Kommentar

Ausländischer Name erschwert die Suche nach der Wohnung

Wer Bülent oder Sergej heißt, hat Probleme auf dem Wohnungsmarkt. Vermieter laden Menschen mit ausländisch klingenden Namen oft nicht einmal zur Besichtigung ein, auch wenn sie über die gleichen Voraussetzungen wie Gehalt und gesichertes Arbeitsverhältnis wie Mitbewerber mit deutsch klingenden Namen verfügen. Eine Studie hat den diskriminierenden Missstand mal wieder belegt. Das Problem ist altbekannt – und kaum lösbar. Ein Kommentar von Jacek Slaski.

Ausländischer Name erschwert die Suche nach der Wohnung. Wer im schicken Altbau wohnen will, sollte lieber Peter heißen als Ali.
Wer eine neue Wohnung sucht, sollte besser keinen ausländisch klingenden Namen haben. Foto: Imago/Joko

Wohnungssuche in Berlin ohne schwer – mit vielen Namen quasi unmöglich

In Berlin ist es schwer genug, eine Wohnung zu finden. Heißt man nicht Peter oder Andrea wird die Sache noch schwieriger. Die strukturelle Benachteiligung von Menschen mit Migrationshintergrund wird immer wieder erforscht, es fehlt aber an Konsequenzen für Vermieter und Ideen, wie die Ungleichbehandlung gelöst werden könnte.

Weil das Problem vermeintliche Randgruppen betrifft, scheint es die Mehrheitsgesellschaft auch wenig zu stören. So liest man alle Jahre wieder die gleichen Geschichten. Wer türkische, arabische oder osteuropäische Wurzeln hat, erntet bei der Wohnungssuche Absage um Absage. Egal wie eloquent die Bewerbung formuliert ist und akkurat die Unterlagen zusammengestellt wurden.

Sauberer Schufa-Nachweis, ordentliche Verdienstbescheinigung, feste Anstellung? Alles egal!

Sauberer Schufa-Nachweis, ordentliche Verdienstbescheinigung, feste Anstellung? Alles egal. Der Vorname reicht, um mit dem Anliegen direkt im Mülleinmer zu landen. Blöd für alle Ahmeds und Hülyas. Die Vermieter stellen auf stumm. Keine Rückmeldung oder Floskeln und Ausreden sind oftmals alles was man erwarten darf. Kommt eine vergleichbare Bewerbung von Matthias oder Kerstin sind die Chancen höher, sich wenigstens die Wohnung mal anschauen zu dürfen.

Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes stellt Studien und Berichte zu dieser misslichen Lage immer wieder vor. Dabei gehen die Autoren der Studie konkret vor und verfassen fingierte Bewerbungen, einmal mit ausländisch klingendem Namen, einmal mit deutsch klingendem Namen, und kommen immer wieder zu dem gleichen Ergebnis. Wessen Name ausländisch anmutet, wird benachteiligt.

Doch was soll angesichts des Zustands geschehen, wie kann für mehr Gerechtigkeit gesorgt werden? Ohne die Politik geht es nicht. Der Gesetzgeber sollte sich für faire Abläufe einsetzen, etwa durch anonymisierte Bewerbungsschreiben, die teilweise bei der Arbeitssuche schon existieren oder mit harschen Strafen für diskriminierende Vermieter. Denn immer wieder über den jämmerlichen Zustand zu berichten, ohne das irgendetwas passiert, kann nicht die Lösung des Problems sein.


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