsere Leser:innen haben uns gesagt, welche Bereiche der Stadt für sie genau das sind. Hier kommen sie, die ganz harten Orte, um Berlin WIRKLICH so zu erleben, wie es ist.


Unterführung zwischen S-Bahnhof Springpfuhl und Helene-Weigel-Platz

Eine Frau in der Fußgängerunterführung am S-Bahnhof Springpfuhl. Foto: Imago/imageBROKER/Stephan Laude

Dafür muss man vermutlich Berliner in dritter Generation sein, um auf diesen besonderen Ort zu kommen. Wir reichen den Tipp einfach mal weiter, auch weil er sich so schön liest: Wer Berlin mal so richtig authentisch erleben will, für den empfiehlt sich ein Ausflug zur vollgepissten Unterführung zwischen dem S-Bahnhof Springpfuhl und dem Helene-Weigel-Platz in Marzahn.

  • Helene-Weigel-Platz, Marzahn

Rewe an der vollen Kasse

Rewe in Zeiten der Corona-Pandemie.
Rewe. Foto: Imago/Stefan Zeitz

Schön bei Rewe an die volle Kasse stellen und warten, am besten in Neukölln. Das war die kritische Empfehlung eines Lesers, dem Mauerpark oder Teufelsberg als Sehenswürdigkeiten zu trivial sind. Nun ja, in den Supermarkt muss man halt, lässt sich nicht vermeiden. Es ist ja auch richtig, dass sich dort besonders gute Sozialstudien machen lassen. Also ab an die Kasse und die Berliner in ihrem natürlichen Habitat beobachten. Berliner Schnauze inklusive.

  • Rewe in Neukölln (muss man selbst suchen)

Parkhaus vor dem Ostbahnhof

Baustelle in bester Lage: Der Ostbahnhof. Richtig schön isses in der Tiefgarage und sonntags beim Penny. Foto: Imago/Pemax

Der Ostbahnhof und seine Umgebung sind schon sehr speziell. Zwischen Ost-Plattenbau, Touristen-Mekka und protzigen Neubauten steht der Bahnhof etwas verlassen herum. Wer sich die volle Ladunge der urbanen Tristesse geben will, der sollte mal die Tiefgarage direkt vor dem Ostbahnhof auskundschaften. Da kommt schön depressive Stimmung auf. Dit is Berlin!

  • Ostbahnhof, Friedrichshain

Ring-Center Friedrichshain

Das Ring-Center an der Frankfurter Allee. Foto: Imago/Rolf Kremming

Wir geben zu, Shoppingcenter sind ein leichtes Angriffsziel. Auch das Ring-Center in der Frankfurter Allee in Friedrichshain stand im Angebot unserer Follower, die sich halt lieber zwischen Drogerien und Schuhläden tummeln, als in der Altstadt Köpenick ein Eis zu essen. Aber für ein Großstadtabenteuer der unteren Preisklasse ist das olle Einkaufzentrum gut geeignet. Stimmt schon. Mehr über das Ring-Center erfahrt ihr hier. Nicht so schön ist übrigens auch das Alexa.

  • Frankfurter Allee, Friedrichshain

Luxemburgische Briefkästen

So könnte in etwa eine Briefkastenfirma in Luxemburg aussehen.Nicht ganz, aber nah dran.
So könnte in etwa eine Briefkastenfirma in Luxemburg aussehen. Nicht ganz, aber nah dran. Foto: Imago/Martin Bäuml Fotodesign

Das war mal ein wirklich spannender Vorschlag, der aber, sollte man ihn umsetzen wollen, mit relativ viel Aufwand verbunden ist. Man müsste nämlich bis nach Luxemburg reisen. Eine Leserin schrieb: „Der ‚Seele der Stadt‘ spürt man wohl am besten in Luxemburgischen Briefkästen nach … dorthin wurde und wird sie nämlich Stück für Stück verkauft!“, das ist bitterste Kapitalismuskritik. Nehmen wir gerne auf in unsere Liste der ganz harten Orte, die man kennen sollte, um Berlin wirklich zu verstehen!

  • Briefkasten, Luxemburg

Wilhelmsruher Damm im Märkischen Viertel

Märkisches Viertel an der Ecke Senftenberger Ring und Wilhelmsruher Damm.
Märkisches Viertel an der Ecke Senftenberger Ring und Wilhelmsruher Damm. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Ab in den Norden. Das Märkische Zentrum im Herzen des Märkischen Viertels wartet auf den geneigten Besucher. Warum sich in die schöne Natur wagen, im See schwimmen oder historische Bauten anschauen, wenn man mal einen halben Tag am Wilhelmsruher Damm abhängen kann. Die Stadt bietet so viel. Das eben auch. Berühmt, berüchtigt, dicht bebaut: Das sind Berlins Großwohnsiedlungen.

  • Wilhelmsruher Damm, Reinickendorf

Lidl am Innsbrucker Platz

Mit dem Aufzug zu Lidl am Innsbrucker Platz.
Mit dem Aufzug zu Lidl am Innsbrucker Platz. Foto: Imago/Klaus Martin Höfer

Der Lidl am Inssbrucker Platz liegt unter der Erde, direkt im U-Bahnhof Innsbrucker Platz. Man kann den Supermarkt auch mit einem Aufzug erreichen. Supermarkt-Feeling wie es härter nicht geht. Außer vielleicht noch in einem der sonntags geöffneten Supermärkte im Ostbahnhof.

  • Innsbrucker Platz, Schöneberg; Ostbahnhof

Hindenburgdamm Ecke Gardeschützenweg

Der Bezirk Steglitz-Zehlendorf hat das unbewohnbare Mehrfamilienhaus am Hindenburgdamm Ecke Gardeschützenweg an einen Treuhänder übergeben um es zu sanieren.
Der Bezirk Steglitz-Zehlendorf hat das unbewohnbare Mehrfamilienhaus am Hindenburgdamm Ecke Gardeschützenweg an einen Treuhänder übergeben, um es zu sanieren. Foto: Imago/Mauersberger

Steglitz-Zehlendorf gehört zu den schönen, grünen und idyllischen Berliner Bezirken. Von Innenstadtstress ist hier wenig zu spüren. Der Trubel Kreuzbergs und Neuköllns fehlt. Wir empfehlen, mal einen Nachmittag an der Ecke Hindenburgdamm und Gardeschützenweg zu verbringen. Vor dem leerstehenden Mietshaus, das im letzten Jahr enteignet wurde. Da lässt sich gut über die Berliner Wohnungspolitik nachdenken, über Immobilienpreise und den Steglitzer Alltag.

  • Hindenburgdamm Ecke Gardeschützenweg, Steglitz

Die Hasenheide nach dem Wochenend-Rave

Müll in der Hasenheide.
Müll in der Hasenheide. Foto: Imago/Lem

Das ist ein wichtiger Tipp! Da in Corona-Zeiten viele (nicht alle) Berliner Clubs geschlossen waren, feierte das junge Partyvolk einfach in Schlauchbooten auf dem Landwehrkanal oder in den öffentlichen Grünanlagen. Am liebsten am Wochenende in der Hasenheide. Hunderte, wenn nicht Tausende Freunde von Sex, Drugs and Techno kommen angepilgert und ballern sich im dunklen Gebüsch bis in die Morgenstunden weg. Mit lichttechnischer Unterstützung der Berliner Polizei.

Und jetzt kommt der Tipp: In die Hasenheide NACH der Party gehen und sich auf den vermüllten Liegewiesen umschauen. Inzwischen hat das mit den Partys extre, nachgelassen, nach einem guten (Spät-)Sommer-Tag sieht es immer noch ordentlich beschissen aus. Mehr Berlin-Spirit geht nicht. Oder doch? Wir wissen es nicht.

  • Hasenheide, Kreuzberg

Fußgängerunterführung Leipziger Straße

Plattenbauten in der Leipziger Straße.
Plattenbauten in der Leipziger Straße. Foto: Imago/Joko

„Ich würde mich lieber überfahren lassen, als die Fußgängerunterführung unter der Leipziger Straße zu nehmen“, sagt eine Kollegin. Dabei reicht es schon, mal als Fußgänger:in die 16-spurige Betonprachtmeile einfach nur auf und ab zu gehen. Die Unterführung ist da höchstens noch das I-Tüpfelchen. So ein Sommertag auf der Leipziger Straße, möglichst ab 28 Grad im Schatten, brennt sich in die Erinnerung ein. Unbedingt auf Sonnencreme verzichten! Aber auch im Winter wirklich kein paradiesischer Ort.

  • Leipziger Straße, Mitte

Gleimtunnel

Der Gleimtunnel an der Gleimstraße verbindet wieder die Stadtteile Prenzlauer Berg und Gesundbrunnen.
Der Gleimtunnel, durch den die Gleimstraße führt verbindet wieder die Stadtteile Prenzlauer Berg und Gesundbrunnen. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Der Gleimtunnel ist etwas für Feinschmecker. Bester Moment für eine Erkundung des düsteren Baus zwischen Prenzlauer Berg und Gesundbrunnen ist Sturzregen von biblischem Ausmaß. Dann tritt das Dreckwasser aus der Kanalisation und man watet durch die Brühe. Aber auch an trockeneren Tagen ist der Gleimtunnel eine Erfahrung, auf die man nicht verzichten sollte.

  • Gleimtunnel, Wedding und Prenzlauer Berg

Europacity Heidestraße

Neubauten in bester Lage, es entsteht ein neues Stadtviertel in zentraler Lage. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Gentrifizierungskritische Spaziergänge für finanziell schlechter Ausgestattete, machen in der neuen Europacity in der Heidestraße in Moabit so richtig Spaß. Hier kann man meckern, dass Berlin nicht mehr das ist, was es mal war. Dass die ganzen Zugezogenen jetzt hier in ihre schicken Eigentumswohnungen ziehen. Dass eh alles den Bach runtergeht. Und was der ganze Scheiß überhaupt soll! Sozialneid trifft auf heiligen Ernst und hilflose Empörung. Hässlich ist es dort auch noch.

  • Heidestraße, Mitte

Mehr Berlin erleben

Diese Orte waren noch nicht hart genug? Dann sind hier 12 noch härtere Orte, wo man Berlin erleben kann, wie es wirklich ist.Bausünden in Berlin: Flughafen, Shopping Malls, Wohnhäuser & Co. Es gibt tolle Sehenswürdigkeiten in Berlin! Hier einige Ideen: 12 Türme in Berlin, die man kennen sollte. 12 Orte in Berlin, die jeder Architektur-Fan gesehen haben muss. Die 12 schönsten Brücken Berlins – und was sie so besonders macht. 12 berühmte Gebäude in Berlin, die aus dem Stadtbild verschwunden sind.

Am schönsten lässt sich die Architektur Berlins mit dem Fahrrad erkunden – in diesen 22 Fahrradläden findet ihr, was ihr braucht. Zudem gibt es überall in der Stadt Leihräder. Die eignen sich auch für unsere tollen Fahrradtouren in und um Berlin.

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