Taylor Swift, die bedeutendste Popkünstlerin der Gegenwart, meldete sich im US-Wahlkampf zu Wort und sprach sich für Kamala Harris aus. Wie bedeutend ist die Unterstützung für die Kandidatin der Demokraten, kann Swift mit einem Social-Media-Post Trumps Wiederwahl verhindern – und was passiert eigentlich, wenn sich Musiker und Musikerinnen in die Politik einmischen? Ein Kommentar.
Taylor Swift ist ein Phänomen, wie niemand sonst vereint sie im fragmentierten Zeitalter von Social Media und KI die Massen hinter sich.
Taylor Swift ist ein Phänomen, wie niemand sonst vereint sie im fragmentierten Zeitalter von Social Media und KI die Massen hinter sich. Ihre Tourneen sind ausverkauft, ihre Platten dominieren die Charts, im Privatjet fliegt sie mehrmals im Jahr um den Planeten, sie verdient Millionen, nein Milliarden, jedenfalls ist sie Milliardärin, das „Time Magazine“ wählte sie 2023 zur „Person of the Year“. Nur Superlative sind erlaubt. Und Swift folgt eine gewaltige Fanbasis, die „Swifties“. Swift hat Einfluss, keine Frage. Was passiert also, wenn sich eine derart populäre Person zu Fragen der Politik äußert? Erst einmal wird sie gehört. Schon seit Wochen, eigentlich seit Kamala Harris‘ Einstieg ins Rennen ums Weiße Haus wurde spekuliert, ob Taylor Swift sich positionieren wird. Nein, nicht „ob“, irgendwann ging es nur noch um das „Wann“.
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Als Heilbringerin und demokratische Lichtgestalt wird sie gehandelt, als junge Frau soll sie die Erlösung bringen von der Herrschaft alter weißer Männer, denen es um Öl, Waffen und das Abtreibungsverbot geht. Finstere Zeiten kündigen sich für die liberalen Vereinigten Staaten an, sollte Trump tatsächlich gewinnen. In der Nacht von Dienstag zu Mittwoch stellte sich der von Skandalen und Gerichtsverfahren umwitterte Republikaner nun in dem ersten TV-Duell seiner Widersacherin, die nicht gegensätzlicher sein könnte als er. Als Frau, 20 Jahre jünger, Person of Color, gebildet, humorvoll und professionell ist Harris alles, was Trump nicht ist. Kein Wunder also, dass Harris auch einer Taylor Swift näher steht als der protzige Macho.
Auf Instagram schrieb Swift direkt im Anschluss an die TV-Debatte: „Ich halte sie (Harris) für eine besonnene, begabte Führungspersönlichkeit und glaube, dass wir in diesem Land viel mehr erreichen können, wenn wir von Ruhe und nicht von Chaos geleitet werden“. Ruhe statt Chaos, für vernunftbegabte Menschen sollte dies keine Frage sein, doch Trump genießt bei Millionen seiner Wähler immer noch hohes Ansehen, etwa die Hälfte der US-Wähler und Wählerinnen wünscht sich den Mann mit der roten „Make America Great Again“-Mütze zurück ins Oval Office.
Am Ende hat auch Taylor Swift nur eine Stimme
Harris brachte Schwung in den Wahlkampf, viele atmeten auf, als der andere alte Mann, Joe Biden, sich aus dem Rennen zurückzog. Euphorie machte sich breit, Swift heizt diese Euphorie nun an und hier im fernen Europa könnte man leicht in einen Taumel geraten und der Illusion verfallen, es wird schon alles gut werden, die Ruhe wird einkehren und nicht das Chaos einfallen. Doch auch 2016 glaubten viele an Hillary Clintons Sieg, wogen sich in Sicherheit, es kam dann anders, und man sollte nicht vergessen, dass die US-Wahlen nicht in Hollywood oder bei einem Taylor-Swift-Konzert entschieden werden sondern in den Swing States, wo der „Average Joe“ sich gedemütigt fühlt und verängstigt in die Zukunft blickt.
Ob diese Ängste berechtigt sind oder nicht, steht an dieser Stelle nicht zur Debatte. Am Ende hat aber auch der „Average Joe“ eine Stimme, die er am Stichtag im November abgeben wird, und am Ende hat auch Taylor Swift nur eine Stimme, auch wenn ihre etwas lauter ist und für mehr Aufmerksamkeit sorgt. Doch ob sie erhört wird und Menschen zum Umdenken inspirieren kann, nur weil sie gerne Swifts-Hits streamen, oder ob die Popkönigin der Neuzeit nur zu einem Chor der Bekehrten predigt, muss sich noch zeigen.
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