Was sind die Gründe, die Sie zu der Entscheidung für die Verlagerung der Produktion nach Brandenburg geführt haben?
Angefangen hat es bei Trippen so, dass wir eine kleine Produktion hatten mit Studenten in Berlin. Und dann wollten wir einfach professionellere Mitarbeiter haben und ich habe mich erinnert, dass ich 1991 Maschinen aus einer Konkursmasse in Zehdenick gekauft hatte. Ich bin dann einfach hingefahren um zu schauen: Ist da noch wer? Und dann haben wir dort angefangen zu produzieren, mit vier Leuten, die hier vorher schon in der DDR in der alten Schuhfabrik gearbeitet hatten.
Was macht für Sie persönlich den speziellen Reiz von Brandenburg aus?
Ich komme ursprünglich vom Bodensee, habe von daher eine ganz andere Landschaft als Prägung und ich habe lange gebraucht, bis ich diese Weite hier genießen konnte. Letztlich hat mir Dieter Moor die Augen geöffnet für die Schönheit der Weite, er hat hier mal ein Paar Schuhe machen lassen und auch für seine Sendung gedreht. Von allein hätte ich das nie kapiert. Am Bodensee hast du erst den See und dann kommen die Berge. Punkt. Aber das hier hat eine ganz andere Qualität, einfach hier unter einer Silberpappel zu sitzen, über das Land zu schauen und das Rauschen zu hören. Ich glaube, mittlerweile habe ich es als Landschaft verstanden.
Wie unterscheiden sich die Brandenburger von den Berlinern?
Ich weiß nicht, wie es generell ist, aber die Zehdenicker, die ich hier kennengelernt habe, sind durchaus speziell. Sie sind sehr verschlossen und eher eigen, das kommt, glaube ich, aus dieser harten Zeit in der Ziegelindustrie, die sie hinter sich haben: sie sind es gewohnt, ihr eigenes Süppchen zu kochen. Aber wenn sie dann mal aufgetaut sind, dann kann man mit ihnen Pferde stehlen. Da ist etwas, das ich toll finde. Sie sind überhaupt nicht unstet, sondern sehr treu. Das ist schon ein großer Unterschied zu den Berlinern, die sind sprunghafter.
Wie sieht Brandenburg in zehn Jahren aus?
Ich weiß nicht, ob zehn Jahre für grundlegende Veränderungen reichen werden. Ich denke, das wird noch länger dauern. Ich weiß auch gar nicht genau, warum die Entwicklung so lange braucht. Was ich wirklich gut kenne ist unser Ort hier: hier ist die Infrastruktur in Ordnung, aber es fehlt auch noch vieles. Auch im Allgäu hat es 30 Jahre gebraucht, bis der Blüte des Wirtschaftswunders eine Kulturlandschaft folgte.
Fünf Tipps, was Berliner in Brandenburg besuchen, was sie unternehmen oder was sie unbedingt gesehen haben müssen:
Hier sollte man auf jeden Fall einmal fischen gehen, in den vielen gefluteten Tonstichen, einer bezaubernden gebrochenen Industrielandschaft, ich finde, das kann einem viel geben.
Man sollte sich auch mal ein Paddelboot mieten und auf der Havel fahren, wo man vom Boot weit über die Wiesen schauen kann, weil alles so flach ist.
Außerdem sollte man sich den Film im Ziegeleimuseum im Ziegeleipark Mildenberg ansehen. Er zeigt, wie in den 20ern, 30ern hier die Ziegel für Berlin hergestellt wurden. Zehdenick war nämlich mal Europas größtes Ziegelwerk.
Und dann gibt es noch den Ziegenhof an der Schleuse Regow. Der Hofladen bietet dort im Sommer eine tolle Käseplatte mit einem guten Wein. In einer Art historischem Kühlschrank unter der Erde, einem großen Erdloch, reifen die Käse.
Foto: Kasper Jensen/Hipi
Angeln mit DAV-Angelkarte
z.B. im Großen Wentowsee bei Marienthal
Boote leihen
z.B. bei Wallapoint Kanustation Mildenberg, Am Welsengraben 5, 16792 Zehdenick, OT Mildenberg, Tel. 03307-42 08 00,
Kanustation tgl. 10-20 Uhr,
www.wallapoint.de
Ziegeleipark Mildenberg Ziegelei 10, 16792 Zehdenick, OT Mildenberg, www.ziegeleipark.de
Tel. 03307-31 04 10,
tgl. 10-17 Uhr
Ziegenkäserei Capriolenhof Schleusenhof Regow, 16798 Fürstenberg, OT Bredereiche, www.capriolenhof.de
Hofladen und Einkehr tgl. 11-19 Uhr,
Trippen Fabrikverkauf Zehdenick Liebenwalder Ausbau 7-8, 16792 Zehdenick,
18. Mai bis 24. August, Sa 10-16 Uhr
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