Berlin ist Techno. Kaum eine andere Stadt in Deutschland ist so für ihre Clubs und exzessive Partys bekannt. Für viele Clubgänger gehören Drogen dazu wie für andere das Bier vom Späti. Allerdings können die Substanzen schnell gefährlich sein — Drug-Checking kann helfen. Auch in Berlin soll das bald möglich sein. Wann und warum es sinnvoll sein kann, berichtet Anouschka Hamp.
Drug-Checking soll auch in Berlin Konsum sicherer machen
Drogenkonsum macht nicht immer nur Spaß, sondern kann auch mal daneben gehen – und vielleicht sogar sehr gefährlich werden. Natürlich kann man vor dem Konsum bei Apps wie „KnowDrugs“ nach entsprechenden Pillenwarnungen Ausschau halten. Doch ganz sicher gehen, was genau in den Substanzen enthalten ist, können Konsumierende nie.
Mögliche Abhilfe kann hier das Drug-Checking schaffen. Hierbei werden Substanzen wie Ecstasy oder Speed von Laboren auf gefährliche Inhaltsstoffe und ihren Wirkstoffgehalt überprüft, um potentielle Gefahren für die Nutzer:innen zu minimieren. In manchen deutschen Nachbarstaaten wie der Schweiz oder den Niederlanden ist dies bereits legal. In Zürich können Konsumierende ihre Drogen beispielsweise zwei Mal pro Woche beim Drogeninformationszentrum DIZ kostenlos checken lassen. Die Ergebnisse sind drei Tage später online oder telefonisch abrufbar.
Dies soll nun auch in Berlin kommen. Ein entsprechender Vorstoß wurde bereits vom vorangegangenen Senat eingebracht: Die rot-rot-grüne Regierung hat eine entsprechende Initiative schon 2016 in ihrem Koalitionsvertrag beschlossen. Umgesetzt wurde dies bislang aber nicht. Nun kommt aber noch einmal neuer Wind in die Angelegenheit.
Räume und Personal für Drug-Checking in Berlin verfügbar
Wie die „BZ“ berichtete, soll das Drug-Checking nun aber bald beginnen. „Räume, Personal, Ausstattung, Website, Transportmittel, Labor etc. stehen zur Verfügung“ so der Senat gegenüber der „BZ“. Nun liegt es am Landeshaushalt 2022/2023: Sobald dieser beschlossen ist, sollen entsprechende Positionen besetzt werden und die Drug-Checking-Initiative kann beginnen. Im Rahmen dessen sollen Konsumierende nicht nur die Substanzen auf Verunreinigungen testen lassen, sondern auch Beratungsgespräche über verantwortungsvollen Konsum in Anspruch nehmen können. In einer Stadt, in der das Koks auf Wunsch per Taxi kommt, sicher eine gute Idee.
Bisher waren ähnliche Modelle in Deutschland illegal. In den 1990er-Jahren gab es bereits ein Drug-Checking-Angebot von dem Suchthilfeverein Eve & Rave, der auf Partys Drogen untersuchte. Nach Untersuchungen der Polizei wurde dies aber eingestellt und staatliche Labore wurden angewiesen, keine Proben dieser Art mehr anzunehmen.
Drug-Checking kann vor Überdosierungen schützen
Laut dem Leipziger Sucht- und Beratungszentrum Drugscouts, bestand „für potentielle Anbieter:innen von Drug-Checking eine erhebliche Rechtsunsicherheit – so könnte (…) gegen jede Person, die Substanzen testet oder annimmt, um sie in ein Labor zu bringen, ein Strafverfahren wegen Drogenbesitzes begonnen werden.“
Und das trotz verschiedener Vorteile wie die Minimierung von gesundheitlichen Schäden, das Vermindern von Überdosierungen oder der Hinweismöglichkeit durch die Mitarbeiter auf riskante Stoffe, die im Umlauf sind. Offen bleibt, ob die Regierung ihren Plänen treu bleibt oder das Projekt erneut auf die kommende Haushaltsplanung verschiebt.
Bis dahin können Menschen ihren Drogenkonsum mit der bereits erwähnten App KnowDrugs zumindest ein Stück weit absichern. Hier wird auf riskante Pillen hingewiesen, über Safer Use – beispielsweise in Bezug auf gefährliche Kombinationen – aufgeklärt und Hilfsangebote in der Nähe sowie Tipps für Notfälle aufgelistet.
Für viele ist der Drogenkonsum ein Wochenendspaß, mehr als genug bleiben aber hängen: Drogensüchtig und obdachlos in Berlin – so lebt es sich am Abgrund. Mal wieder angesagt ist die Droge „G“, also GHB, bekannt als KO-Tropfen – die Einnahme ist sehr gefährlich. Generell hat die Hauptstadt den Ruf des Rausches: Wieso sind Drogen in Berlin so normal?