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New York macht Druck: So gut läuft das Impfen in der Weltstadt

Unsere Autorin musste einige Tage nach New York City. Es ist ungewohnt, aber für sie unvermeidbar. Sie schreibt über das Reisen in der Pandemie und darüber, was die Acht-Millionen-Stadt zurzeit vielleicht besser macht als Berlin: Impfen geht dort rund um die Uhr – und vor allem unbürokratisch.

Schlaflos in New York: Die Metropole kämpft auch nachts gegen Corona. Dort kann man sich rund um die Uhr impfen lassen. Foto: Imago/UPI Photo

Familienbesuch in der Stadt, die durch die Hölle ging

Fliegen inmitten einer Pandemie ist völlig absurd. Fliegen aus einem mitten in der größten Pandemie der jüngeren Geschichte frisch eröffneten neuen Flughafen aber noch mehr. Ein Flughafen namens BER, über den der Sicherheitsbeamte bei der Kontrolle sagt: „Schick aussehen ist aber das einzige, was er kann.“ Im leeren Gebäude sind Grüppchen von Urlauber*innen, die sich auf Mexiko freuen, Dubai und Tansania. Und dazwischen: ich.

Ich will hier gar nicht sein, ich will zuhause sitzen und abwarten, bis die Pandemie vorbei ist. Geht aber nicht, sonst könnte ich meine Aufenthaltserlaubnis für die USA verlieren, wo meine Familie lebt. Mindestens einmal innerhalb von 364 Tagen muss ich einreisen – also beiße ich in den sauren Apfel und fliege an Tag 363 zum großen Apfel. Die Stadt, die letztes Jahr durch die Hölle gegangen ist. Und wie sieht es jetzt dort aus?

New Yorks Schnelltest-Infrastruktur funktioniert

Verwaist – denn noch dürfen Tourist*innen nicht wieder einreisen. Entsprechend herrscht auch in der großen Maschine, die mich über den Ozean bringen soll, gähnende Leere. In einem sind sich Deutschland und die USA sehr ähnlich: Für Einreisende ist es ziemlich rätselhaft, wie lange man in Quarantäne bleiben muss – und ob überhaupt.

Drei verschiedene Websites spucken mir vier verschiedene Quarantäne-Zeiträume für New York aus, zwischen null und zehn Tagen ist alles dabei, „Freitesten“ nach vier ist möglich. Was mit kostenlosen Tests in Krankenhäusern und Gesundheitsämtern auch problemlos geht. Noch einfacher sind nur die mobilen Schnelltests, die an wechselnden Orten wie Gemeindezentren, Sportplätzen oder Kirchen angeboten werden.

Wegen Corona fallen in New York die Mieten

So können auch Restaurants wieder öffnen, Museen mit Terminbuchung ebenso. Doch die Straßen sind trotzdem weniger frequentiert, denn Homeoffice hat sich dort wesentlich stärker durchgesetzt als bei uns, und Schulen bieten erst ab Anfang April wieder hybriden Unterricht an – seit vergangenem Herbst galt Digitalunterricht. All das hat allerdings auch zu einem Exodus aus der Stadt geführt, die Mieten sind teilweise um die Hälfte gefallen, Apartments stehen in den reicheren Teilen der Stadt leer.

Unkompliziert: In New York City geht Impfen im Bus, durch Brooklyn fahren mobile Impfzentren. Foto: Imago/Agencia EFE
Unkompliziert: In New York City geht Impfen im Bus, durch Brooklyn fahren mobile Impfzentren. Foto: Imago/Agencia EFE

Aber wohl nicht mehr lange, denn so langsam kehrt das Leben zurück – was auch an der beispiellosen Impfkampagne liegt, die New York aktuell durchzieht: Sportarenen und Kulturstätten wie das Javits Center oder das Yankee Stadium dienen jetzt als Impfzentren, in denen 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche geimpft wird. Daneben wird aber auch geimpft in kleinen Nachbarschaftskliniken, Arztpraxen, dem Gemeindezentrum der New Yorker Polizei. Über 65-Jährige bekommen ihre Corona-Impfung sogar in der Drogerie-Apotheke um die Ecke. Allein in Manhattan gibt es so über 125 Impfzentren.

Impfen in New York: Kein Chaos wie in Deutschland

Statt komplizierter Impfeinladung kann man sich hier selbst registrieren, über Selbstauskunft, die online determiniert, ob man berechtigt ist oder noch warten muss. Aber ganz so genau schauen die Behörden nicht drauf. Es wirkt, als ob die bürokratische Unschärfe System hat. Der Fokus liegt darauf, möglichst vielen die Impfung zu ermöglichen. Und so wird jeden Tag ein kleines bisschen Normalität zurückerobert. Normalität, die uns in Deutschland jeden Tag ein bisschen weiter wegrückt.


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