Was sind die Gründe, die Sie zu diesem Projekt veranlasst haben?
Wir wurden als sogenanntes junges Büro zu einem Gutachterverfahren geladen. Ziel des Verfahrens war die Schaffung eines öffentlichen Ortes in diesem typischen, monokulturellen Plattenbauquartier.
Die Stadtteilschule generiert einen gesamtöffentlichen Raum – eine Platzsituation – die nicht nur einer begrenzten Öffentlichkeit offen steht, sondern mit verschiedenen Programmen und Angeboten von dem gesamten Stadtteil Drewitz auch außerhalb der üblichen Schulzeiten genutzt wird. Das interessiert uns, die Schaffung von Öffentlichkeit. Deswegen haben wir mitgemacht. Die Stadtteilschule wird im Sommer 2013 wiedereröffnet.
Was macht für Sie persönlich den speziellen Reiz von Brandenburg aus?
Brandenburg ist ja nicht nur Landleben und Landwirtschaft, sandiger Boden, Kiefernwälder, Waldseen, Sommerfrische, sondern auch Plattenbauten, verlassene Dörfer. Brandenburg hat ja eher ein Schrumpfungs- als ein Wachstumsthema.
Das stellt natürlich Fragen an die zukünftige Entwicklung. Was sind die Potentiale dieses Landes, was sind die Möglichkeiten einer Schrumpfung? Es gab ja immer wieder, gerade in Schrumpfungszeiten, interessante Stadtvisionen, die eben dieses entstehende Vakuum, diese entstehenden Freiräume als Möglichkeitsfeld betrachtet haben.
Wie unterscheiden sich die Brandenburger von den Berlinern?
Das finden wir gerade heraus, ob es überhaupt Unterschiede gibt.
Wie sieht Brandenburg in zehn Jahren aus?
Berlin und Brandenburg – ein synergetisches Nebeneinander kontrastreicher Qualitäten. Stadt und Land. Das Urbane wird verdichtet, die Ränder der Stadt präzisiert und gestärkt. Das Dilemma der Entscheidung in der Stadt oder auf dem Land zu leben wird aufgelöst, innerhalb von einer Stunde geht beides. Renaturierung verlassener Landstriche, Nationalparks ohne weitere Architektur, Wolfsrudel, seltene Vögel, Elche und Wildschweinherden, vollkommen unbesiedelte Jagdgründe – in 30 Jahren brandenburgischer Urwald. Und mitten darin die historischen Relikte der Hochkultur, sowie punktuell und entlang der Erschließungsnetze zeitgenössische Ansiedlungen, Wohntürme an der Bahn, neue Gärten in der Landschaft, durch Ausdünnung der Plattenbauquartiere entstehende Flächen werden überwuchert, das Ideal der Moderne mitten in Brandenburg, Dörfer werden zu ökologisch wirtschaftenden Agrarbetrieben oder Wohnformen für Selbstversorger.
Einige Tipps, was Berliner in Brandenburg besuchen sollten:
Die Bauten und Gärten von Lennй: zum Beispiel Pfaueninsel, Cecilienhof, Park Babelsberg. Karl Friedrich Schinkel: Charlottenhof, Dorfkirche Petzow, Pomonatempel
Ludwig Persius: Sacrower Kirche. Hans Scharoun: Haus Möller und Haus Mattern.
Und dann natürlich schwimmen in einem der zahllosen Seen.
Cecilienhof Im Neuen Garten 11, 14469 Potsdam, www.spsg.de
Tel. 0331-969 42 00, Di-So 10-18 Uhr,
Park Babelsberg 14482 Potsdam, Besucherzentrum: An der Orangerie 1, 14469 Potsdam, Infos über Tel. 0331-969 42 00
Charlottenhof Geschwister-Scholl-Straße 34a, 14471 Potsdam, Tel. 0331-969 42 28,
Di-So 10-18 Uhr, www.spsg.de
Dorfkirche Petzow 14542 Werder, Tel. 033841-914 42,
Sa+So 11-18 Uhr
Pomonatempel auf dem Pfingstberg, alle Infos dazu im Besucherzentrum an der Historischen Mühle,
An der Orangerie 1, 14469 Potsdam, Tel. 0331-969 42 00, Di-So 10-18 Uhr,
Heilandskirche Sacrow Fährstraße 1, 14469 Potsdam-Sacrow, Tel. 0331-50 43 75,
Mi 11–12, Do+Fr 16–17 Uhr
Haus Möller Birkenhorst 2, 16816 Neuruppin, OT Zermützel, Infos unter Tel. 03391-39 72 99,
Führungen So 13+ 16 Uhr
Haus Mattern Florastraße 53,
14469 Potsdam OT Bornim
Foto: EstherSuave/Hipi
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