Guten Rutsch!

Vorsätze für 2022: 12 wirklich schöne Ideen für Querdenker

2021 neigt sich dem Ende zu und es wird Zeit für unzählige gleichklingende Texte zu Neujahrsvorsätzen. Wir brechen mit der allgemeingültigen Selbstverbesserer-Thematik, sprechen hingegen eine kleine Gruppe mit großer Klappe an: die Querdenker:innen. Immerhin haben sie eine andere Sicht auf die Welt. Nicht unbedingt eine fundierte, geschweige denn gut recherchierte, dafür… ne, da gibt’s nichts Positives zu sagen. Damit ihr, liebe Querdenker:innen, das kommende Pandemiejahr etwas abseits von Telegram und Hetze zutun habt, geben wir euch 12 wirklich schöne Neujahrsvorsätze für 2022. Gern geschehen.


Nicht mit Nazis marschieren

Weiß nicht, ob man wirklich mit denen zusammenlaufen möchte. Eher nicht. Foto: Imago/aal.photo

Wer kennt es nicht? Kaum auf der Straße mit Transparenten unterwegs, schon gesellen sich Nazis mit ihren Reichsflaggen dazu. Manche schlucken die bittere Pille und laufen trotzdem weiter mit, immerhin geht es ihnen darum, einen Missstand zu beseitigen. Die politische Gesinnung Beteiligter spielt dabei keine Rolle. Unsere Meinung ist, dass man sich nie mit Menschen gemein machen sollte, die einen Schwarzrotweiß-Fimmel und Hang zur Kombi altdeutsche Schrift, Haarschneidemaschine und Bomberjacken haben. Es sollte zudem klar sein, dass freiheitsverfechtende Nazis ein Paradoxon sind. Im nächsten Jahr könnt ihr ja nochmal überlegen, wem die Proteste helfen. Und ob sie sinnvoll sind.


Das Wort Diktatur googeln

Suchmaschinen sind der Hammer! Foto: Screenshot

Es gibt Worte, die werden im allgemeinen Sprachgebrauch leider häufig völlig falsch angewandt. Public Viewing meint ursprünglich zum Beispiel das Zurschaustellen eines Toten, um seine Identität festzustellen, nicht Rudelgucken. Querdenker:innen sprechen hingegen gerne von einer Corona-Diktatur. Ist leider nicht richtig. Eine Diktatur ist eine Herrschaftsform, die sich dadurch auszeichnet, dass eine Person oder Gruppierung unbeschränkte politische Macht ausüben kann. Wir leben in einer parlamentarischen Demokratie, außerdem gibt es Wahlen und so. Worin sich diese Regierungsform von einer Diktatur unterscheidet, warum es auch in einer Demokratie möglich ist, in Notsituationen bestimmte Freiheiten einzuschränken und warum Meinungsfreiheit nicht bedeutet, dass alle eure Meinung teilen müssen, findet ihr via Google heraus. Übrigens ist bei grundsätzlichen Fragen Wiki ebenfalls ganz praktisch. Nie waren Neujahrsvorsätze leichter umsetzbar.


Telegram löschen

Nein, lies die zwei Nachrichten nicht. Lösch die App als Neujahrsvorsatz. Foto: Imago/imagebroker

Ernsthaft, die App ist Gift. Zum Thema Medienkompetenz: Freiheitskämpfer Ulli ist keine valide Quelle, weil er von einer Bekannten hörte, die jemanden kennt, dessen Papagei die Corona-Impfung nicht überstanden hat. Heutzutage ist es leicht, Aussagen zu überprüfen. Wird es hingegen zu kompliziert, etwa weil sich Belege erst auf Seite 8 einer Google-Suche finden lassen, stimmt etwas nicht. Sind die restlichen sieben Seiten voll mit Widerlegungen, dann erst recht nicht. Mundpropaganda auf Telegram ist kein Recherchetool, sondern das Gequatsche Gleichgesinnter. Alles wird bestätigt, Behauptungen nicht hinterfragt. Ihr landet im Kaninchenbau, verliert euch also in einem Thema. Mag sein, dass Telegram Datenschutz großschreibt, trotzdem solltet ihr, sofern ihr anfällig für das dortige Schwurbelsurium seid, davon Anstand nehmen.


Facebook abschwören

Nein, lass die Finger vom blauen F. Foto: Imago/imagebroker

Selbes Prinzip, andere Plattform. Plus: Alle anderen danken es euch, wenn ihr die Kommentarspalten nicht mehr mit euren Schwurbeleien vollmüllt.


Bei medizinischen Fragen Zweitmeinung holen

„Sehe Sie, darum ist Corona doch mehr als eine Grippe.“ Foto: Imago/Science Photo Library

Und es zählt nicht, Wolfgang Wodarg zu Aussagen von Sucharit Bhakdi zu befragen. Geht zu Allgemeinmediziner:innen um die Ecke, die meisten dürften (hoffentlich!) etwas Anderes behaupten als die beiden „Spezialisten“. Generell sind Menschen, die durch ungefähr alle allgemeinen Faktenchecks fallen, nicht unbedingt zuverlässig. Auch wenn ihnen eine gewaltige Mehrheit widerspricht und das mittels Zahlen, Statistiken, Lehrbüchern und anderen Faktenbündeln belegt. Der Neujahrsvorsatz: Googelt Faktenchecks, schaut euch die Infos von Forschungseinrichtungen an, setzt euch mit medizinischen Aussagen auseinander. Nicht alles, was der Mainstream behauptet, muss falsch sein. Warnhinweise sind auch mehrheitlich bestätigt und dank ihnen trinken viele keine Bleiche.


Mailab Videos schauen

Zum Thema Faktenchecks: Schaut euch Videos von Mailab an. Werbung ist vielleicht nervig, aber Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim liefert viele Infos zur Corona-Pandemie, Impfung und Maßnahmen mit vielen Belegen, die ihr selbst nachschlagen könnt. Ein guter Ersatz für Freiheitskämpfer Ulli.


Esoterisches ausmisten

Schaut mal, ein Quarz! Ja, manchmal liegen die auch außerhalb von Bücherregalen. Foto: Imago/McPHOTO

Macht die Marie Kondo, nehmt platzraubende Kristalle, Traumfänger und das Midlife-Crisis-kompensierende Bongo-Set und werft alles in den Müll. Befreit euch von esoterischem Ballast, verwirklicht euch mittels Anhäufen von Wissen, das vielleicht mainstreamig, dafür aber belegt ist. Solltet ihr euch nicht trennen können, dann verzichtet vorerst auf Hexenzirkel-Lesegruppen oder Telegram-Gruppenhetze. Setzt euch stattdessen in Vortragsreihen von richtigen Wissenschaftler:innen, auch gerne zum Placeboeffekt.


Keine Journalist:innen attackieren

Bitter, dass die Polizei hierzulande mancherorts Sicherheitszonen für Journalist:innen einrichten muss. Foto: Imago/Arnulf Hettrich

Tja, da ist es schon wieder passiert. Da laufen Querdenkende mit Transparenten los, treffen auf einen Journalisten und schlagen ihm kurzerhand ins Gesicht. Mensch, Mensch, Mensch, die Hände sind schneller als der Verstand. 2020 ist dieses „Missgeschick“ 251-mal in Deutschland vorgekommen, die Dunkelziffer ist, wie üblich, wahrscheinlich höher. Auch in diesem Jahr gab es wieder Angriffe. Wie viele genau, ist noch nicht bekannt. Für nächstes Jahr könntet ihr Kämpfenden für die Meinungsfreiheit ja die Pressefreiheit nicht mit Schlägen unterdrücken. Wäre doch ein guter Neujahrsvorsatz. Am einfachsten ginge das, wenn ihr nicht mehr auf pandemiefördernden Großdemos unterwegs seid.


Niemanden attackieren

Wisst ihr was, lasst doch generell die Hände einfach bei euch und nicht geballt in Gesichten anderer.


Homöopathie maximal zum Kaffeesüßen nutzen

„Schau mal, die Süßstoffspender eignen sich auch für Globuli.“ Foto: Imago/Panthermedia

Es gibt keinerlei wissenschaftliche Belege, dass homöopathische Präparate wirken, auch nicht gegen Corona. Etwas mit dem Placeboeffekt zu erklären, wie es es viele Anhänger:innen tun, gilt erstens nicht und bestätigt zweitens die eigentliche Unwirksamkeit solcher Produkte. Oft heißt es, Homöopathie wirke zu individuell, um sie durch Studien zu prüfen. Falsch. Selbst individuelle Präparate lassen sich testen, indem entsprechende Test- und Vergleichsgruppen gebildet werden. Gläubige verlangen auch gerne Gegenbeweise. Sofern niemand eine Nicht-Wirkung bestätigt, ist zweifeln Irrsinn, heißt es. Die Nicht-Existenz der Zahnfee wurde auch nicht bestätigt. Und an die glauben selbst Homöopathiefans wahrscheinlich nicht. Die Mittelchen, etwa Globuli, könnt ihr aber gerne zum Süßen nutzen. Mehr als Zucker ist ohnehin nicht drin.


Maske richtig aufsetzen

Berlins neue Gesundheitssenatorin Ulrike Gote macht’s vor. Foto: Imago/Emmanuele Contini

Nach fast zwei Jahren mag es vielleicht noch nicht angekommen sein, aber die Maske gehört über die Nase. Atmet ihr durch die Nase, ist die Maske darunter lediglich Gaukelei. Aerosole verbreitet ihr trotzdem – und seht dabei auch noch albern aus. Also, wenn es in diesem Jahr noch nicht so gut lief, probiert es im nächsten. Eine kleine Anleitung: Gummibänder über die Ohren ziehen und das vordere Ende, den Stoffteil, vors ganze Gesicht legen. Ob es geklappt habt, merkt ihr, wenn der Drahtbügel nicht gegen die Nasenscheidewand drückt.


Sich impfen lassen

Sogar der kleine Timmi weiß, dass Impfungen für ihn gut sind. Foto: Imago/Westend61

Die Impfung ist noch immer ein sicheres Mittel, um die Wahrscheinlichkeit eines schweren Verlaufs zu drücken. Und falls ihr Gründe dagegen sucht, schaut doch in diesen Text, warum Impfen wirklich doof ist. Unser Autor nennt gleich 12 Gründe. Hehehe.


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Ihr habt euch entschieden, wollt euch kommendes Jahr impfen lassen? Hier findet ihr alles Infos zur Impfung in Berlin. Übrigens: Eine Impfpflicht für viele Bereiche ist durchaus richtig, kommentieren die tip-Herausgeber Robert Rischke und Yoram Roth. Solltet ihr den tip nach diesem Text nicht hassen, könnt ihr euch unsere weiteren Stadtleben-Texte anschauen.

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