In den anderen Bundesländern ist es schon gängiger Standard, nur in der Hauptstadt, da haben sich die Politiker*innen noch Zeit gelassen. Bis jetzt. Ab Mittwoch soll die Maskenpflicht auch in Berlin gelten – beim Einkaufen. Im öffentlichen Nahverkehr hatte man den Mund-Nase-Schutz schon seit Wochenstart zum Status quo der Pandemie-Schutzmaßnahmen erhoben. Nun sollen die Berliner*innen auch im Einzelhandel nur noch gesichtsbedeckt unterwegs sein. Das Ende der Freiheit?
Selbstverständlich wird das in einer Stadt, in der gern alles ein bisschen extremer ist, auch umso extremer angenommen. Verschwörungstheoretiker*innen würden lieber ihre Aluhüte fressen, als sich „denen da oben“ zu ergeben und Grundrechte aufzugeben (was ja die gängige Kritik an jeder Corona-Beschränkung ist). Die Öko-Eltern dagegen haben ihren Torben-Taddäus ohnehin seit Wochen systematisch abgeschirmt und finden es nun auch angemessen, sich selbst weiter zu reduzieren.
Und die Hipster? Die googlen sich schon seit Tagen durchs Netz, um Maskentrends aufzuspüren. Wer hätte bei der Fashion Week vor wenigen Wochen noch gedacht, dass ausgerechnet der Mundschutz zum It-Accessoire werden würde. Nun sind die Dinger heiß begehrt, wer etwas auf sich hält, kauft in Berlin lokal und schick. Das selbstgenähte Gesichtstuch ist dabei übrigens genauso wertvoll. Als Statussymbol braucht die Maske niemand.
Maskenpflicht in Berlin – sie ist schon längst Produkt Nummer eins
Trotzdem: Sie ist das Produkt Nummer eines. Von der Wäscherei im Wedding über den Straßendealer im Mauerpark bis zum fancy Label haben direkt alle umgestellt aufs Maskenschneidern. Die BVG will allen irgendwie Masken zukommen lassen, die die aufgerufenen Preise (von fünf Euro bis Gucci-Klasse) nicht zahlen können und trotzdem auf Bus und Bahn angewiesen sind. Was für ein Irrsinn weltweit vor sich geht, haben wir in unserem Masken-Blog zusammengefasst.
Und was bedeutet das nun alles? Dass wir in irren Zeiten leben, in denen Grundfeste erschüttert werden und niemand ganz genau weiß, was richtig ist und was falsch. Anzunehmen ist auch nach reichlich Quellenvergleich, dass die Maske einen selbst nicht unbedingt vor irgendwelchen Viren schützt, zumindest nicht die handelsübliche.
Die handelsübliche Maske schützt die Träger*innen kaum, aber…
Anzunehmen ist aber auch, dass sie andere Menschen schützt vor den diversen Tröpfchen, die der Durchschnittsmensch so in die Gegend absondert. Dass wir vielleicht alle etwas zu schnell auf eine Entspannung der Situation hofften, erkennt man daran, dass die Reproduktionsrate nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) wieder gestiegen ist, auf 1,0. Heißt: Im Schnitt steckt jeder Corona-Infizierte einen weiteren Menschen an. Nicht gut. Im Gegenteil.
Wir werden uns darauf einstellen müssen, dass es in den kommenden Wochen auf und ab geht. Dass die Corona-Verordnung immer wieder überarbeitet wird. Vieles davon wird uns nicht gefallen.
Eine historische Situation – in der noch einiges kommt
Wir dürfen wieder in die Boutique, aber nicht zur Fußpflege. Zum Friseur, aber unsere Zahnärztin macht weiter nur Notfälle. Kinder gehen wieder zur Schule, aber wir nur noch mit halbbedecktem Gesicht zu Aldi. Nichts davon muss richtig sein. Dass nichts davon falsch sein muss, macht das Meiste notwendig.
Es ist eine historische Situation, in der wir uns befinden. Unsere Freiheit steht auf dem Spiel, ein Teil haben wir schon abgeben. Die reine Vernunft muss manchmal siegen, und mit hoher Wahrscheinlichkeit spiegeln die Maßnahmen sie wider. Wir müssen uns zusammenreißen. Die Maske im Supermarkt wird dabei keinen umbringen. Die Alternative möglicherweise schon.