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Ukraine-Krieg

Hass auf russische Gastrobetriebe in Berlin: „Geh sterben, Russensau!“

Russische Gastrobetriebe in Berlin müssen seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine zahllose Anfeindungen über sich ergehen lassen – Drohanrufe, schlechte Bewertungen im Internet und weniger Gäste sind trauriger Alltag für viele geworden. So ist auch die 100 Gramm Bar in Mitte wegen ihres russischen Hintergrunds von Feindseligkeit und offener Aggression betroffen. Wir haben mit dem Geschäftsleiter Claudius von Steynborn über die aktuelle Situation russischer Gastrobetriebe in Berlin gesprochen.

Seit Kriegsbeginn gibt es Anfeindungen: Die 100 Gramm Bar ist einer der russischen Gastrobetriebe in Berlin, an denen Menschen ihre Wut auslassen. Foto: Lisa Levkic

Die russische Bar ist gegen Putins Krieg

„Jedes Restaurant, in dem russische Herkunft drin ist, wird momentan angefeindet“, berichtet Claudius von Steynborn. Er betreibt die 100 Gramm Bar am Rosenthaler Platz: Auf der Karte stehen russische Spezialitäten, experimentelle Cocktails und natürlich Wodka. Spät abends wird Platz gemacht zum Tanzen, ab 23 Uhr legen DJs auf.

In Partystimmung ist der Barbetreiber derzeit aber nicht. Er ist selbst russischer und polnischer Herkunft und hat Verwandte und Freund:innen in der Ukraine. Traurig erzählt er, wie Menschen russischer Herkunft in Berlin verantwortlich gemacht würden. „Wir selbst haben überhaupt nichts damit zu tun – wir sind gegen Krieg“, sagt von Steynborn. Die 100 Gramm Bar solidarisiert sich mit der Ukraine und bezieht klar Stellung gegen Krieg.

Russisches Essen steht auf der Karte. Ein Verkaufsschlager ist es aber seit dem Kriegsausbruch leider nicht mehr. Foto: Lisa Levkic

Zwar sollte die Herkunft der Angestellten auch in einem russischen Betrieb keine Rolle spielen, trotzdem wird sie seit dem Russland-Ukraine-Krieg immer häufiger zum Thema gemacht. Dabei sind auch die russischstämmigen Angestellten nicht automatisch Putin-Freunde, im Gegenteil. So sieht das auch Claudius von Steynborn: „Ich kenne niemanden, der Pro-Putin und für diesen Krieg ist. Niemanden“, bestätigt er. Ohnehin sind in der 100 Gramm Bar neben Russ:innen auch Menschen ukrainischer Herkunft beschäftigt. Viele von ihnen haben auch noch Familie im Kriegsgebiet.

Umso sinnloser sind die Hass-Anrufe, mit denen die 100 Gramm Bar momentan zu kämpfen hat: Die Angestellten, oft selbst nicht russischer Herkunft, werden über das Telefon aufs Gröbste beleidigt. Kommentare wie „Geh doch sterben, Russensau!“ oder „Geh doch zurück nach Russland!“ müssen sich die Angestellten mittlerweile regelmäßig anhören. Auch im Internet bleibt die Bar nicht verschont: Die Bewertungen beziehen sich vermehrt auf Russlands Krieg in der Ukraine statt auf die Qualität der Drinks.

Viele der Bewertungen haben nichts mit der 100 Gramm Bar, sondern mit dem Russland-Ukraine-Krieg zu tun. Foto: Lisa Levkic

So setzen sich russische Gastrobetriebe für die Ukraine ein

Wut, Verzweiflung und Überforderung im Angesicht des Russland-Ukraine-Krieges sind verständlich – nicht aber, diese Emotionen an russischen Gastrobetrieben auszulassen. Sie sind nicht für den Krieg verantwortlich und manche von ihnen setzen sich auch aktiv für die Ukraine ein.

So auch die 100 Gramm Bar. Seit Kriegsausbruch sammelt sie gemeinsam mit den russischen Gastrobetrieben Café Datscha, Restaurant Pasternak und Datscha Bistro Sachspenden für die Ukraine. Aktuell ist die Sammelstelle im Datscha Kreuzberg. Wichtig seien vor allem Medikamente und Powerbanks, aber auch Kinderkleidung wird benötigt. Die Sachspenden werden dann direkt an die polnisch-ukrainische Grenze gebracht und Bedürftigen übergeben. Die Hilfsbereitschaft in der Stadt ist groß, zahlreiche Menschen und Betriebe zeigen ihre Solidarität. Wo ihr euch in Berlin einbringen könnt, um Menschen aus der Ukraine zu helfen, sammeln wir hier.


Mehr zur Unterstützung der Ukraine

Aktivismus, der gut schmeckt: So helfen Berliner Bäckereien und Restaurants. Anton Dorakh ist Mitgründer der Initiative Vitsche. Wir sprachen mit ihm über die ukrainische Community und ihre Proteste gegen den Krieg. Mehr zu politischen Themen in Berlin findet ihr hier.

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